Otto Schaeffer, ein starker Chef
Eine Erinnerung an den ehemaligen Chef Otto Schaeffer hat der Henschke-Mitarbeiter Klaus Bührmann für den Stadtspiegel zu Papier gebracht.
Nach dem Ende des II. Weltkrieges wurde die Firma Henschke & Co. Hänsel Roßhaar 1947 in Iserlohn neu gegründet.
Seinen Ursprung hatte das Unternehmen in Forst/Lausitz, wo es im Jahre 1908 von Bruno Henschke gegründet wurde und durch die Erfindung von Oswald Hänsel auf dem Gebiet der Rosshaarverzwirnung rasant wuchs. Mit einem ganz neuen Einlagestoff für das Schneiderhandwerk und die Konfektion wurde es bald zum größten Hersteller der Welt für derartige Produkte. Das Ende des II. Weltkrieges setzte zunächst einen Schlusspunkt. Ende 1945 enteigneten die Russen das Werk und gaben es zur Demontage frei.
Otto Schaeffer trat im Herbst 1971 als Geschäftsführer in das Unternehmen Henschke & Co. Hänsel Roßhaar ein. Verur-sacht durch Managementfehler und die Veränderung des Marktes durchlebte die Firma damals eine schwierige Zeit. Mit großer Disziplin und Weitblick ergriff Otto Schaeffer die richtigen Maßnahmen. Es war keine leichte Aufgabe. Er musste Zweigbetriebe und Abteilungen schließen, und so nahm die Zahl der Mitarbeiter wesentlich ab. Otto Schaeffer ging diese ungeheure Aufgabe mit großem Einfühlungsvermögen an. Er leitete das Unternehmen wie eine Familie, wo jeder die zu treffenden Maßnahmen verstand. Ging es doch um die Zukunft des Werkes, ums Überleben.
Aufopfernd nahm er sich Zeit für jedes Gespräch mit den Mitarbeitern und pflegte einen hervorragenden Kontakt mit der Gewerkschaft auf allen Ebenen. Schließlich waren seine außerordentlich guten Beziehungen zu den geldgebenden Banken ausschlaggebend für den Erfolg, der sich dann auch bald einstellte.
Mit den Jahren wurde der Betrieb auf den modernsten Stand gebracht, und mit einem leistungsstarken Team verstand es Otto Schaeffer, auch bahnbrechende Innovationen durchzuziehen. Gerade auf dem Gebiet der neuen Technologie, der Frontfixierung, konnte er den Markt mit neuen Produkten überraschen. Produkte, die den Abnehmern Zeit- und Geldersparnis brachten. Mit diesem Hintergrund konnte auch der Auslandsmarkt überzeugt werden. Die Wichtigkeit des Exportes war ihm immer bewusst, und so wuchsen die Vertriebsorganisationen in aller Welt. Er selbst war natürlich mit vor Ort und unterstrich damit die Notwendigkeit, hier überall tätig zu sein. Nach Russland, in die USA, nach Indien, gleich nach der Öffnung Chinas als Pionier auch dorthin, und in viele andere Länder.
Trotz eines vollen Terminkalenders fand er immer Zeit, sich selbst um die Nachwuchsförderung zu kümmern. Als einziger Textilbetrieb in der hiesigen Industrie mussten wir unsern Nachwuchs selbst ausbilden und das mit bestem Erfolg.
Alle Mitarbeiter zollten ihm großen Respekt, wussten aber auch, dass jedem seine Tür und sein Ohr offen standen. Er konnte zuhören, und sein Rat war immer willkommen und treffend. Herauszuheben ist auch die fruchtbringende Zusammenarbeit mit den Fachverbänden, wie dem Textilverband, dem Arbeitgeberverband, mit Ökotex und vielen mehr, überall war er ein anerkannter Experte. Mit Einlagestoffen allein war das Unternehmen nach Ansicht von Otto Schaeffer nicht breit genug aufgestellt, immer war er auf der Suche nach einem zweiten Standbein. So kam es zu einem weiteren Werk, zur Hänsel-Verbundtechnik, eine neue Fabrik im Industriegebiet in Sümmern. Hier kamen verschiedene Verbundsysteme zur Anwendung für den großen Markt der Automobilindustrie. Der Weg von Otto Schaeffer war immer von Erfolg begleitet. Er war ein großartiger Mensch und nicht nur für die Hänselaner ein einzigartiges Vorbild in einer Zeit, wo Vorbilder in der Industrie Mangelware geworden sind. Mit Erreichen der Altersgrenze im Jahre 1993 wechselte er in den Beirat und war dort noch bis 2003 tätig. Er starb nach kurzer Krankheit am 5. Juni diesen Jahres im Alter von 85 Jahren. In einem Familiengrab in seiner Heimatstadt Frankfurt/Main wurde er beigesetzt.
Seine Freunde und ehemalige Betriebsangehörige verabschiedeten sich mit einer Trauerfeier in der Bauernkirche in Iserlohn am letzten Samstag im Juni. Wer konnte den Menschen Otto Schaeffer, so wie er war und was er geleistet hat, besser darstellen als die Pastorin Karin Schlemmer – Haase:
„Alle haben Otto Schaeffer gekannt, so wie er als Mensch gewesen ist: aktiv und engagiert, fröhlich und humorvoll, aufgeschlossen und großzügig zu anderen, bescheiden zu sich selbst. Er muss eine Persönlichkeit mit einer großen Ausstrahlung gewesen sein. Jemand , in dessen Nähe man sich wohlfühlen konnte. Der über eine große Allgemeinbildung verfügte und einen daran teilhaben ließ. Er war geprägt von einem starken Gerechtigkeitssinn und einem hohen vielfältigen sozialen Engagement. Er war ein aufgeschlossener Mensch, interessiert unter anderem an Politik, Wirtschaft und Kunst, und er liebte seinen immer blühenden Garten. Er war ein großer Weinkenner und hatte immer Freude daran, mit anderen zusammen ein gutes Glas Wein zu trinken und etwas Gutes zu essen.“
So haben wir Otto Schaeffer gekannt. Wir haben ihm viel zu verdanken. Er wird uns immer in Erinnerung bleiben.
Autor:Rainer Tüttelmann aus Iserlohn |
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