Iserlohn Kangaroos: Der langjährige Kapitän geht von Bord
Kristof Schwarz startet in Nordamerika ein neues Abenteuer abseits des Sports

Auch aus Nordamerika wird Kristof Schwar wahrscheinlich die Saison der Kangaroos verfolgen. Foto: jh
  • Auch aus Nordamerika wird Kristof Schwar wahrscheinlich die Saison der Kangaroos verfolgen. Foto: jh
  • hochgeladen von Christoph Schulte

Eigentlich hat Kristof Schwarz, obwohl in der Hafenstadt Kiel geboren, nicht nahe am Wasser gebaut. Doch nach der Partie gegen die SparkassenStars Bochum, als die Iserlohn Kangaroos einen ihrer dienstältesten Akteure ehrenvoll verabschiedeten, kämpft der Spielmacher mit den Tränen und ist sichtlich gerührt.

Trikot mit Nummer 5 wird nicht mehr vergeben

Das Trikot mit der Nummer 5 wird bei den Kangaroos künftig nicht mehr vergeben, was gewissermaßen die Wertschätzung bekundet, die der Verein dem sympathischen Publikumsliebling entgegenbringt.
Kristof Schwarz ist jahrelang eines der markanten Gesichter der Kangaroos. Mit 13 Jahren beginnt er quasi als Spätberufener mit dem Basketball, 19 Jahre später beendet er in Iserlohn seine sportliche Laufbahn, um am 1. Dezember in den USA abseits des Sports ein neues Abenteuer anzupacken. Die Koffer sind längst gepackt, der Container mit den Möbeln wird in diesen Tagen zur Verschiffung nach Rotterdam gebracht. Das neue Ziel des Spielmachers, der einen Masterabschluss in Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Marketing und Personalführung hat, heißt Atlanta, wo er die Leitung der Niederlassung der Iserlohner Firma Blanke-Systems übernehmen wird.
„Ich bin Realist genug, um zu wissen, dass es eine sehr, sehr große Herausforderung ist“, sagt Schwarz und kann trotzdem seine Vorfreude auf die neue Aufgabe nicht verbergen: „Wann bekommt man so eine Chance geboten?“

Sprachbarrieren sind kein Problem

Gleichwohl hätte er diesen Schritt ohne seine Frau Nathalie nicht gewagt. „Das hätte sie nicht zugelassen und ich auch nicht gewollt.“ Vorgesehen sind erst einmal drei Jahre. „Aber wir fassen die Sache so an, als ob wir für immer rübergehen. Wenn man stets im Hinterkopf hat, es geht irgendwann zurück, ist man nie richtig da.“ Sprachliche Barrieren sieht Kristof Schwarz kaum als Problem, eher die kulturellen Unterschiede mit dem Krankenversicherungs- und allgemeinen Sozialsystem sowie der Hire-and-Fire-Methode in der Personalwirtschaft. „Deutschland“, so Schwarz, „ist schon das beste Land, wo man leben und aufwachsen kann.“

Spielmacher-Ära bei den Kangaroos begann 2011

Matthias Grothe holte Schwarz 2011 nach Iserlohn und so startete die Ära des Spielmachers in der Waldstadt. Eine Saison war geplant, daraus wurden achteinhalb Jahre mit Höhen und Tiefen. „Zum Glück gab es mehr Höhen“, erwähnt Schwarz ungerne den nicht nur für ihn absoluten Tiefpunkt. Das ist der Tod von Matthias Grothe. „Die Grothes sind meine zweite Familie.“ Und das Wort Familie benutzt er auch, um das Besondere der Iserlohner Basketballer hervorzuheben. „Man spricht immer von der Kangaroos-Familie. Das ist aber wirklich so.“ Der Trauerfall habe diese Mannschaft genauso wie die etlichen Erfolge zusammengeschweißt, weil man viel Zeit miteinander verbracht habe. „Die Leute im Team habe ich häufiger gesehen als meine Eltern, meinen Bruder und andere Freunde. Fast jeden Abend ist man zusammen, geht gemeinsam durch schlechte und schöne Phasen. Wir haben uns aus den Tiefs immer herausgearbeitet.“ Melancholisch wird der Spielmacher, wenn er an Joshua und Ruben Dahmen denkt. „Das waren damals kleine Jungs, jetzt sind sie Mitte zwanzig und mehr als Freunde für mich. Sie sind wie Brüder.“ Für ihn stand daher ein erneuter Vereinswechsel nie zur Debatte: „Das Umfeld passte, ich sah keinen Grund.“ Außerdem habe sich ein Kreis geschlossen. „Ich konnte zum Abschluss noch einmal mit meinem Bruder Malte in einem Team spielen.“ Sportlicher Höhepunkt bei den Kangaroos ist natürlich 2014 der Aufstieg in die ProB. „Wir haben so lange darauf hingearbeitet - wenn man das Ziel dann erreicht, ist es Freude pur. Das vergisst man nie.“ Seine aktive Laufbahn ist nun abgeschlossen. „Ich werde mir in den USA eine Halle suchen, wo man in einer Hobbytruppe aus Spaß mitdaddeln kann. Auf dem Niveau und mit der Professionalität, mit der ich die letzten Jahre herangegangen bin, ist das zu Ende.“ Ein Traineramt kommt für ihn nicht infrage. „Ich habe ein zu großes Sicherheitsbedürfnis, als dass ich so einen riskanten Job machen würde.“

Irgendwann eher Manager als Headcoach

Die Managerposition sei ein von Michael Dahmen aufgeworfener Gedankengang gewesen. „Das ist ein toller Vertrauensbeweis, doch den Berufseinstieg wollte ich weg vom Sport machen. Ich bin nicht abgeneigt, irgendwann irgendetwas im Verein zu tun, dann aber eher Manager als Headcoach.“ Der primäre Punkt werde vorerst der Beruf sein, außerdem freue sich seine Frau schon auf die freien Wochenenden. „Ich werde viel Zeit mit Nathalie verbringen. Wir können jetzt machen, worauf wir Lust haben.“ Er ist genauso wie seine Frau sportaffin, nur joggen mag Kristof Schwarz nicht. „Laufen ohne Ball ist eine Katastrophe.“
Stattdessen möchte er sein Golf-Handicap verbessern. „Mein Chef hat aber schon gesagt, wenn es einstellig wird, müssen wir reden. Dann verbringe ich mehr Zeit auf dem Golfplatz anstatt im Büro.“

Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.