Offener Brief von drei Fanclubs an Wolfgang Brück
Betrifft: Offener Brief der IEC-Fans Ihnetal 2004, der Unschuldsengel Iserlohn e.V. und der Ultrà Crew Iserlohn 2005 an die Iserlohn Roosters GmbH, z. Hd. Herrn Wolfgang Brück
Sehr geehrter Herr Brück,
hiermit legen wir Beschwerde gegen den Umgang mit Teilen der Fans der Iserlohn Roosters beim Heimspiel gegen den Augsburger EV, geschehen am 14.2.2012, ein.
Wir, die IEC-Fans Ihnetal, die Unschuldsengel Iserlohn und die Ultra Crew Iserlohn, wollen Ihnen zunächst den Ablauf der Geschehnisse darlegen.
Das Vorhaben an diesem Abend war die Präsentation der Spruchbänder "Wir begrüßen den Serienmeister im Schönreden der eigenen Probleme", "Sportlichen Neuanfang wagen - sportliche Leitung hinterfragen", sowie in Hinblick auf Doug Masons beim Fantalk getätigte Aussage, die Fans sollen das Spiel genießen, ein "Zum Genießen"-Banner. Ein im Vorfeld erteiltes Verbot dieser Spruchbänder per E-Mail am Spieltag selbst erreichte den Capo der Ultra Crew Iserlohn zu spät, da er die E-Mail vor dem Spiel schlichtweg nicht abgerufen konnte. Die Präsentation der Banner wurde ab dem oben an zweiter Stelle genannten Spruchband restriktiv vom Sicherheitsdienst behindert und unterbunden. Dies wurde uns von Herrn Ehlen im O-Ton "Herr Tröger und Herr Schutzeigel verbieten euch, die Sachen hochzuhalten, wir müssen die Banner einkassieren, die Person, die hochhält, bekommt Stadionverbot." mitgeteilt. Diese Aussage geschah unter Zeugen und vor der Durchsage des Hallensprechers.
Erst zu Beginn des dritten Spieldrittels wurde per Lautsprecherdurchsage das Hochhalten jeglicher Banner verboten, was eine fast geschlossene Reaktion des Entsetzens der gesamten Eissporthalle zur Folge hatte - das Tischtuch zwischen Fans und Verein war für den besagten Abend für das Erste zerschnitten.
Die geplanten Spruchbänder sollten unsere bis dato im Stadion stillschweigend ertragende Enttäuschung über den Saisonverlauf zum Ausdruck bringen und auf das in Teilen der Fanszene bestehende Missfallen der sportlichen Leistungen hinweisen. Es war weder ein Aufruf zur Gewalt oder noch wurde zum Verletzten der Stadionordnung bzw. der Sicherheit aufgerufen. Mit uns waren die drei wohl größten und aktivsten Fanorganisationen am Seilersee beteiligt, die ihre Meinung einfach nur kundtun wollten, was wohl für eine gewisse Tauglichkeit als Meinungsbild auf der Tribüne gesehen werden kann.
Ihnen als Jurist müssen wir wohl nicht erklären, dass Meinungsfreiheit – solange sie keine anderen Menschen, Gesetze oder gesellschaftliche Normen einschränkt – wohl mit das höchste Gut unserer Gesellschaft und unserer Verfassung ist. Leider hat Ihre Organisation unsere Meinungsfreiheit arg limitiert. Nach Gutsherren-Art wurden unbequeme, aber trotzdem immer treue Fans gegängelt.
Um Ihnen unsere Lage zu verdeutlichen: Wir unterstützen den IEC immer und überall, fahren viele Spiele mit Bussen an und sorgen gemeinschaftlich sicherlich für einen nicht unerheblichen Anteil an Atmosphäre in der Eishalle, welche auch für Sie und ihre Geschäftspartner oftmals mehr als nur von Werbenutzen ist, mehr als manch andere Dinge. Wir haben – auch wenn es diese und die vorherigen Spielzeiten mehr als weh im Herzen tat – das Team immer nach vorne gepeitscht. Selbst nach bitteren Niederlagen oder bei uneinholbaren Rückständen. Und würde dieser Verein mal in die Niederrungen abwandern - wir wären auch dann noch für den IEC da. Viele Fans geben, wie man so schön sagt, ihr letztes Hemd für den Verein.
