Iserlohner Fußball-Fusion: Zusammenfassung - 3. Teil

Wird sich in drei bis fünf Jahren nachweisen lassen, dass die Mitglieder von Borussia Dröschede gegen eine historische Chance gestimmt haben?
Dieser Ansicht sind viele Fußballinteressierte in Iserlohn - wenn sie nicht gerade Dröscheder Mitglieder sind. „Schade, ich habe an einen großen Wurf geglaubt“, so Oestrichs Vize-Vorsitzender Ralf Schamp stellvertretend für alle anderen identischen Meinungen.
Wer die knapp 75 Versammlungsminuten im verrauchten Dröscheder Vereinsheim verfolgt hat, dem ist schon nach kurzer Zeit die Anti-Fusionsstimmung aufgefallen. Aus der Versammlung heraus gab es nur ganz wenige Mitglieder, die sich mit durchaus kritischen Beiträgen als „sanfte Fusions-Befürworter“ gezeigt haben. Aber eine reale Chance hat die Fusion in der Iserlohner Fußball-Mitte nicht wirklich.
Gerade einmal 30 Ja-Stimmen standen 191 Nein-Stimmen gegenüber. Eindeutiger geht es nicht.
Für den Vorstandssprecher Uwe Ginsberg war es auch wichtig, nach dem Verkünden des Abstimmungsergebnisses deutlich zu machen, „das wir jetzt auch die Hilfe aller Mitglieder brauchen, um bestehen zu können.“ So bleibt ein Duo: Der bestehende Verein Sportfreunde Oestrich-Iserlohn und eine Fußball-Abteilung in der TuS Iserlohn.
In den kommenden Tagen wird eine Feinjustierung erforderlich sein. „Denn es gehen ja nicht zwei Vereine zusammen“, so Ralf Schamp. Auf der Hand liegt, dass es zu einer Verschmelzung mit Beitritt kommt. Was heißt, dass die Mitglieder bei der TuS 46 austreten und zu den Sportfreunden Oestrich übertreten müssen. „Dann müssen wir uns über den neuen Namen Gedanken machen“, so Ralf Schamp, der darauf aufmerksam macht, „dass wir nun auf gewachsene Strukturen zurückgreifen können.“
Allerdings dürften auch weniger Sponsorengelder fließen, weil es weniger Mannschaften geben wird.
Gehen wir noch einmal nach Dröschede. Dort war besonders Vorstandsmitglied Andreas Friedberg sehr niedergeschlagen: „Ich bin schon enttäuscht. Das war eine einmalige Chance.“ Das sieht auch Jugendleiter Oliver Merz so: „Da haben wir zweieinhalb Jahre umsonst gearbeitet. Aber letztlich haben die Mitglieder sich sehr deutlich gegen eine Fusion ausgesprochen. Das gilt es zu respektieren.“ Nicht mehr dabei sein wird wohl Andreas Friedberg, der seinen Posten als Sportlicher Manager zur Verfügung gestellt hat. Dass Auf der Emst die Lichter nicht ausgehen werden, dafür verbürgte sich schon während der Sitzung der Vorstandssprecher Uwe Ginsberg in Willi-Vieler-Manier (wie vor sechs Jahren bei der gescheiterten Oestricher Fusionszustimmung mit der TuS): „Wenn es in Dröschede keine Mehrheit für eine Fusion geben wird, macht der Vorstand aber weiter.“ Was einen Freifahrtsschein für die Mitglieder bedeutete.
Oestrich und die TuS-Fußballer haben sich für die Perspektive entschieden, wollen aber die Traditionen mitnehmen. Was gut und richtig ist.

KOMMENTIERT

Zukunft mit Tradition

Als ich in Dröschede nach der Abstimmung gerade mit jungen Vereinsmitgliedern gesprochen habe, wurde schon eine Menge Skepsis geäußert, ob die Entscheidung richtig war, sich gegen die Fusion auszusprechen. Ich kann mich in der Tat nicht des Eindrucks erwehren, dass vornehmlich die Älteren von der Emst auf keinen Fall gewillt waren, sich perspektivisch zu entscheiden. Dass die Dröscheder Jugend über kurz oder lang ihre „Alten“ vielleicht einmal fragen könnte, was sie für den Borussen-Bestand getan haben, ist naheliegend, war aber am Donnerstag in einer trotz aller Emotionen erfreulich fairen Versammlung kein Entscheidungskriterium.
In Oestrich und bei den TuS-Fußballern hatte die Tradition vor sechs Jahren gesiegt, jetzt hat das Votum für eine „Zukunft mit Traditions-Wurzeln“ gestimmt. Finde ich richtig und zeitgemäß.
Nun hoffe ich nur, dass sich die Verantwortlichen aus beiden Lagern trotz der Dröscheder Absage weiter an ihre strengen Fusionsregeln halten und diese im Iserlohner Sinne nicht aufweichen.
Rainer Tüttelmann

Uns würde natürlich auch jetzt Ihre Meinung interessieren.

Autor:

Rainer Tüttelmann aus Iserlohn

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