Erinnerung an das Eisenwerk Rödinghausen
In Menden-Lendringsen ist mir folgendes Erinnerungsstück an das Eisenwerk Rödinghausen, das durch den Mendener Künstler H. Prause aufgearbeitet wurde, aufgefallen. Am dortigen Erinnerungsstück ist eine Tafel zu der Geschichte dieses Werkes angebracht. Möglicherweise lässt sie sich als Foto nicht gut lesen und deshalb habe ich den Text der Tafel hier noch einmal im Original wiedergegeben:
Zur Erinnerung an das Eisenwerk Rödinghausen
Gründungsmitglied der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft im Hönnetal eG
Diese Skulptur, bearbeitet u. restauriert von dem heimischen Bildhauer Heribert Prause,
will an eine mehr als 100-jährige Giesserei-Tradition in Lendringsen erinnern. Ein Wappen
mit der Inschrift "GLÜCK AUF, 1.August 1890, E. R." war das erste Gußstück der neuen
Giesserei. Was immer die Werkhallen als Produkte verließ, war durch Feuer und Flamme
entstanden. Ihre Basis war in Kupolöfen, Lichtbögen- und Netzfrequenzöfen
erschmolzenes Eisen, in festen Sandformen zu Werkstücken vergossen.
Das Produktionsprogramm umfaßte eine Fülle von Artikeln kleinster Abmessungen bis zu
größeren Dimensionen. Nach dem Zeiten Weltkrieg wurden Schwerarmaturen in das
Fertigungsprogramm aufgenommen. Auch dieser Schieber, Nennweite 400, zulässiger
Nenndruck 2,5 bar, in Stahlguss gegossen, wurde im Eisenwerk produziert und war
Bestandteil der umfangreichen betrieblichen Wasserversorgung, die bis Ende der fünfziger
Jahre aus dem Obergraben der Hönne, später aus Brunnen in den Walzwiesen gespeist
wurde. Der Schieber war zur damaligen Zeit, etwa 1960, ein Beweis für die hohe
konstruktive und technologische Beschaffenheit der Produkte und die handwerklich-
fachliche Qualifikation der Mitarbeiter des Eisenwerks.
1996 ging die mehr als 100-jährige Giesserei-Tradition in Lendringsen zu Ende. Die letzten
Werkstücke verließen im Oktober die Produktionsstätten. Die großen Fabrikhallen wurden
abgerissen. Der leere Platz gibt kaum etwas über seine Geschichte preis.
Auch heute noch ist aus der Vielzahl der Geschichten der ehemaligen Mitarbeiter zu
erfahren, daß moderne Technik und soziale Aspekte in dem Unternehmen vorhanden
waren. Sie berichten aber auch über ihre Arbeit, ihre Leistungen und Belastungen. Wo
einst nahezu 1000 Mitarbeiter beschäftigt waren, brach mit der Werksschließung für viele
Lendringser eine Welt zusammen.
Als das Eisenwerk Rödinghausen geschlossen wurde, starb mit Stein und Stahl auch ein
Teil der heimischen Industriekultur.
August 2001
Kennt jemand der Leser eventuell noch weitere Erinnerungstücke im Bereich Menden zur ehemaligen 'Industriekultur'?
Autor:Jo Schwalke aus Balve |
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