Und die Fans fahren auch tausende Kilometer, gucken sich teilweise bittere Niederlagen an und bekommen von der Mannschaft nicht einmal einen Blick der Wertschätzung dafür. Und das nur um am kommenden Heimspieltag wieder die Fahnen zu schwenken und die kaputten Stimmbänder anzustrengen. Zum Dank liest man dann Presseberichte in denen alles schön geredet wird und in denen es sich Trainer und Spieler erlauben im Nachhinein den Fans die Schuld zu geben. Berichte und Aussagen, wo man sich als Fan fragt, ob man im falschen Film bzw. beim falschen Spiel war oder ob man tatsächlich etwas falsch gemacht hat. Das alles ertragen wir als Fanclubs und als Ultragruppe, aber auch viele andere Fans ohne Ansprüche und ohne großes Klagen.
Beim Heimspiel gegen Augsburg war aber der Zeitpunkt nach langem Schlucken den Unmut auf sachliche Art und Weise Luft zu machen. Und Sie können glauben - es brodelt allgemein unter den Fans am Seilersee, wie man gestern im Spiel gegen den AEV auch sehen konnte, nicht nur in unseren Kreisen. Es waren Spruchbänder, die nur auf Meinungsfacetten hinweisen, niemanden persönlich attackieren oder zu verfassungswidrigen Aktionen aufriefen. Ein leichtes Aufbegehren eines Teils der zahlenden Kundschaft – um mit den Floskeln eines Wirtschaftsunternehmers wie Ihnen zu sprechen.
Wir würden uns freuen von Ihnen zu erfahren, wovor Sie (sprich der Verein) Angst haben, wenn Fans ihre Meinung sagen und vielleicht mal nicht wie Milchkühe in die Halle pilgern. Geld lassen auch wir so genug!
Haben Sie Angst, dass den VIPs die Schrimps im Halse stecken bleiben, wenn die Vortäuschung von heiler Welt und toller Atmosphäre unter den Fans nicht mehr Bestand hat? Ist es nicht die Aufgabe des Vereins sich damit zu befassen, anstatt radikal zu unterbinden?
"Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen."
Trifft dieses Zitat des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg auch auf Sie zu?
Das die Geschäftsstelle der Iserlohn Roosters auf unser Vorhaben so repressiv reagiert hat zeigt uns eigentlich nur, dass bei Ihnen ein großer Stachel sitzen muss und die Nerven doch blanker liegen, als man dem Fan-Volk zugestehen will.
Weiterhin als schlimm betrachten wir, wie im Nachhinein mit der gestrigen Situation umgegangen wurde und wird. Bereits kurz nach Spielende erreichte uns eine E-Mail von Bernd Schutzeigel, in der er schreibt, dass die Durchsage in der Halle von der Polizei veranlasst worden ist. Darüber hinaus hätte man nie vorgehabt zu zensieren, sondern lediglich uns Fans zu bitten keine weitere Unruhe ins Team zu bringen.
Gegensätzlich dazu befinden wir die „Verbotsmail“ von Herrn Tröger. In dieser Mail ist deutlich davon die Rede, dass - in eigenen Worten wiedergegeben - "die Aktion nicht genehmigt wird." und "keine Plakate oder Spruchbänder hochgehalten werden dürfen."
Wir weisen noch einmal auf die obige Aussage von Herrn Ehlen hin, die uns die Gemütslage der Geschäftsstelle widergespiegelt hat.
Diese Fakten passen nicht in den Kontext der offiziellen Aussagen nach dem Spiel, sondern wirken eher wie eine schnell gefundene Ausrede, um weiteren Imageschaden durch Ihren Fauxpas zu begrenzen. Auch Ihr sicherlich gut gemeintes Interview - veröffentlicht auf der Homepage der Iserlohn Roosters am Tag nach dem Spiel - besänftigt unsere Gemüter nicht wirklich. Kommt so etwas doch beim IEC seit Jahren erst, wenn es schon zu spät ist.
Als Organisatoren der Spruchbänder erwarten die IEC-Fans Ihnetal, die Unschuldsengel Iserlohn und die Ultra Crew Iserlohn einen selbstkritischeren, ehrlicheren und vor allem konsequenteren Umgang mit dieser Situation. Wir stehen Ihnen natürlich persönlich bei der Klärung der Ereignisse zur Verfügung.
Außerdem sollten sie sich darüber im Klaren sein, dass wir bis zu einer vernünftigen und ordentlichen Aufklärung die verbale und optische Unterstützung auf der Tribüne einstellen werden.
Nur der IEC!
IEC-Fans Ihnetal 2004, Unschuldsengel Iserlohn e.V., Ultrà Crew Iserlohn 2005, 15. Februar 2012
Autor:Rainer Tüttelmann aus Iserlohn |
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