Stadtspiegel-Kolumne von Seite 1
"Doch noch eine Glosse"

Ich bin ja nicht der "sentimentale Typ" (zumindest nicht nach außen hin). Wenn der Cowboy im Western seinen letzten Atem aushaucht, jemand sagt "Schau mir in die Augen, Kleines", Jedi-Ritter zu Sternenstaub zerfallen oder Romeo und Julia geschieden werden - dann lässt mich das ziemlich kalt.
Was mir aber - warum auch immer - ans Gemüt geht, das sind diese Filmszenen, in denen jemand sein Büro leerräumt und dann mit dem Pappkarton seiner beruflichen Erinnerungen in komprimiertester Form unterm Arm von dannen zieht.

So, jetzt habe ich endlich mal Zeit, die Glosse zu schreiben, denn "meinen Karton" habe ich eben zum Auto gebracht.
Viel hatte ich nicht hinein gepackt, das meiste, was zuvor auf, unter, neben und im Schreibtisch gelegen hatte, ist im Müll gelandet. Auch zahlreiche Visitenkarten, die früher einmal sehr wichtig gewesen waren, jetzt jedoch lediglich noch Altpapierwert besaßen. Und unter den Datenschutz fallen.
Überhaupt war es teilweise schon recht lustig, was sich in all den Jahren an "Kram" angesammelt hatte.
Der Unterschied von heute zu den Kartons der traurigen Filmhelden: Auch bei Arbeitserinnerungen hat das digitale Zeitalter längst Einzug gehalten. So habe ich zum Beispiel eine DVD mit PDFs sämtlicher Glossen mitgenommen, die ich in den letzten Jahren geschrieben hatte.

Oha, da fällt mir auf: Diese ist - noch - nicht dabei.

Autor:

Hans-Jürgen Köhler aus Menden (Sauerland)

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