Hönnehochwasser - Tief Bernd beschert viele Einsätze
Auch Stadtarchiv betroffen

Die Bodelschwinghstraße um kurz vor 21 Uhr: eine Seenlandschaft. | Foto: K. Rath-Afting
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  • Die Bodelschwinghstraße um kurz vor 21 Uhr: eine Seenlandschaft.
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Der heutige Dauerregen ließ viele Flüsse und Bäche im Kreis zu reißenden Stromschnellen anschwellen. Auch die Hönne, welche sonst maximal knietief durch Menden fließt, zeigte heute ein anderes Gesicht.

Der Regen hörte gegen 19 Uhr auf. Bis dahin war das vormals kleine Füßchen bereits aus seinem Bett gestiegen. Die Einkaufsmeile an der Hönne war da bereits über die Märkische Straße nicht mehr anfahrbar. Das Wasser hatte den Parkplatz vor dem Schmelzwerk in Höhe der Musikschule bereits geflutet.

Ein zurück gelassenes Auto am Schmelzwerk/Bringhof. | Foto: K. Rath-Afting
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Ebenfalls unter Wasser stand das Gelände am Hellweg-Baumarkt. Hier musste die Feuerwehr den Hönnenwerth sperren. Das Evidal-Gelände lief ebenfalls voll. Entlang der Bodelschwinghstraße hingen die ersten Schläuche aus den Kellerfenstern und ließen weiteres Nass auf den Bürgersteig fließen. "Es begann gegen halb sechs Uhr Abends", so eine verzweifelte Anwohnerin. Mit Eimer und Schüppe bewaffnet versuchten Sie, dem aus den Abwasserschächten hochdrückenden Wasser in ihrer Kellergarage Herr zu werden. Die Spundwand in der Kaiserstraße, extra als Hochwasserschutz dort vor Jahren am Ende des Hönneuferweges angebracht, war zu dem Zeitpunkt bereits reine Makulatur, weil das Wasser bereits hinten herum in die Straße strömte.

Die Spundwand ragt nur noch knappe 5 cm aus dem Wasser - doch dieses ist bereits "hinten herum" in die Kaiserstraße geschwappt. | Foto: K. Rath-Afting
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Direkt an der Hönne anliegende Häuser standen auf einmal mitten im reißenden Strom. Die kleine Hönneinsel wurde ihrem Namen nur allzu gerecht: wer die dort befindlichen Liegen besetzen wollte, musste fast hinschwimmen. Selbst mitten in der Bahnhofstraße in der Innenstadt, wurden Eimer voller Wasser aus einer Pizzeria geschleppt.

Antonino Castro von der Pizzeria Isola Bella in der Bahnhofstraße musste seinen Keller mit Eimern ausschöpfen. Wie viele seiner Nachbarn auch. | Foto: K. Rath-Afting
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Der verzweifelte Inhaber hofft nun auf seine Versicherung. "Ich habe keine Pumpe mehr bekommen! Der Baumarkt war überflutet! Die Straße gesperrt!" stellte er frustriert fest. Seine Schuhe und Hosen sind nass. "Erst Lockdown und jetzt das", seufzt er und dann geht es weiter mit einem Mitarbeiter volle Wassereimer aus dem Keller schleppen. Während dessen erneut Feuerwehrsirenen. Am Westwall steht das Stadtarchiv. Davor ein nasser Stadtarchivar. "Es kam ganz plötzlich von unten hoch gedrückt", so Stefan Reisloh.

Erschöpft nach zwei Stunden Akten in Sicherheit bringen: Stadtarchivar Stefan Reisloh. "Es wird sich erst später zeigen, wieviel Schaden das eingedrungene Wasser angerichtet hat". | Foto: K. Rath-Afting
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"Zwei Stunden lang haben wir schon Akten und Ordner in Sicherheit gebracht aber da sind immer noch historisch wertvolle Dokumente im Keller. Aber ich bin froh, dass die Feuerwehr jetzt mit Einsatzwagen vor Ort ist und den Keller leer pumpt", ist er erleichtert und zeigt wie hoch das Wasser steht: fast Schienbeinhoch. Im gesamten Stadtgebiet sind nach dem Aussetzen des Regens viele Menschen unterwegs. Vor allen Dingen viele mit Handys. Auch Battenfelds Wiese ist ein oft fotografiertes Motiv in diesen Stunden.  

Einige Autofahrer hatten es nicht mehr rechtzeitig zu ihren Fahrzeugen auf Battenfelds Wiese geschafft. | Foto: K. Rath-Afting
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Die Hönne hat den Platz unter Wasser gesetzt und mehrere Autos stehen noch auf dem Platz. In den 60er Jahren war die Hönne auch mal so hoch", erinnert sich eine Passantin. "Da gab es aber noch nicht die Renaturierung und die Überflutungsflächen in Lendringsen. Wenn es die nicht bereits gäbe, wäre der Pegel bestimmt noch höher". In der Unterstadt hängen mittlerweile auch in der Unnaer Straße die Schläuche aus den Kellerfenstern. "Es rauscht schon seit drei Stunden das Wasser hier raus", so eine Anwohnerin.

"Noch glimpflich davon gekommen"

"Ein Feuerwehrmann hat uns gesagt, wir sollen das Wasser bis zu 50 cm hoch drin stehen lassen bis der Druck wieder fällt bzw. der Pegel sinkt weil sonst die Bodenplatte beschädigt werden könnte - aber wir haben in diesen alten Häusern keine Bodenplatten. Die sind von 1860." Sie sind froh dass Sie eine Pumpe haben. Genauso wie die Anwohnerin aus der Bodelschwinghstraße: "Gut dass wir einen Pool haben. Mit dessen Pumpe konnten wir schon viel ausrichten." Im Vergleich zu Nachbarstädten ist Menden jedoch wohl mit "nur" vollgelaufenen Kellern bisher glimpflich davon gekommen. Ein Einsatzmann der Feuerwehr zeigte Bilder vom Einsatzort in Iserlohn, wo ein kleines Bächlein in ganzen Straßenzügen mit Gerölllawinen ein Chaos angerichtet hat. Über Nacht wird von den Stadtwerken teilweise der Strom abgestellt um die Menschen zu schützen, da viele Keller voll gelaufen sind und ganze Straßenzüge unter Wasser stehen. Erst wenn sich das Wasser zurück zieht, kann man wohl abschätzen, was dieses Hochwasser für Schäden angerichtet hat.

Autor:

Karolin Rath-Afting aus Menden (Sauerland)

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