Präses zu Gast beim Evangelischen Kirchenkreis Iserlohn
(Text von Karola Schröter) Ganz im Zeichen der Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum 2017 unter dem Motto "Reformation und Toleranz" stand der Jahresempfang des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn.
Als besonderen Gast konnte Martina Espelöer, Superintendantin, die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen Pfarrerin Annette Kurschus begrüßen. Bei einem Gespräch vorab mit dem Kreissynodalvorstand und der Superintendentin ermutigte sie, das Gesicht von Kirche und Öffentlichkeit zu stärken: "Zeigen Sie den Menschen, wofür die Kirche steht. Das verlangen die Menschen von uns. Setzen Sie Themen ein. Kirche ist ein wichtiger Gesprächspartner in Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft."
Dazu, wie Gemeinden ihre Aufgaben in Zukunft gestalten können, sagte sie: "Es geht darum, Strukturen und Verantwortlichkeiten neu zu denken. Es ist auch mein Anliegen, Kirche gemeinsam zu gestalten und zu leiten."
Im Saal des Varnhagenhauses in Iserlohn hielt sie im Anschluss einen nachdenklichen Vortrag über "Vielfalt und Toleranz": "Ich bin einmal gefragt worden, ob ich mich an eine Situation aus meiner Kindheit erinnere, in der das Thema 'Toleranz' eine Rolle gespielt hat. Mein Vater stammt aus Ostpreußen - eine klassiche Fluchtgeschichte - meine Mutter aus einer Kaufmannsfamilie aus Freudenberg. Sie haben also ganz unterschiedliche Schicksale erlebt. Als meine Schwester und ich Kinder waren, war es immer eine Herausforderung, wenn unsere Großeltern bei Familienfeiern zusammentrafen. Auch mitgebrachte Geschenke waren natürlich sehr unterschiedlich. Aber wir Kinder konnten damit umgehen." Alles sei eine Frage der Toleranz. Dabei spielte sie auf die Verknüpfung von Vielfalt und Toleranz an. "Das ist ein unzertrennliches Paar, denn wo keine Vielfalt, da braucht es keine Toleranz."
Sie erinnere sich daran, in einem Lied gesungen zu haben "Gott hat uns alle lieb, so unterschiedlich wir auch sind". Präses: "Wir sind vielfältig an Gestalt, Temperament, Charakter, aber wir gehören alle dazu." Gelebt werde, wenn auch unbewusst, aber anders. Denn gleich und gleich gesellt sich gern. "Das ist bequem. Die einen fühlen sich so wohl, die anderen bleiben außen vor. Und so entstehen Gruppen und Clubs und auch Hass und Mobbing. Es ist die gefährliche Kehrseite der Medaille. Ein Leben in Vielfalt ist nicht spannungsfrei. Es führt dazu, dass wir vergleichen. Wir ordenen in Schubladen, und wir werten und fragen vielleicht 'wenn der neben mir anders ist, bin ich dann richtig?'. Es klingt widersinnig, ist ab wahr: 'Erst, wenn wir verstehen, dass Menschen nicht gleich sind, verstehen wir, dass alle gleich sind."
Autor:Sandra Krupke aus Iserlohn |
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