Grauer Asphalt war gestern

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Was leuchtet denn da auf dem grauen Asphalt? Überall in der Iserlohner Innenstadt sprießen dieser Tage bunte Bilder aus dem Boden. Ein übler Schmierfink? Oder etwa Kunst?
Mit etwas Glück lässt sich der „Übeltäter“ auf frischer Tat ertappen. Bewaffnet mit Pinsel und Spezialfarben ist „Seppino“ immer auf der Suche nach einem Fleckchen Erde, dass etwas Farbe vertragen kann.Wenn in der Iserlohner Innenstadt bunte Farbe auf grauen Asphalt trifft, dann ist der Künstler Seppino meist nicht weit. „Natürlich habe ich dafür eine Genehmigung von der Stadt“, sagt Seppino, der bürgerlich Josef Spiess heißt. Die Spezialfarben verschwinden nach einer gewissen Zeit rückstandslos. „Sprayen dürfte ich zum Beispiel nicht“, so Seppino.
Die Motive sind fröhlich und bunt. „Eine Mischung aus Straßenmalkunst und Karikatur“, erklärt der gelernte Maler und Bildhauer. Doch was treibt jemanden dazu, viel Zeit und Energie in das Bemalen von Straßenpflastern zu investieren? „Bezahlt werde ich dafür nicht“, sagt Seppino. „Ich möchte einfach etwas Freude in die Stadt bringen.“ Wenn die Leute an seinen Werken stehen bleiben und lächeln, dass ist der schönste Lohn für den Iserlohner.
„Aber es ist auch eine Art Therapie für mich selbst“, ergänzt Seppino. Denn mit seinen 80 Jahren ist der einstige Pädagoge, der als Kunsterzieher an einer Realschule sowie der Volkshochschule lehrte, längst im Ruhestand. Doch das Nichtstun liegt dem Künstler nicht. „Ich fühle mich gerade mal wie 55“, schmunzelt Seppino.
Diese Energie möchte der Iserlohner dafür nutzen, die Menschen in der Stadt zu erfreuen. „In gewisser Weise bin ich auch ein Prediger, weil die meisten meiner Bilder nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch eine Geschichte erzählen“, erläutert der 80-Jährige. So zum Beispiel das Straßengemälde vor der Reformierten Kirche, welches das Thema Kirchenaustritt aufgreift. Aber auch die Hommage an die Mitarbeiter der Iserlohner Stadtbetriebe, die die Straßen sauber halten, ist Seppino wichtig: „Das sollte man mal würdigen.“
Die Reaktionen der Bürger sind fast durchwegs positiv. Viele bleiben stehen, schauen sich die Bilder an oder suchen gleich das Gespräch mit dem Künstler. Eine ansässige Geschäftsfrau bittet Seppino, doch auch den Straßenbelag vor ihrem Laden zu verschönern.
Ebenfalls auf der „Straße“ kennengelernt haben sich Seppino und Nicoletta. Nicoletta, eigentlich Nicole Holle, fühlte sich der Kunst Seppinos gleich verbunden. Die junge Frau malt selbst und so schloss man sich zusammen. Darüber hinaus macht Nicoletta bei Seppino eine Weiterbildung zur Bildhauerin.
So dürfen sich die Iserlohner noch den ganzen Sommer über bunte Bilder des künstlerischen Duos freuen.

Autor:

Melanie Giese aus Recklinghausen

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