BiTs-Student ein Jahr in Peru

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Malte Bruins, Student an der Business and Information Technology School (BITS) in Iserlohn, absolviert sein Auslandssemester seit Anfang Februar für ein Jahr in Peru. Er wird in unregelmäßigen Abständen im lokalkompass über seine Erlebnisse berichten.
Hier sein erster Bericht, der uns in derdritten Februar-Woche erreichte.

"Es war wieder dieses Kribbeln in den Fingern: der Wunsch für längere Zeit wieder in einem weit entfernten Land zu leben. Als ich mich im Frühjahr 2008 dafür entschied, einen 12-monatigen Freiwilligendienst in einem Bildungsprojekt im Norden Ghanas zu leisten, hatte ich auch dieses Bedürfnis, eine neue Kultur und viele neue Menschen kennenzulernen. Seitdem hat mich das Fieber gepackt und deshalb war für mich von vornherein klar, dass ich mein Auslandssemester gerne außerhalb Europas absolvieren möchte. Aber warum Südamerika und ausgerechnet Peru? Darüber habe ich eigentlich gar nicht lange nachgedacht und die Entscheidung war für mich relativ einfach. Eins war allerdings klar für mich: Ich wollte unbedingt mein Spanisch verbessern. Zu unserem internationalen Hochschulnetzwerk zählen unter anderem viele Universitäten im mittel- und südamerikanischen Raum. So auch die Universidad Peruana de Ciencias Aplicadas (UPC) in Lima, Peru. Zum ersten Mal hatte wir im Wintersemester 2010/2011 zwei peruanische Studentinnen genau von dieser Universität im Rahmen ihres Auslandssemesters bei uns an der BiTS. Ich habe zu einer von ihnen, Maria Fernanda Gomez Zevallos, immer mal wieder Kontakt gehabt und wir tauschten uns über Peru aus. Dies weckte mein Interesse und nachdem ich Gespräche mit unserem International Office an der BiTS geführt habe, die mir sagten, dass wir eine enge Kooperation mit dieser Hochschule pflegen wollen und bisher noch kein BiTSler dort war, wurden meine Überlegungen immer konkreter. Nach kurzer Zeit war für mich klar: „Ich gehe nach Peru!“ Mein Spanisch ist keines Falls auf dem Stand, dass ich mich fließend verständigen kann, auch wenn ich in den Spanischkursen an der BiTS einiges gelernt habe, doch alle meine Vorlesungen an der UPC werden in Spanisch sein. Doch darüber habe ich mir wenig Gedanken gemacht und wollte mich dieser neuen Herausforderung einfach stellen. Wie damals vor meiner Reise nach Ghana, begleitete mich nun auch eine gewisse Unsicherheit während meinen Vorbereitungen für Peru. Was würde mich erwarten? Wie werden die Menschen dort sein? Wie würde es mit der Sprache klappen? Wie wird Lima aussehen? Ist Peru entwickelter als Ghana? Einen großen Vorteil sollte ich diesmal im Gegensatz zu meiner Reise nach Ghana aber haben: Maria Fernanda, die erst 10 Tage nach mir zurück nach Peru reist, bot mir an, die ersten Tage bei ihrer Familie zu wohnen, ohne dass ich auch nur irgendwie diesen Wunsch geäußert habe. Dieses Angebot konnte ich natürlich nicht ablehnen, denn es gibt wohl nichts besseres, als in Lima direkt Anschluss zu finden. Ich habe mich eigentlich ansonsten nicht besonders auf Peru vorbereitet, sondern mich einfach in das Abenteuer geworfen. Die UPC in Lima hat sich um das Visum für mich gekümmert und für mich blieb eigentlich nur noch das Übliche wie Impfungen und Koffer packen übrig. Der Abschied von Freunden und meiner Familie war natürlich nicht einfach, jedoch waren sie ja bereits daran gewöhnt. Ich war sehr gespannt darauf, was mich in Peru erwarten würde und ich war mir sicher, dass ich eine tolle und spannende Zeit in Peru haben werde, was mir meine Kontaktpersonen an der UPC und auch Maria Fernanda im Vorfeld versicherten. Daher machte ich mir wenig Sorgen und flog am 5. Februar 2011 voller Vorfreude nach Peru.
Ankunft in Peru und meine ersten Eindrücke
Nach knapp zwei Wochen in Peru kann ich bereits ein erstes Resümee ziehen: „Ich fühle mich pudel wohl und Peru ist großartig!“
