Harte Festzug-Arbeit für das Organisations-Quartett
Über Handy-Kontakte und Schleichwege zur Alexanderhöhe
„Sehr geehrte Majestäten, sehr geehrter Herr Oberst. Die Festzugsleitung des IBSV meldet den heutigen Sonntagfestzug zur Alexanderhöhe ohne besondere Vorkommnisse ab!“
Wenn diese Worte von dem Kommissionsvorsitzenden Christian Stampe am kommenden Sonntag ausgesprochen sind, fällt für die Festzugs-Kommission die Spannung der wochenlangen Vorbereitungen ab.
Neben Christian Stampe, der seit Gründung dieser Kommission vor sechszehn Jahren durch den damaligen Oberst Horst Fischer den Vorsitz ausübt, gehören zum unverzichtbaren Kompetenzteam der IBSV-Festzugskommission Reimund Trebschuh, langjähriger Logistikleiter bei der Deutschen Bahn, Klaus Krewett, Elektrotechniker und ruhender Pol in kritischen Situationen sowie Manfred Dirkling, der wortgewandt und charmant unter anderem die Kutschen mit der Iserlohner Prominenz von dem marschierenden Fußvolk an der Südstraße trennt. Zur erweiterten Kommission gehören auch die verantwortlichen Vertreter aus den Kompanien, im Verein Spieße genannt, die wiederum für das reibungslose Eintreten in den Schützenzug am Schleddenhoferweg sorgen, da sie vorab an dem jeweiligen Antreteplatz ihrer Einheit den Marschblock zusammenstellen.
Die Planung der zwei großen Schützenumzüge am Wochenende beginnt schon viele Wochen vorher mit der Erstellung des Organisationsplanes wofür Reimund Trebschuh in Zusammenarbeit mit Stampe verantwortlich zeichnet. Hier wird in ehrenamtlicher Vereinsarbeit nicht nur die Reihenfolge der Kompanien zusammengestellt, sondern alle Zahlen, Daten und Fakten gesammelt und aktualisiert, die für Polizei, Feuerwehr, DRK, Ordnungsamt, Stadtbetriebe, MVG und der Abteilung Straßenverkehr äußerst wichtig sind. Etliche Telefonate und E-Mails sind zwischen Stampe und Trebschuh notwendig. Neben den Kapellen, die auch bei der internationalen Musikparade am Sonntag im Hembergstadion vertreten sind, melden auch viele Sportvereine und Abiturjahrgänge ihre Teilnahme an. Als Fels in der Brandung entscheidet Stampe spontan und abweichend vom Organisationsplan für eine bunte Zusammenstellung des Festzuges. Nicht ohne den Hinweis an die Kutschen zu geben, die Bonbons weit in die Menge zu werfen, damit keiner unter die Räder kommt. Auch für die zahlreichen Abschluss-Jahrgänge gibt er den wohlmeinenden Rat. „Kümmert Euch, dass keine Bierflaschen und Wasserpistolen mitgenommen werden. Ihr repräsentiert Eure Schule, also benimmt Euch auch so“. Man braucht keine Strenge im Festzug, sondern eine starke Hand mit viel Verständnis und Menschlichkeit, weil man es ja mit vielen Menschen zu tun hat. Auch wenn der Eindruck bei manchen Zugteilnehmern und Zuschauern den Eindruck erweckt, „Wozu das Ganze sein soll?“, so Stampe, der den Festzug seit nunmehr sechszehn Jahren erfolgreich organisiert und leitet. Auch kann sich Stampe in den vergangen Jahren nicht an ein ins Wasser gefallenen Schützenzug erinnern. Ganz im Gegenteil, in den letzten Jahren marschierten die Schützen ganz ohne Rock, ein gutes Omen für das kommende 2014 Schützenfest?
Wenn die letzte Marschgruppe die Annastraße verlassen hat, steht schon ein Taxi mit laufendem Motor bereit, um die Herren der Festzugskommission vor Antreffen der Zugspitze auf geheimen Schleichwegen zur Südstraße weit um die Iserlohner Innenstadt zur Alexanderhöhe zu bringen. An Anekdoten darf es dabei natürlich nicht fehlen. Mitten auf der A46 streikte vor Jahren die Elektronik ihres Taxis, nichts ging mehr. Stampe befürchtete schon, sein Schützenfest in einem Schnellrestaurant an der Dortmunder Straße verbringen zu müssen. Für ihn wäre dies die Höchststrafe gewesen. Doch Dank des Know-How des Elektroingenieurs im Team Klaus Krewett wurde die Autoelektronik mit dem Zündschlüssel kurzfristig zurückgesetzt und so kamen Stampe und sein Team noch rechtzeitig zum Einweisen der zahlreichen Kompanien in die Paradestraße auf der Alexanderhöhe.
Für großen Stress sorgte ein Sonntagsfestzug, bei dem das frischgebackene Königspaar Volker Tennie aus der 2. Kompanie und Gerlinde Hampe mit seiner festlich geschmückten Kutsche nicht starten konnte. Ein Riemen des königlichen Zweispänners hatte sich aus irgendwelchen Gründen gelockert. Dank Stampes Improvisationstalent hatte er zur Überbrückung der Reparatur am Gespann die Verbindung per Handy zur Polizeispitze informiert, die den Zug kurzfristig an der Mendener Straße angehalten hat, bis das Pferd der Königskutsche wieder laufen konnte. Zur Not sind alle Polizeistreifen per Funk mit Stampes Handy während der Umzüge verbunden. Sollte sich nach dem Marsch durch die Innenstadt beispielsweise an der Unnaer Straße der Zug auseinander ziehen, so wird über Stampes Handy der Zug kurzfristig angehalten.
Ganz wichtig ist für Stampe, dass er sein Festzugleitungsteam über alles informiert. Denn sollte er mal aus irgendeinen Grund ausfallen, muss es zum Wohle des Vereins auch ohne ihn laufen, ist seine Einstellung. Immer die Aufgabe in den Vordergrund stellen und nicht sich selbst. Außer dem für Kritik offen sein, dann klappt es mit dem Teamwork, welches bei ihm an oberster Stelle steht.
Wenn der Festzug schon längste die Alexanderhöhe erreicht hat, fällt so langsam die Spannung im Organisationsteam für die Festzüge ab. Dann gönnt sich Christian Stampe erst einmal mehrere Glas Mineralwasser auf der Empore der Parkhalle, dem Sitz des IBSV-Stabes während des viertägigen Iserlohner Schützenfestes, bevor er mit seinem Team und dem Vorstand in Ruhe mit einem Bierchen auf einen erfolgreich abgelaufenen Festzug anstößt. „Es wird nichts zur Routine, jeder Festzug ist eine neue Herausforderung, der das Leben in unserer Stadt widerspiegelt“, so sein erneuter Wunsch für das kommende Schützenfest.
Autor:Kirsten Greitzke aus Iserlohn |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.