Reise in die Dunkelheit 2
...der Mann mustert mich und nickt kurz. Das Spiel ist jetzt schnell vorbei und der Junge liefert brav sein Taschengeld ab. Bevor er sich trollt.
Wir beginnen. Ich bin unkonzentriert und versiebe den Anstoß. Jetzt muß ich extra schlecht spielen, damit er den Braten nicht riecht.
Er macht ein paar ordentliche Stöße, bis die 8 ins falsche Loch segelt.
Ich gewinne dieses und die nächsten zwei Spiele. Vielleicht ist es der Alkohol, vieleicht der Luftdruck. Es dauert eine Weile, bis ich merke das in angefüttert werde. Das er mich gewinnen läßt.
Ich lasse die Maske fallen und räum den Tisch ab. Zwei Hechte im Teich, ist ja wirklich mein Glückstag.
Wir hören auf zu spielen und zollen uns Respekt. Wir reden. Über Politik, über Krieg, über Waffen, über Gewalt. Ich hab ihm den Soldaten schon von der Tür aus angesehen. Brite oder Schotte. Rheinarmee. Aber jetzt nicht mehr.
Der Whisky fließt wie ein langer, ruhiger Fluß. Auch wenn ich nicht mehr gerade stehen kann, mein Kopf ist völlig klar. Überklar. Fokussiert. Wie durch einen Trichter treffen seine Worte genau in mein Gehirn.
Er erzählt von Falkland, ich von 6 Jahren Stadion. Er redet über den verdorbenen Kapitalismus, die moralische Überlegenheit des Sozialismus. Seine Worte finden mein offenes Ohr.
Der rote Faden wird deutlicher, intensiver, detaillierter, verknäult sich in meinem Kopf und reicht bis in mein Herz. Alles verwirbelt sich, verschwimmt.
Wenn ich jetzt noch einen Whisky trinke, wird er wiederkommen und nicht allein.
Fast überhöre ich seine Frage, dann knallt sie mir mitten in den Schädel und ich bin wieder so nüchtern wie am Tag meiner Geburt.
"Kannst Du töten?" fragt er mich.
Ich starre ihm ruhig und fest in die Augen und denke an Brixton, an den Bus.
"Ja", sage ich gelassen.
Ich weiß noch nicht, das ich gerade den größten Fehler meines Lebens begehe...
Wird fortgesetzt
Autor:Thorsten Ottofrickenstein aus Menden (Sauerland) |
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