Corona bremst auch die Kirchen aus
Wie der Lockdown die Planungen der ev. Christusgemeinde zu Weihnachten über den Haufen warf
![Volker Horst hat sich bereits in den letzten Wochen auf seine Predigt an Heilig Abend vorbereitet.](https://media04.lokalkompass.de/article/2020/12/23/0/11547330_L.jpg?1608707644)
- Volker Horst hat sich bereits in den letzten Wochen auf seine Predigt an Heilig Abend vorbereitet.
- hochgeladen von André Günther
Eigentlich ist Weihnachten die stressigste Zeit eines Pfarrers. Doch durch den Corona-Lockdown wurde auch die Kirche eine Woche vor dem Fest ausgebremst.
Volker Horst ist seit vielen Jahren Pfarrer in der evangelischen Christusgemeinde. Dazu gehören drei Kirchen in Lössel, Roden und Kesbern-Dahlsen und rund 2.500 Gemeindemitglieder. An einem herkömmlichen 24. Dezember finden dort insgesamt drei Krippenspiele und zwei Gottesdienste statt, die Volker Horst zusammen mit seinen Kollegen und Helfern feiert. „Früher habe ich mich teilweise in kompletter Montur in Kesbern ins Auto gesetzt, bin zum Roden gedüst und habe dort direkt weitergemacht. Irgendwann haben mir dann die Leute gesagt, ich solle mir den Stress doch nicht antun. Mittlerweile bekomme ich so viel Unterstützung, dass der Zeitdruck nicht mehr so groß ist“, fühlt sich der Pfarrer nun an Weihnachten wesentlich entspannter und verrät sogar: „Ich gehe sogar am 1. Weihnachtsfeiertag schon mal nur als Gast in eine Messe. Das ist auch ganz schön.“
In diesem Jahr liefen trotz Corona die Planungen bereits in vollem Gange.
Dreimal „Weihnachten to go“ hatten die ehrenamtlichen Gemeindehelfer in Kesbern-Dahlsen, Lössel und Roden erarbeitet. Mit einem kurzen, gemeinsamen Marsch, unter Berücksichtigung der Hygiene- und Abstandsregeln, sollte der Weg zur Volkszählung nach Jerusalem nachgestellt werden. Am Zielort (Sportplatz/Reitanlage) wollte man an verschiedenen Stationen die Krippengeschichte darstellen und nacherzählen. Auch Musikstücke waren für die Teilnehmer eingeplant und das Gesundheitsamt hatte ebenfalls bereits das OK für die Veranstaltungen erteilt.
Letzte Woche wurden die Planungen dann aber abrupt ausgebremst. „Wir standen vor der 50:50-Entscheidung, ob wir die Krippenspiele und die Gottesdienste machen oder nicht. Natürlich waren wir vom schlüssigen Sicherheitskonzept überzeugt und haben auch das große Bedürfnis der Menschen danach im Auge gehabt. Letztendlich ist aber auch die Kirche ein Teil der Gesellschaft und die befindet sich nun mal in einem harten Lockdown. Deshalb haben wir uns schweren Herzens für die Absage entschieden“, meint Volker Horst.
Seine bereits ausgearbeitete Predigt kann der Pfarrer dennoch gebrauchen, denn statt der regulären Gottesdienste an Heilig Abend findet um 16 Uhr am Roden eine digitale Messe statt, die als Livestream oder auch im Nachklapp auf der Homepage www.christus-iserlohn.ekvw.de von zu Hause aus angeschaut werden kann. Apropos Predigt. Während einige seiner Kollegen sich gerade an Weihnachten in ihrer Predigt profilieren möchten und diese dann bedeutend länger ausfällt als gewöhnlich, hält es Volker Horst ganz nach dem Luther’schen Prinzip: „Tritt frisch auf, mach’s Maul auf, hör bald auf!“
Auch aus dieser schwierigen Situation will Volker Horst das Beste machen. Wir haben sicherlich auch durch den Livestream die Chance, Leute anzusprechen und zu erreichen, die vielleicht nicht Heilig Abend in die Kirche gekommen wären, die stattdessen vielleicht mit der Familie gemeinsam den Gottesdienst verfolgen.“ Und auch für das gestrichene „Weihnachten to go“ sieht der Pfarrer durchaus eine 2. Möglichkeit. „Vielleicht hat diese innovative Notlösung ja sogar Vorbildcharakter und wir veranstalten es im kommenden Jahr, auch wenn wir hoffentlich dann wieder Gottesdienste und Krippenspiele zu Weihnachten in der Kirche durchführen können.“
![Volker Horst hat sich bereits in den letzten Wochen auf seine Predigt an Heilig Abend vorbereitet.](https://media04.lokalkompass.de/article/2020/12/23/0/11547330_L.jpg?1608707644)
![Unteranderem sollte auf dem Grüner Sportplatz ein „Weihnachten to go“ stattfinden. Das Ordnungsamt und auch der ITS als Hauptnutzer hatten dem bereits zugestimmt, bevor der harte Lockdown den Planungen einen Strich durch die Rechnung machte.](https://media04.lokalkompass.de/article/2020/12/23/7/11547327_L.jpg?1608707665)
Autor:André Günther aus Iserlohn |
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