"Trabe bis zum Grabe" oder "Turne bis zur Urne"
Hochkarätige Referenten hatte Dr. med. Friedrich Fiegenbaum, Chefarzt am Bethanien-Krankenhaus, für den Herz- und Kreislauftag eingeladen.
Während sich Prof. Dr. med. Vetter der fachlichen Seite ("Chirurgische Therapie der Koronaren Herzkrankheit") widmete, war der Vortrag von Prof. Dr. Herbert Löllgen aus Remscheid schon ein "Leckerbissen", der letztlich eine Tatsache unterstrich: "Wer sich bewegt, hat gute Aussichten, länger und vor allem gesünder zu leben."
Löllgen, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin, und laut Dr. Fiegenbaum der "oberste Sportmediziner in Deutschland", hatte denn auch für seine Thesen viele aktuelle Fakten und Untersuchungsergebnisse zur Hand.
"Kein Medikament ist so effektiv wie die Bewegung", begann Prof. Löllgen seinen Vortrag, "die tägliche körperliche Aktivität ist wichtig. Dadurch entsteht ein gesteigerter Energieumsatz." Wenig Bewegung, darauf machte Löllgen aufmerksam, hat auch negative Auswirkungen auf eine Krankheitsentwicklung. "Das", so Löllgen, "gilt schon für das ungeborene Kind. Eine Mutter, die übergewichtig ist und raucht, schädigt ihr Kind." Löllgen mahnte eindringlich, "dass Passivrauchen nicht zu unterschätzen. "In Ländern, in denen ein striktes Rauchverbot herrscht, ist ein Rückgang der Todesfälle bei Passivrauchern festgestellt worden."
Der Nikotin-Status, der Bauchumfang, die Aktivitäten und die gesunde Kost sind Faktoren, die es zu beachten gibt. Wer beschließt, die Trägheit zu besiegen, sollte vor den sportlichen Aktivitäten den Hausarzt ansprechen. Löllgen: "Der ist die vorbeugende Anlaufstelle und sollte stets nach der Eigenverantwortung in Sachen Gesundheit fragen."
Löllgen forderte, dass schon Kinder sehr früh mit einem Gesundheits-Bewusstsein ausgestattet werden. "Wer sich im Kindergarten- und Schulalter bewegt, bringt bessere schulische Leistungen. Das ist mittlerweise erwiesen." Was für "bewegliche" Kinder spricht, trifft laut Prof. Löllgen auch auf die Senioren zu: "Die Sterblichkeitsrate sinkt, wenn regelmäßige Aktivitäten erfolgen." Was laut Löllgen auch wichtig ist, "dass durch die körperliche Aktivität die Selbständigkeit und die Selbstbestimmung verlängert wird."
Wer nach einer Herzerkankung zögert, sollte sich darüber im klaren sein, "dass dann erst Recht eine Aktivität erforderlich ist", so Löllgen, der ergänzte: "Wer regelmäßig an einer Reha-Maßnahme teilnimmt, beispielsweise dreimal in der Woche zu je 30 Minuten, hat bessere Überlebenschancen." Und er setzte noch einen Fakt oben drauf: "Nicht das Kreuzworträtsel bringt was, sondern die Bewegung. Die schiebt die Demenzerkrankung hinaus."
Prof. Löllgen warnte aber auch vor der Übertreibung. "Man muss sich bei der Aktivität wohl fühlen. Die Dinge lieber langsamer angehen lassen. Denn man kann den Sport auch übertreiben." Er empfehle seinen Patienten: "Trabe bis zum Grabe oder Turne bis zur Urne." Zudem empfiehlt Löllgen den Golfsportlern, "auch noch Sport zu betreiben".
Dass der Sport nicht alles ersetzen kann, machte Löllgen abschließend klar. Der Weg zum Arzt ist nie verkehrt. Aber die sportliche Aktivität ist immer der Schlüssel zum Erfolg.
Autor:Rainer Tüttelmann aus Iserlohn |
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