Geschenke des Seniorenwunschbaumes wurden verteilt
Eine "Weihnachtsgeschichte" - Weihnachten 3.0
„Es begab sich anno dazumal…“ So könnte ein Märchen anfangen. Es kann aber auch einfach anfangen mit „Es gab einmal einen Seniorenwunschbaum in Menden…“
Mittlerweile das dritte Mal haben Mendener Bürger und Geschäftsleute mit Initiator Olaf Jäger den sogenannten Seniorenwunschbaum gestemmt. 600 Wünsche (mehr als in den beiden ersten Jahren) sind eingegangen. Innerhalb von drei Tagen war der Wunschbaum leer gepflückt – und jeder durfte maximal nur zwei Wunschzettel (der Einkaufswerte sollte 30 Euro nicht übersteigen) mitnehmen. Erstmalig wurden in diesem Jahr auch die Haustiere, welche oftmals die einzigen Begleiter der Senioren sind, mit bedacht.
Einfache Wünsche - nichts "Besonderes"
Die Wünsche sind bescheiden wie in den letzten beiden Jahren: Warme Kuschelsocken, Mützen oder Decken, Pralinen oder einfach nur ein Wandkalender holen die Wunscherfüller ganz schnell in die Realität. Es geht um sehr einfache aber dringende Bedürfnisse wie Wärme, mal etwas zum Naschen, Grundnahrungsmittel oder ein Gutschein von einer Drogerie oder dem Fußpfleger. Sind die Wünsche fast dieselben geblieben so sind es die sogenannten Weihnachtsengel nicht, Menschen welche ein paar Tage vor Weihnachten die Geschenke meist mit ihren Privatautos verteilen. Da es diesmal mehr Geschenke waren wurden mehr Fahrer benötigt und da sich jährlich viele als Fahrer melden sind es auch dieses Jahr viele neue Gesichter bei MOM welche die Pakete abholen. Da einige auch noch durch Krankheit kurzfristig ausfielen, sprangen nach einem Aufruf in den sozialen Medien auch ganz schnell neue "Engel" ein. Doch warum machen sich die Menschen diese Mühe, bei Regen und Kälte zu wildfremden Menschen zu fahren und ihnen die Geschenke auch mal mehrere Stockwerke hochzutragen? Daniel und Heike Büttinghaus haben sich für mehrere Touren gemeldet. Ihr Eindruck (stellvertretend für viele "Engel") ist, dass „Jeder, der auch nur ein einziges Geschenk für einen dieser älteren Menschen gepackt hat, damit auch Freude schenken möchte, ein Lächeln in die Gesichter zaubern. Man sieht teilweise Überraschung in den Gesichtern der älteren Menschen, wenn man mit einem Geschenk vor ihrer Türe steht, Dankbarkeit aber auch ein verlegenes Lächeln bis hin zu gerührten Tränen, die auch das eigene Auge nicht trocken lassen.
Türen in andere Leben öffnen sich
Da möchte man einer älteren Dame nur eine kleine Freude zu Weihnachten bereiten und ihr ein Geschenk überreichen und muss feststellen, dass ein 'kurzer' Besuch zu einem sehr emotionalen Erlebnis werden kann. Eine Tür wird geöffnet und damit auch eine Tür in das Leben eines Menschen, hier eine ältere Dame, die ihr ganzes Leben ehrenamtlich engagiert war und einen behinderten Menschen gepflegt hat. Eine Dame, die sich selber, nach einer gesundheitlich sehr schweren Zeit wieder zurück ins Leben gekämpft hat. Eine Dame, die sich die letzten beiden Jahre geschämt hat, beim Wunschbaum mitzumachen, sich etwas von anderen zu wünschen. Und der es auch dieses Mal noch unangenehm war, ein Geschenk von anderen entgegenzunehmen. Man konnte den Zwiespalt zwischen Freude und Scham spüren. Aber ganz ehrlich, wen, wenn nicht diese Menschen, sollten wir beschenken? Genau, diese ältere Dame zum Beispiel, die sich trotz Krankheit noch immer gerne ehrenamtlich für Kinder engagieren möchte. Wem sollte ich also zu dieser Zeit lieber ein Lächeln ins Gesicht zaubern wollen oder mit wem Freudentränen vergießen? Denn genau diese Menschen haben es mehr als verdient. Und umso größer ist für alle die Freude, wenn aus einem solch 'kurzen' Besuch am Ende auch wieder eine ehrenamtliche Tätigkeit zustande kommt, die sicherlich ein Lächeln in viele Gesichter zaubert. Frohe Weihnachten!“
Freude des Schenkens
