Unwetter - wann zahlt die Versicherung?
Im Internet macht ein Video die Runde. Wasser kommt in Fontänen aus einem Kanalisation. Autofahrer bahnen sich den Weg über die überflutete Kreuzung. Der Film zeigt Lünen.
Freitag vor fast zwei Wochen erwischte es vor allem den Süden der Stadt, doch auch in der Stadtmitte standen Keller unter Wasser. Die Lippestadt ist damit nicht alleine, heftige Regenfälle sorgten in den letzten Tagen auch in Wuppertal, Bochum, Stuttgart und vielen anderen Städten für hohe Schäden. Tagen mit viel Sonnenschein folgen oft schwere Gewitter mit Starkregen; das Gefühl sagt, dass so etwas häufiger passiert als früher - und dieses Gefühl stützen zumindest auch die aktuellen Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft. Die Versicherungsschäden nach Überschwemmungen summierten sich laut dem Naturgefahrenreport nach Unwettern mit Starkregen im vorletzten Jahr auf rund 940 Millionen Euro und lagen damit fast zehn Mal höher als im Vorjahr. Die Experten sehen einen kürzeren Wechsel zwischen schadenarmen und schadenreicheren Jahren. „Hausbesitzer sind gut beraten, ihr Wohneigentum gegen alle Wetterrisiken abzusichern“, sagt Wolfgang Weiler, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft.
Staat zahlt nur selten Hilfsgelder
In Nordrhein-Westfalen haben so eine Versicherung nach Informationen des Verbandes rund vierzig Prozent der Besitzer von Wohngebäuden. Eigentümern der rund zwei Millionen nicht versicherten Wohnhäusern im Bundesland bleibe bei Schäden durch Überflutungen nur der Griff in die eigene Brieftasche. Staatshilfen gibt es in aller Regel keine, denn die Ministerpräsidenten der Länder verständigten sich darauf, Hilfsgelder nur noch dann auszuzahlen, wenn sich Hausbesitzer erfolglos um eine Versicherung bemüht haben oder ihnen ein Versicherungsangebot zu wirtschaftlich unzumutbaren Bedingungen angeboten wurde. In Deutschland sei laut des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft ein Großteil der Häuser problemlos versicherbar und für die verbleibenden, besonders gefährdeten Häuser gebe es Lösungen mit Selbstbehalten oder individuellen baulichen Schutzmaßnahmen. Hauseigentümer unterschätzten die Gefahr starker Regenfälle für ihr Haus oder sie schätzten den Umfang ihrer Wohngebäudeversicherung falsch ein, so der Verband. Nur Sturm und Hagel seien in vielen älteren Vertrieben versichert, nicht jedoch Starkregen und Hochwasser. Eine Naturgefahrenversicherung könne man aber als Zusatzbaustein in fürs Haus ergänzen, das gelte für fast alle Verträge.
Elementarschaden - was leistet die Versicherung?
Die erweiterte Naturgefahrendeckung - in der Fachsprache Elementarschadenversicherung - deckt Schäden durch Hochwasser, Starkregen, Schneedruck, Erdrutsch, Erdsenkung und Erdbeben. Die Versicherung kommt für Reparaturen im und am Gebäude auf, bezahlt beispielsweise die Kosten für das Abpumpen und die Trockenlegung und übernimmt – falls nötig – auch die Kosten für den Abriss und kompletten Wiederaufbau des Hauses.Zerstörtes Inventar, wie Möbel oder Elektrogeräte sind eine Sache für die Hausratversicherung mit erweitertem Naturgefahrenschutz. Die Police übernimmt die Reparaturkosten für den gesamten beschädigten Hausrat und erstattet bei vollständiger Zerstörung den Wiederbeschaffungspreis.
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