Der Arbeitsmarkt 2024
Steigende Arbeitslosigkeit und sinkende Beschäftigung
Der Arbeitsmarkt im Märkischen Kreis stand 2024 deutlich unter Druck: sinkende Beschäftigung, steigende Arbeitslosigkeit und weniger gemeldete Stellen prägen die Bilanz. Vor allem die wirtschaftliche Schwäche und die Zurückhaltung der Unternehmen bei Neueinstellungen machen sich bemerkbar. Kurzarbeit konnte hier Schlimmeres verhindern. Gleichzeitig bleiben die Perspektiven für Fachkräfte stabil.
„Das war ein herausforderndes Jahr“, leitet Sandra Pawlas die Jahrespressekonferenz zur Entwicklung am Arbeitsmarkt im Märkischen Kreis ein. „Die Tendenz, die sich schon in der zweiten Jahreshälfte 2023 abgezeichnet hat, setzte sich in diesem Jahr fort: Saisonale Erholungen blieben aus und die Arbeitslosigkeit stieg fast durchgängig – ausgehend von einem bereits hohen Niveau. Viele Betriebe konnten Teile ihrer Belegschaft nicht halten, da der wirtschaftliche Druck zu groß war“, so die Expertin weiter.
Beschäftigung rückläufig
Der Arbeitsmarkt im Märkischen Kreis zeigt deutliche Auswirkungen schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Im Juni 2024 waren im Märkischen Kreis 159.346 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt – ein Rückgang um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit sinkt die Beschäftigung unter das Niveau der Corona-Pandemie. Weniger Menschen waren im verarbeitenden Gewerbe beschäftigt, Wachstum verzeichneten hingegen die Bereiche Verwaltung sowie das Gesundheits- und Sozialwesen.
Anstieg der Arbeitslosigkeit
Im Jahresdurchschnitt 2024 waren 17.320 Menschen im Märkischen Kreis arbeitslos – ein Anstieg um 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Damit verzeichnet der Märkische Kreis einen der stärksten Anstiege der Arbeitslosigkeit in ganz Nordrhein-Westfalen (NRW: +5,6 Prozent, Swf: +9,3 Prozent, Kreis Coesfeld mit +16,1%).
Die Arbeitslosenquote liegt im Jahresdurchschnitt bei 7,7 Prozent und damit knapp über der NRW-Marke von 7,5 Prozent. Die Arbeitslosigkeit steigt in beiden Rechtskreisen und betrifft besonders den Helferbereich: Insgesamt waren von den 17.320 arbeitslosen Menschen 10.071 Personen ungelernt
(+ 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Das entspricht einem Anteil von knapp 60 Prozent. Dem gegenüber wurden von den gemeldeten Arbeitsstellen rund 60 Prozent für Fachkräfte ausgeschrieben und nur rund 23 Prozent für ungelernte Menschen. „Das zeigt das deutliche
Ungleichgewicht, mit dem wir es zu tun haben und verdeutlicht, wie wichtig es ist, in die Weiterbildung zu investieren. Nur dann haben auch Geringqualifizierte eine echte Chance am Arbeitsmarkt“, erklärt Arbeitsagenturchefin Sandra Pawlas.
Rückgang bei gemeldeten Stellen
Die Zahl der gemeldeten Stellen sank im Vergleich zum Vorjahr um 14,6 Prozent. Insgesamt wurden 7.767 Stellen gemeldet. Dennoch bleibt die Zahl der offenen Stellen mit über 4.300 weiterhin auf einem stabilen Niveau. „Der Rückgang der gemeldeten Stellen zeigt, dass Unternehmen unter den
aktuellen Bedingungen zurückhaltend reagieren. Dennoch bleiben die Beschäftigungschancen für Fachkräfte nach wie vor gut“, ergänzt Pawlas.