Im strömenden Regen stand auch Michael Hake und packte „seine“ etwa zehn Geschenke für seine Tour ins Auto. Warum er das macht? „Ich habe Zeit“ heißt es mit einem Schulterzucken, doch als er von seiner Tour zurück kehrt ist er tief beeindruckt und möchte auch im nächsten Jahr wieder mit dabei sein. Auch Nicole Müller möchte gegen die Traurigkeit ankämpfen, die Menschen übermannt weil sie ausgerechnet an Weihnachten alleine sind und quasi „vergessen“ werden. Für Sie ist diese gezeigte Solidarität in der Gesellschaft sehr wichtig. Mathias Eggers ist von der Aktion Senioren-Wunschbaum überzeugt und möchte sie durch das Verteilen der Geschenke mit unterstützen. Ansporn für ihn und seine Frau sei aber auch die Freude bei den Menschen zu sehen und zwar bei beiden: den Überbringern sowie den Beschenkten. Dass es auch mal kleinere Probleme beim Verteilen geben kann, bestätigt ein Fahrer. Die Frau, welche das Päckchen empfangen sollte, öffnet nicht. Doch der Fernseher ist laut zu hören. Auch zwei Stunden später noch… Eine Rückfrage im Orga-Team lässt dieses zum Hörer greifen. Sicher ist sicher – nicht dass der Frau etwas passiert ist. Einmal durchklingeln lassen. Noch einmal. Dann geht jemand an das Telefon. Es wird langsam und deutlich erklärt, dass der Weihnachtsengel schon zwei Mal vor der Tür stand aber keiner geöffnet hatte. (Die Verteiltage sind angekündigt) Die alte Dame hört jedoch nicht nur etwas schwer sondern ist auch noch schlecht zu Fuß. Der Bote möchte es doch bitte in den Briefkasten werfen – doch dafür ist das Paket zu groß. Es wird eine erneute Uhrzeit vereinbart und das Paket soll vor die Tür gelegt werden. Aufatmen beim Team – es geht der Dame gut.
Kontaktangebot von Schülern
Die nächste Rückmeldung kommt. Die Seniorin war bei der Verteilaktion nicht zu Hause. Aber jetzt sei sie da, allerdings nur bis 11 Uhr. Ein Anruf von Organisator Olaf Jäger und der Weihnachtsengel springt tatsächlich noch ins Auto und schafft es noch, das Weihnachtspräsent bis vor 11 Uhr abzuliefern. Doch nicht nur Präsente wie gespendete Drogerieartikel, Essensgutscheine oder Tiernahrungsgutscheine werden in den drei/vier Tagen überreicht. Die Gesamtschule Menden hatte sich seit Februar 2023 Gedanken gemacht. So wurden von den Schülern nicht nur tolle handgemachte Karten und selbstgebackene Plätzchen mit überreicht. Auch ein Kontaktangebot liegt bei mit den Worten: „Wie verbringen Sie Ihre Weihnachtstage? Was sind Ihre Hobbys? Wenn Sie Lust auf einen regelmäßigen Austausch haben, melden Sie sich gern“
Wenn das kein tolles Angebot an unsere Senioren und einsamen Menschen ist! Der Zuspruch für diese Aktion ist jedenfalls auch in diesem Jahr weiter gestiegen und zumindest jeder Teilnehmende nimmt für sich mit, mehr auf seinen Nächsten/Nachbarn zu achten. Denn was viele erstaunt hat: Viele von den Beschenkten waren in der näheren Umgebung und somit waren Freud und Leid doch sehr eng beieinander.
"Ich brauche nichts!"
Beispielhaft für sehr viele Wünsche sei hier noch eine kleine Randgeschichte erwähnt: Wenn etwas unklar ist auf den eingehenden Wunschzetteln, greift das kleine Team um Olaf Jäger auch mal zum Telefon um den Wunsch abzuklären. Hier hatte eine Frau einen Wunsch – Ihr Mann ging jedoch ans Telefon. Auf die Frage, was er sich denn wünsche kam die Antwort: „Ich brauche nichts! Ich habe meine Frau im Leben!“ Dann wurde das Telefon an die Gattin weitergereicht. Ihre Aussage: „Ich bin bettlägerig und mein Mann pflegt mich!“ Der Wunsch wurde abgeklärt und schließlich gelang es doch noch, von der Frau zu erfahren worüber sich denn wohl ihr Ehemann freuen würde…“Er mag Marzipan gerne.“
„Dafür“, so Olaf Jäger, „dafür mach ich das – und viele andere auch!“
Autor:Karolin Rath-Afting aus Menden (Sauerland) |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.