Anders als in Ghana lief diesmal alles rund nach meiner Ankunft. Nach einer Reise von ca. 23 Stunden kam ich völlig erschöpft am Aeropuerto Internacional Jorge Chávez in Lima an und betrat nach erfolgreichem Check am Einreise-Schalter die überfüllte Empfangshalle mit rufenden Taxifahrern und wartenden Familien. Maria Fernanda sagte mir, dass ihre Mama dort mit einem Schild auf mich warten würde, doch dort war nirgends ein Schild mit meinem Namen. Doch ich nahm es mit gelernter ghanaischer Gelassenheit und schlenderte in Richtung Ausgang. Eine Frau hinter mir schien es sehr eilig zu haben und schob mir sogleich ihren Gepäckwagen in die Hacken mit der Bitte, mich doch schneller durch die Lücken zu bewegen. Nach einem kurzen „Danke!“ meinerseits stand auch schon Patricia Zevallos, die Mutter von Maria Fernanda mit ihrer Schwester vor mir und leiteten mich zu ihrem Auto. Dank Facebook hat sie mich direkt erkannt. Der Empfang war sehr herzlich und mir wurden sofort ein paar Grundregeln in Peru erklärt: „Sei auf den Straßen immer vorsichtig und halte dich von den Drogen fern!“. Lima ist mit ihren acht Millionen Einwohnern keine besonders sichere Stadt und oft gibt es Überfälle und Peru ist immerhin der drittgrößte Kokainproduzent der Welt. Daher ist es ohne ein wenig Vorsicht an den Tag zu legen scheinbar sehr einfach, schnell in Probleme zu geraten. Wie in jeder anderen Großstadt gibt es auch in Lima Stadtteile, die sicher sind und wiederum andere Teile, in denen ich nachts nicht alleine auf den Straßen laufen sollte. In Peru fällt mir bisher aber auf, dass es eigentlich nur Reiche und Arme gibt und man die Armen vor allem in den ländlichen Regionen sieht. Viele Menschen sind in der Hoffnung auf einen Job nach Lima gekommen und haben ihre Dörfer in den Bergen verlassen. Die Peruaner scheinen die Spanier auch nicht besonders zu mögen, was sicherlich daran liegt, dass die Spanier Peru kolonisiert haben.
Bisher habe ich schon einen großen Teil der Familie kennengelernt und alle haben mich sehr herzlich empfangen und begrüßt. Ich wohne zurzeit immer noch bei meiner Gastmutter Patricia Zevallos, zusammen mit ihren Töchtern Maria Jose und Maria Fernanda, die gestern auch Deutschland wiedergekommen ist. Eigentlich sollte ich nur die ersten Tage bei ihnen bleiben, allerdings sieht es momentan so aus, als würde ich die ganze Zeit bei ihnen wohnen bleiben, da wir uns sehr gut verstehen und uns schon aneinander gewöhnt haben. Meine Gastmutter nennt mich schon Sohn und ich soll mich wie Zuhause fühlen. Auch meine Gastonkels und –tanten haben mich direkt herzlich willkommen geheißen und ich solle mich überall wie Zuhause fühlen, was ich mittlerweile auch schon tue.
In der ersten Woche hat mich die gesamte Familie in ihr Strandhaus in Paracas, ca. 250km südlich von Lima, das ihren Großeltern gehörte, eingeladen und dort haben wir wunderschöne fünf Tage verbracht. Ein Ausflug zu den „Galapagos von Peru“ und eine Tour durch die Wüste inklusive Sandboarding waren das Tüpfelchen auf dem i. Ich hatte schon lange nicht mehr so ein entspannendes Wochenende.
Doch bald wird für mich auch der Alltag einkehren. Am 18. März werden die Vorlesungen für mich beginnen und bis dahin werde ich ab der nächsten Woche einen Spanischkurs belegen, um meine Sprachkenntnisse gezielt zu verbessern, denn fließend kann ich mich leider noch nicht verständigen und einiges läuft zwischen mir und der Familie noch auf Englisch. Dies möchte und muss ich sogar ändern, denn ich werde mich in spanischen Vorlesungen behaupten müssen
Bis dahin werde ich hoffentlich das Land und die Leute näher kennengelernt haben. Momentan könnte es mir nicht besser gehen, denn ich habe ein schönes Zuhause gefunden und bereits viele nette Menschen getroffen. Mir fehlt zwar noch etwas die Orientierung in dieser riesigen Stadt, aber ich habe immerhin schon den Weg zu meiner Hochschule gefunden und ich bin mir sicher, dass ich mich darin auch noch verbessern werde.
Ich freue mich auf die kommenden Monate und sende herzliche Grüße aus Lima!"

Autor:

Rainer Tüttelmann aus Iserlohn

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