Exoten als Haustiere: Ein Kaiman in der Obergrüne

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„Exoten auf dem Vormarsch“ heißt es in Deutschlands Wohnzimmern. Doch das schuppige „Haustier“ von Lothar Primus wird wohl eher eine Seltenheit in Privathaushalten bleiben. Auf seinem Fischgut in der Obergrüne wohnt nämlich ein Brillenkaiman.

„Zu meinem 40. Geburtstag sagte ich meinen Freunden, ich will bloß keine Stripperin. Auf einmal standen sie mit dem Kaiman hier“, schmunzelt der Iserlohner. Natürlich war das Geschenk nicht völlig unbedacht gewählt. „Fasziniert war ich von diesen Tieren seit jeher. Diese Kraft und die Schnelligkeit, mit der sie ganz plötzlich zuschlagen können.“
Allerdings war das lebende Geburtstagsgeschenk dann doch eine Überraschung, so dass schnell eine geeignete Behausung geschaffen werden musste. „Glücklicherweise haben wir auf dem Fischgut die nötigen Kapazitäten“, so Primus, „und der Kaiman war schnell untergebracht.“
Auf Dauer sollte aber alles perfekt sein. Eine Expertin vom Artenschutz des Märkischen Kreises half bei der Klärung der optimalen Haltungsbedingungen. Es entstand ein rund 20 Quadratmeter großer Bereich mit Land- und Wasserteil. Das Wasser wird über eine Fußbodenheizung auf Temperatur gebracht. „Im Kaiman-Gehege herrschen durchgehend 30°.“ Für das tägliche Sonnenbad steht noch ein UV-Spot bereit.
Auf dem Speiseplan des südamerikanischen Reptils steht hauptsächlich Fisch - wie gut, dass dieser auf einem Fischgut zuhauf vorhanden ist. „Sonst würde das tägliche Füttern eine kostspielige Angelegenheit werden. Von den Energiekosten will ich erst gar nicht sprechen.“
Auch das Wasser will regelmäßig erneuert werden. Dazu wird es entkeimt, und eine Pumpe hält es in Bewegung. Viel Aufwand, der ohne die tatkräftige Unterstützung seiner Mitarbeiter von Lothar Primus alleine kaum zu bewältigen wäre. „Für das wöchentliche Putzen des Geheges werden schon zwei Leute benötigt, weil einer den Kaiman in Schach halten muss.“
Denn das Wildtier ist unberechenbar. Das musste Lothar Primus auch bedenken, als der Kaiman einmal einen Tierarzt brauchte. „Da kommt natürlich schon einmal kein normaler Tierarzt in Frage. Wenn wir ein Problem haben, dann rufen wir den Tierarzt des Dortmunder Zoos an.“ Für die Untersuchung muss das Maul des Kaimans fixiert werden. „Wie man es aus dem Fernsehen kennt. Draufschmeißen und schnell zupacken“, lacht Primus. Das Zubinden des Mauls war dann noch nicht einmal das größte Problem. „Eher das wieder losbinden. Wir haben das Band Stück für Stück losgeschnitten, bis uns aufgefallen ist, dass der Kaiman eigentlich längst frei ist. Das hätte böse ins Auge gehen können.“
So würde Lothar Primus trotz seiner Begeisterung für Panzerechsen die Haltung in Privathaushalten nicht empfehlen. „Anfangs sind die Tiere noch klein und dazu ist der Anschaffungspreis auch noch erschwinglich. Wenn das Tier wächst, wachsen aber auch die Probleme.“ Solch unbedachte Käufe landen dann nicht selten in der Kanalisation oder im nächsten Badesee - weder für Tier noch für die Mitmenschen erstrebenswert.

Autor:

Melanie Giese aus Recklinghausen

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