Nach Feuer im Bus: Letzter Halt Schrottplatz
Die Fenster sind gesplittert, die Sitzbänke verbrannt. Noch immer liegt beißender Geruch in der Luft. Der ausgebrannte Linienbus ist nur noch ein Haufen Schrott, reif für den Müll. Wirklich? Recycling-Profis sehen das ganz anders.
Vor dem Bahnhof in Unna ging der Linienbus Anfang März in Flammen auf, als der Busfahrer gerade eine Pause machte. Ursache soll ein technischer Defekt sein. Viel retten konnte die Feuerwehr nicht mehr. Bei der Firma Grass Service GmbH an der Frydagstraße im Lüner Stummhafen hat der Riese Wochen später seine letzte Haltestelle erreicht. Und da ist der Bus genau richtig. Denn zwischen all den verbrannten Sitzen und geschmolzenem Plastik stecken noch viele wertvolle Rohstoffe, die nicht zusammen mit dem Brandschutt im Sondermüll landen sollen.
"Einen Linienbus haben wir zwar zum ersten Mal bei uns auf dem Hof", erzählt Carsten Hollberg, bei der Grass Service für den Vertrieb zuständig. Autos werden hier jeden Tag auseinander gebaut, seit einiger Zeit sogar Elektrogeräte. Kleinbusse gab es auch schon. Aber der Linienbus ist eine Premiere. Der Platzmeister hat schon einen Plan gemacht, wie die Arbeiter dem Bus zu Leibe rücken sollen. Zuerst wird das verbrannte Dach abgeschnitten, durch das jetzt noch die Sonne scheint. Zwei Tage, zwei Mann - dann sollte das ausgebrannte Wrack Geschichte sein. Denn letztlich ist ein Bus irgendwie auch nur ein großes Auto. Und so wird der Riese Stück für Stück von den Arbeitern zerlegt. Hier wird geflext, da mit dem Schweißbrenner gearbeitet, mit einem Greifer wird das Dach entfernt. Kabelstränge mit Kupferdrähten, Aluteile, verschiedene andere Metalle - alles Materialien, die nicht in die Mülltonne gehören. Carsten Hollberg erklärt warum: "Rohstoff-Recycling ist der Markt der Zukunft. Öl, Kohle, Erze - alle Vorkommen gehen irgendwann zu Ende. Deshalb ist es so wichtig, Rohstoffe zu schützen und nicht zu verschwenden."
Wenn möglich, werden auch Ersatzteile ausgebaut. Scheinwerfer, Batterien, der Motor. Doch beim Linienbus ist davon kaum noch etwas zu gebrauchen. Die Flammen haben ganze Arbeit geleistet. So heiß, dass der Lack auf den Felgen kochte. Schade um die fast neuen Reifen. Aber hier ist Recycling ausgeschlossen. Hollberg: "Wir können nicht wissen, wie schwer die Hitze das Material beschädigt hat." Doch die wertvollen Metalle aus dem Bus werden bald sortiert und irgendwo wieder eingeschmolzen. Der Kreislauf beginnt von vorne. Und wer weiß, vielleicht fährt irgendwann wieder ein Stück Metall aus dem ausgebrannten Bus über die Straßen im Kreis Unna. Hochmodernes Recycling macht es möglich.
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