Zu spät aufgewacht - Tabellenführung erst einmal weg
1. Bundesliga, 9. Spieltag: RSC Darmstadt - ERG Iserlohn 4:4 (2:0)
(tg) ERGI-Trainer Quim Puigvert wusste nicht so recht, ob er sich über den Punkt freuen oder doch den zwei vergebenen Zählern hinterher trauern sollte. Der Grund für die diffuse Ge-fühlslage: Sein Team hatte sich von zwei grundsätzlich verschiedenen Seiten präsentiert. „Wir waren eine halbe Stunde nicht anwesend, haben dann aber tolles Hockey gespielt“, so Puigverts Zusammenfassung. Auch wenn er die desolate Vorstellung im ersten Teil des Spiels nicht überbewerten möchte - es gibt etwas zu besprechen in der kommenden Trainingswoche.
Warum die Iserlohner anfangs nicht bei der Sache waren, erklärt sich der Trainer damit, dass es bislang zu glatt lief. „Wir sind ungeschlagen, haben zuletzt sogar einen Rückstand von drei Toren in Herringen wettgemacht. Deshalb haben die Jungs wohl gedacht, in Darmstadt wird es schon gut gehen, auch wenn nicht komplett 100 Prozent gegeben wird“, mutmaßt Quim Puigvert. So ganz falsch wird er damit sicherlich nicht gelegen haben. Und fast wäre die Rechnung ja auch aufgegangen...
Zunächst aber starteten die Darmstädter furios, zogen umgehend Kapital daraus, dass der Spitzenreiter gedanklich nicht im Landesleistungszentrum angekommen schien. Erst traf Philip Wagner (4.) zur raschen Führung, die Maximilian Hack nach weiteren vier Minuten dann ausbaute. Und die Krokodile hatten etliche gute Möglichkeiten, um weiter zu erhöhen, was David Diaz Cosme im ERGI-Tor aber zu verhindern wusste.
Und die übrigen Iserlohner? Die hatten sich selbst zum Zuschauen verdonnert, brachten im gesamten ersten Durchgang nicht einen brauchbaren Angriff zu Stande und zogen somit den Groll ihres Coachs auf sich, der in der Kabine entsprechende Worte fand. Doch die schienen ihre Wirkung zu verfehlen, denn zurück auf dem Feld änderte sich - nichts! Und so war das 3:0 durch Maximilian Hack kurz nach dem Wiederanpfiff die logische Konsequenz (29.).
Doch der Favorit wankte zwar, fiel aber letztlich nicht. Denn plötzlich ging ein Ruck durch die Sauerländer, die endlich realisiert hatten, dass mit etwas Feierabend-Hockey in Darmstadt kein Blumentopf zu gewinnen war. Die Initialzündung dazu gab Routinier Carlos Nunez, der nur wenige Augenblicke nach dem dritten RSC-Tor bereits wieder auf 1:3 verkürzte (31.). Nun zeigten die Iserlohner ein ganz anderes Gesicht, zogen mit großem Tempo sicher einstudierte Kombinationen auf und wirbelten die RSC-Abwehr gehörig durcheinander. Sebastian Glowka (36.) und Jorge Fonseca (40.) glichen so innerhalb der nächsten knapp zehn Minuten zum 3:3 aus.
Die Darmstädter wehrten sich zwar nach Leibeskräften, doch die Kontrolle über die Partie war ihnen entglitten. Die ERGI dagegen war nun vollends auf einer Euphoriewelle unterwegs, wollte das Runde komplett umreißen. Und es sah ganz danach aus, als sollte es gelingen: Zu Beginn der letzten Spielminute riss Sergio Pereira die Arme zum Jubeln empor und bekam von Schiedsrichter Frank Schäfer auch die Bestätigung des 4:3. Nicht ganz so sicher war sich dagegen Sascha Goldhausen, weshalb sich die beiden ansonsten sehr gut und sicher leitenden Unparteiischen zu einer kurzen Beratung zurückzogen. Der Treffer wurde schließlich gewertet, ernsthafte Proteste der Darmstädter gab es auch nicht.
Die Uhr zeigte indes noch gut 50 Sekunden Restlaufzeit an, und die sollten es noch einmal in sich haben. Iserlohn wollte die Zeit herunter spielen, verlor aber den Ball durch eine Unkonzentriertheit, so dass der RSC einen letzten Anlauf unternehmen konnte. Dabei kamen sich Carlos Nunez und ein Darmstädter Angreifer ins Gehege, es ertönte ein Pfiff uns der Iserlohner sah die blaue Karte. „Etwas hart, aber vertretbar“, kommentierte Ralf Henke die Entscheidung, die ein wenig nach Konzession für das strittige ERGI-Tor roch. Und Quim Puigvert ergänzte: „Wir haben nicht wegen dieser Entscheidung die Punkte verloren, sondern weil wir 30 Minuten lang nicht anwesend waren.“ RSCler Jorge Gonzalez behielt derweil wenige Sekunden vor dem Abpfiff die Nerven und verwandelte den Direkten zum 4:4-Endstand.
RSC Darmstadt: M. Warmbier, N. Schröter; M. Barreto, F. Bender, P. Wagner (1), J. Gonzalez (1), M. Hack (2), F. Schröter, A. Börkei. - ERG Iserlohn: D. Diaz Cosme, M. Sittler; C. Nunez (1), A. Costa, K. Milewski, S. Glowka (1), J. Fonseca (1), S. Pereira (1), T. Henke. - Schiedsrichter: F. Schäfer / S. Goldhausen.
Torfolge: 1:0 (4.) P. Wagner, 2:0 (8.) M. Hack, 3:0 (29.) M. Hack, 3:1 (31.) C. Nunez, 3:2 (36.) S. Glowka, 3:3 (40.) J. Fonseca, 3:4 (50.) S. Pereira, 4:4 (50./Direkter) J. Gonzalez. - Zeitstrafen: Darmstadt 0 min – Iserlohn 2 min (C. Nunez/50.) - Teamfouls: Darmstadt 14 - Iserlohn 10.
Autor:Tim Graumann aus Iserlohn |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.