Kriegs- und Nachkriegstragödien
Vortrag von Elmar Dederich am Donnerstag, 15.11.2018: Kriegs- und Nachkriegstragödien
Gaststätte Dederich,
Lendringser Hauptstr. 10, 58710 Menden,
19.30 Uhr
Trotz des Länderspiels Deutschland : Russland waren knapp 100 Besucher zum Vortrag "Kriegs- und Nachkriegstragödien" in die Gaststätte Dederich nach Menden-Lendringsen gekommen. Anhand von Bildern schilderte Elmar Dederich anschaulich die dramatischen Vorkommnisse ab 1943 und der Nachkriegswelt.
Hier berichte ich nun ganz kurz zusammengefasst von zwei Tragödien:
Am 14. Mai 1944 starben zwei Jungen nach Granatenexplosion!
Oberhalb der Hüingser Schützenhalle führt ein beliebter Rundweg zunächst durch Wald und später auf eine Wegegabelung zu, die zur Oese, nach Brelen-Edelburg oder wieder nach Hüingsen führt. Vor dieser Wegegabelung steht ein Kreuz mit hinein geschnitzter Inschrift: 14. Mai 1944 – Axel Bröking – Arnold Oelmann. Was war dort geschehen? Ein auf der Erde liegender, etwa zwanzig Zentimeter großer Kasten aus Messing erweckte die Neugierde der Jungen. Axel steckte das „Ding“ in die Hosentasche. Kurz darauf gab es einen Knall. Das „Ding“ war eine Gewehrgranate. Das Kreuz soll den Wanderer an den tragischen Tod von zwei Jungen, Alex und Arnold, erinnern, die im vorletzten Kriegsjahr im Alter von neun bzw. elf Jahren an den Folgen einer Granatenexplosion starben.
Das Rüstungsprojekt „Schwalbe“ im Hönnetal!
Hinter dem Decknamen „Schwalbe“ verbarg sich gegen Ende des 2. Weltkrieges die unterirdische, bombensichere Verarbeitung von Braunkohlen- und Steinkohlenteer in Hydrieranlagen zu Flugtreibstoff für den Deutschen Düsenjäger ME 262. Denn die Treibstoffversorgung war zum großen Problem für die deutsche Wehrmacht geworden. Nur wenige Menschen wussten von dem gigantischen Ausmaß des Bauvorhabens im Steinbruch Hönnetal. Die Tarnung in der Landschaft am Steinbruch Emil war gut. Für den Hydriervorgang im Stollen wurden große Mengen an Wasser benötigt, die die vorbeifließende Hönne nicht hergab. Man plante und baute deshalb eine Wasserzuführung von der Ruhr. An der gigantischen unterirdischen Hydrieranlage im Steinbruch Emil in Lendringsen-Oberrödinghausen und an den damit verbundenen Wasserrohr-Verlegungsarbeiten arbeiten mehr als 6 Monate lang annähernd 10.000 Ingenieure, Fachkräfte der Organisation Todt, Fachkräfte dienstverpflichteter Spezialfirmen, Arbeiter des Reichsarbeitsdienstes, Kriegsgefangene, Zivilgefangene, Zwangsverschleppte und – unter entwürdigenden Umständen – Gefangene des Kommandos X des Strafgefangenenlagers Biebertal. Das Lager im Bieberkamp ist heute in der Örtlichkeit nicht mehr erkennbar. Die Baracken wurden 1946 zugunsten einer Wohn- und Industriebebauung abgerissen. Mindestens 130 Menschen mussten bei diesen Arbeiten ihr Leben lassen. Sie kamen in eine Totenbaracke und wurden von dort aus in 2-rädrigen Karren zum Kommunalfriedhof Lendringsen gefahren und dort beigesetzt. Diese makabren, unwürdigen Leichentransporte haben viele Lendringser bezeugt.
Es wurde auch für einen guten Zweck Geld gesammelt. Die gesammelte Spende - 260,-- Euro - wurde auf das Konto des Ev. Kirchenkreises Iserlohn unter dem Stichwort "Für Garten Eden" überwiesen. Immer dienstags gibt es im Matthias-Claudius-Haus in Menden-Lendringsen für Bedürftige ein Frühstück.
Vielen Dank an Elmar Dederich für die tolle und umfangreiche Berichterstattung, und Dank auch an Norbert Rickenbrock für die "Auflockerung" in den Pausen.
Autor:Sabine Schlücking aus Menden (Sauerland) |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.