Entwicklung in der Grundsicherung – SGB II
Ungeachtet des weiteren Zugangs geflüchteter Menschen – sowohl aus der Ukraine als auch aus den acht zugangsstärksten Asyl-Herkunftsländern (Afghanistan, Eritrea, Iran, Irak, Pakistan, Nigeria, Somalia, Syrien) – bewegte sich die Zahl der Bedarfsgemeinschaften und die Anzahl der erwerbsfähigen Bürgergeldbeziehenden in 2024 auf einem relativ konstanten Niveau (Jahresdurchschnitt: 23.917 erwerbsfähige Leistungsberechtigte im Kreis).
Trotz der schwachen Konjunkturentwicklung blickt das Jobcenter Märkischer Kreis auf einen positiven Jahresverlauf 2024. Insbesondere die Vermittlung geflüchteter Menschen ist im Märkischen Kreis besser gelungen als in anderen Regionen in NRW. Ein Drittel aller Arbeits- und Ausbildungsaufnahmen sind dem Personenkreis Geflüchteter aus der Ukraine oder den acht Asyl-Herkunftsländern zuzuordnen.
Betriebe melden weiterhin Kurzarbeit
Die Anzeigen auf Kurzarbeit sind seit April 2024 kontinuierlich gestiegen. Mit Kurzarbeit haben Betriebe die Möglichkeit, kurzfristige wirtschaftliche Eintrübungen abzufedern und ihre Mitarbeitenden zu halten. „Wir erkennen in der Inanspruchnahme von Kurzarbeit ein deutliches Signal der Arbeitgebenden: Sie wollen ihre Belegschaft halten! Und das ist gut so. Denn wenn es wieder bergauf geht, können sie direkt auf ihr gut eingespieltes Team zurückgreifen und müssen nicht mühsam neue Mitarbeitende finden und einarbeiten. Was wir aber gemerkt haben: 12 Monate reichen oft nicht aus, um die wirtschaftlichen Schwächen zu überbrücken. Daher begrüßen wir die
Verlängerung des Kurzarbeitergeldes von 12 auf 24 Monate für Betriebe, die bereits in Kurzarbeit sind“, erklärt Pawlas.
Ausblick und Herausforderungen 2025
2024 war ein herausforderndes Jahr für den Arbeitsmarkt im Märkischen Kreis. „Unser Fokus 2025 liegt darauf, gezielt in Qualifizierung zu investieren, um ungelernte Arbeitskräfte zu Fachkräften weiterzuentwickeln. Gleichzeitig forcieren wir die berufliche Beratung – sowohl bei Arbeitnehmenden als auch bei Arbeitgebenden. Anforderungen und Branchen verändern sich und hier setzen wir mit unserer Beratung an. Arbeitgebende möchten wir für unterschiedliche Personengruppen und Arbeitszeitmodelle aufschließen – denn hier schlummert viel ungenutztes Potenzial“, erklärt Pawlas.
Wichtig sei es, so Pawlas, alle Potenziale im Blick zu behalten und Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Beispielsweise Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung und Rehabilitanden zu fördern, unterschiedliche Arbeitszeitmodelle auszuloten und auch die Einstellung von Menschen mit sprunghaften Lebensläufen zu fördern.
Bei den Jugendlichen sei es besonders wichtig, vor allem die Berufsorientierung und die betriebliche Ausbildung zu stärken. Die heutigen Jugendlichen sind der Nachwuchs von morgen. „Den heimischen Unternehmen empfehle ich daher, trotz wirtschaftlich herausfordernder Zeiten bei der Ausbildung junger Menschen nicht nachzulassen – sie sind ihre zukünftigen Fachkräfte.“
Daher appellieren Sandra Pawlas und Anna Markmann abschließend sowohl an Arbeitgebende als auch an arbeitsuchende Menschen: „Melden Sie sich bei uns und lassen Sie sich zu den vielfältigen Fördergeboten beraten!“
Autor:Lokalkompass Iserlohn-Hemer aus Iserlohn |
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