Das Geheimnis vom Sonderhorst
von André Günther
Im Sommer diesen Jahres musste Elmar Hammerschmidt aus gesundheitlichen Gründen seinen Posten als Betreiber der Dechenhöhle an seinen Nachfolger weitergeben. Für den Höhlenforscher ein schwerer Schritt, denn ohne ihn würde es „sein Baby“ vielleicht gar nicht mehr geben.
Als Sohn eines Bundesbahnbeamten ist er in Lasbeck aufgewachsen und hat bereits während seiner Schulzeit in der Höhle ausgeholfen und Führungen veranstaltet.
Nach seinem Abschluss jobbte er weiter dort und begann sich Anfang der 70er Jahre für die Höhlenforschung zu interessieren. 1976 gründete er dann den Höhlenverein „Speläogruppe Letmathe“. Bis heute war Elmar Hammerschmidt in über 1.000 Höhlen. „Ab fünf Meter gilt bei uns ein Erdloch als eine Höhle. Die müssen nicht immer lang sein. Wenn ein Neandertaler drin liegt, ist sie von großer Bedeutung.“
Zu den schönsten Höhlen zählt er die zahlreichen im slowenischen Karstgebiet. Gerade die Adelsberger Grotte, die Höhle von St. Kanzan und besonders die Predjamahöhle haben es ihm angetan. Letzere besitzt sogar ein ganzes Schloss im Höhleneingang. „Mein Alterssitz“, scherzt der 61-Jährige.
Nicht besonders anspruchsvoll waren dagegen die Erkundungen vor vielen Jahren in der Attendorner Attahöhle. Die Entdeckung eines neuen Teils der Höhle war jedoch eine große Belohnung für den Höhlenforscher.
Bei seinen zahlreichen Expeditionen ging allerdings auch mal etwas schief. In Belgien ist er in einem Schacht von einem Felsbrocken erwischt worden. Zu seinem großen Glück traf der Brocken seinen Helm, so dass außer einer Platzwunde an der Stirn und einer Gehirnerschütterung nichts Ernsteres passiert ist.
Auch an einen Gang in der Iserlohner B-7 Höhle kann er sich noch gut erinnern. „Ich habe vier Stunden in einem engen Schluff festgesteckt. Fast meine kompletten Klamotten hatte ich schon ausgezogen, aber ich merkte, dass das etwas länger dauern würde. Da habe ich meine Eltern angerufen und gesagt, wenn ich morgen noch hier drin stecken würde, dann sollten sie doch bitte um neun Uhr die Dechenhöhle aufschließen. Um Mitternacht bin ich dann aber rausgekommen.“
Wie wichtig ihm der Erhalt „seines Babys“ war, zeigte sein Engagement, als zu Beginn der 80er Jahre die Höhle verkauft werden sollte. Hammerschmidt schrieb einen flammenden Leserbrief und sprach damit vielen Iserlohner Bürgern aus dem Herzen. 1984 ging die Höhle dann in Besitz der Mark-Sauerland-Touristik und der Stadt Iserlohn über. Seitdem war Hammerschmidt selbstständig für die Betriebsführung zuständig.
Doch so ganz ohne Höhlen kann das Urgestein auch heute nicht zurechtkommen. „Meinen Urlaub habe ich in den Herbstferien in der Fränkischen Schweiz verbracht. Da bin ich durch etwa zehn Höhlen gewandert.“ Auch die Dechenhöhle besucht er noch regelmäßig, obwohl er mittlerweile nach Münster umgezogen ist. „Einmal die Woche mache ich noch Führungen für Schulklassen und andere Gruppen.“
Und vielleicht vertraut er dem einen oder anderen Besucher auch sein größtes Geheimnis an: „Unter der Dechenhöhle gibt es noch eine weitere Höhle – die Knitterhöhle. In dem Bachlauf kommt man irgendwann zu einem Endbecken, das bis auf ganz wenige Ausnahmen immer gefüllt und somit die Endstation für alle Forscher war. 1978 hatte ich die Chance allerdings, noch weiter zu gelangen. Ich hatte Schiss wegen des Wassers und außerdem war ich ganz alleine. Das ist auch nicht so ganz vorschriftsmäßig. Leider kam ich dort an einer Stelle auch nicht weiter, aber seitdem ist nie wieder ein Mensch bis an diese Stelle gekommen. Vielleicht befindet sich hinter dieser Stelle eine riesige Höhle, so groß wie die Dechenhöhle. So etwas zu entdecken ist der Traum eines jeden Höhlenforschers, aber das Geheimnis vom Sonderhorst wird wohl nie gelöst werden.“
Aus diesem Grund konzentriert sich Hammerschmidt in den nächsten Jahren auf etwas anderes. „Ich möchte gerne ein wissenschaftliches Buch über die Geschichte der Dechenhöhle schreiben. Bis 2018 möchte ich damit fertig sein. Dann arbeite ich seit 50 Jahren in und an der Dechenhöhle - 150 Jahre nach ihrer Entdeckung. Also ein doppeltes Jubiläum, das es zu feiern gilt.“
Autor:Rainer Tüttelmann aus Iserlohn |
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