Große Fußstapfen

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Von Hilde Goor-Schotten:

33 Jahre und fünf Monate hat er das Gedächtnis der Stadt nicht nur verwaltet, sondern gehütet und gepflegt. Bald ist diese Zeit selbst Geschichte: Ende April geht Stadtarchivar Götz Bettge in den Ruhestand, am 1. Juli zieht sein Nachfolger Rico Quaschny als Hausherr ins alte Postgebäude ein.
Die Fußstapfen, in die der Diplom-Archivar tritt, sind nicht gerade klein. Götz Bettge verlässt im Stadtarchiv ein „wahrlich gut bestelltes Feld“, wie Bügermeister Dr. Peter-Paul Ahrens seinen scheidenden Mitarbeiter lobte.
Und er war nicht der einzige, der im Stadtarchiv die Verdienste Götz Bettges würdigte. Viele Weggefährten, Kollegen und Freunde waren gekommen, um dem Ruheständler persönlich alles Gute zu wünschen, der seinerseits ihnen, Politik und Verwaltung und vor allem seinen beiden Mitarbeiterinnen für die gute Zusammenarbeit dankte.Bettge landete nach beruflichen Stationen und Ausbildung in Krefeld, Bochum und Marburg 1977 in Iserlohn. Hier bewies er vielfach, dass er ein ausgewiesener Fachmann sei, so Ahrens. Er, aber auch Dr. Markus Stumpf, Leiter des Westfälischen Museumsamtes Münster, und Dr. Mechtild Black-Veldtrup aus dem Landesarchiv NRW würdigten darüber hinaus die Arbeit Bettges, die oft über das Selbstverständliche hinausgegangen sei. Neben zahlreichen Veröffentlichungen und überregionalem Engagement hoben sie besonders die Bildungsarbeit und die Zusammenarbeit mit den Schulen hervor. „Er hat als Scharnier, als Vermittler zwischen Bürger und Verwaltung gewirkt“, lobte Stumpf, „und er hat ein ganzheitliches Verständnis von seiner Arbeit.“ Das bestätigte auch Studienkollege Wolfgang Kramer, heute Kreisarchivar in Konstanz: „Er hat sich begeistert auch um kleine Nachlässe von Firmen gekümmert, sich über jedes Nadelmusterbuch gefreut.Und er hat sich mit diesen eroberten Schätzen nicht vergraben.“
Der damalige Stadtdirektor Wach habe gesagt: „Schaffen Sie Ordnung da unten“, erinnerte sich Götz Bettge an seinen Start in Iserlohn. Da unten, das war ein „Kessel Buntes“ im Rampelmannschen Haus neben dem Heimatmuseum. „Die Chance, ein Archiv aufzubauen, gibt es nicht oft“, blickte der scheidende Stadtarchivar auf die Anfänge zurück. Erledigt sei auch nach dem Umzug 2004 ins alte Postgebäude noch längst nicht alles, bereitete er seinen Nachfolger auf ausstehende Arbeiten vor.
Er sei mit dem klaren Auftrag angetreten, das Archiv zu öffnen, so Bettge. Dass der Stadtrat gerade beschlossen hat, Öffnungszeiten und Service des Archivs zu reduzieren, erwähnte er in dem Zusammenhang nicht. Das hätte zum Anlass nicht gepasst, und wäre auch nicht Bettges Stil gewesen: Preußisch-evangelisch sozialisiert hätte er es im kölsch- und altbier-seligen Rheinland keine 30 Jahre ausgehalten, beschrieb ihn sein Studienfreund liebevoll. Wer wollte, konnte dennoch Bedenkenswertes hören, als Bettge einige ausgewählte Archivstücke präsentierte. Neben dem ihm besonders am Herzen liegenden Abschiedsbrief Sally Beckers, der 1942 nach Ausschwitz deportiert wurde, tauchte da die erschreckende Stadtplanung aus dem Jahr 1964 auf, die nicht aus Einsicht, sondern wegen Geldmangels scheiterte, so Bettge. Und ein Schreiben von 1920, als zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise der Neuordnung des Stadtarchivs besondere Bedeutung zugesprochen wurde. „Die Leistungsmöglichkeiten sind lange nicht ausgeschöpft“, meinte der Noch-Stadtarchivar. Was alles geht, zeigte das Schauspielensemble mit einer historischen Spielszene - erarbeitet mit dem Stadtarchiv.

Autor:

Melanie Giese aus Recklinghausen

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