Einfach nur der WAAAAHHHNNNSINNNN!!!!!

European League - Gruppe C, 5. Spiel: ERG Iserlohn - Reus Deportiu 7:11 (4:2)

(tg) „Ich bin fix und fertig!“ So ein Spiel wie gegen Reus hatte Quim Puigvert in seiner langen Rollhockey-Karriere noch nicht erlebt. Das musste der ERGI-Trainer erst einmal sacken lassen. Und dann - ungeachtet der Niederlage - war er voll des Lobes „Das war in allen Bereichen 100 Prozent!“ Vor allem aber zog er den Hut vor Timon Henke, der sich erstmals in seiner Laufbahn ins Tor stellte - und dies gleich auf Champions-Niveau.

Die Niederlage war letztlich sekundär, die Iserlohner waren die moralischen Gewinner dieses Tages. Einzig Patrick Glowka stand nach dem Schlusspfiff etwas bedröppelt in der Ecke, wusste er doch nur zu genau, dass er mit seiner Kurzschlussreaktion in der 29. Minute sein Team um eine historische Chance gebracht hatte: Ein Sieg über Reus Deportiu.

Torwartprobleme? Formtief? Von alledem war nichts zu spüren, von Beginn an zeigten sich die Iserlohner von ihrer besten Seite und feierten eine halbe Stunde lang eine Rollhockey-Partie, wie sie einem deutschen Team gegen einen Vertretern der spanischen OK-Liga so wohl noch nie gelungen ist. Mit 5:2 führten die Sauerländer am Hemberg Und dies hochverdient. „Wir hätten heute hier nie und nimmer gewonnen, wenn nicht die rote Karte gekommen wäre“, konstatierte noch nach dem Schlusspfiff Reus Weltklassespieler Jordi Adroher.

Zunächst sah alles nach den üblichen Euroliga-Mechanismen aus. Iserlohn trat gegen die mit viel Schwung startenden Iberer zwar sehr engagiert auf, verpasste bei Chancen durch Sergio Pereira (4.), Kai Milewski (5.) und Carlos Nunez (7.) aber den möglichen Führungstreffer. Wie leicht es geht, demonstrierte kurz darauf Xavier Costa, der binnen 20 Sekunden zweimal frei zum Abschluss kam und Reus mit 2:0 in Vorlage brachte. Soweit, so unspektakulär.

Doch die Iserlohner gaben nicht klein bei, krempelten die Ärmel hoch und zogen ihr Ding westfälisch stur weiter durch. So war der Anschlusstreffer von Andre Costa nach wunderbarer Vorlage von Kai Milewski auch hoch verdient. Und damit war die Lunte entzündet, denn die Hausherren merken nun, dass an diesem Tag doch etwas anders war: Reus geriet immer mehr in die Defensive, der deutsche Pokalsieger bestimmte nahezu nach Belieben das Geschehen.

Einzig Deportiu-Schlussmann Roger Molina konnte dem ERG-Angriffswirbel noch etwas entgegen setzen. Als dann aber Kai Milewski im Strafraum der Iberer zu Fall kam, ließ sich Sergio Pereira die Chance vom Penalty-Punkt nicht nehmen – 2:2 (21.) Und schon der nächste Anlauf brachte das 3:2 durch Kai Milewski, dessen Schuss von Xavier Rubio in die eigenen Maschen abgefälscht wurde (22.). Und kam hatte Reus realisiert, wie ihnen geschah, war Kai Milewski schon wieder enteilt und netzte zum 4:2 ein (23.).

Die Katalanen waren angesichts der Spielfreude ihrer Gastgeber völlig ratlos und konnten sogar froh sein, dass es zum Seitenwechsel nicht noch ein deutlicheres Zwischenresultat gab, denn nach einem erneuten Foul an Kai Milewski konnte Sergio Pereira seinen zweiten Penalty nicht verwerten (24.). Doch das 5:2 war nur kurzfristig verschoben, denn dank einer Meckerei von Jordi Adroher, der dafür eine Zwei-Minuten-Strafe bekam, konnte Iserlohn in Überzahl in den zweiten Abschnitt gehen. In Unterzahl leisteten sich die Gäste ihr zehntes Teamfoul, Andre Costa trat an und verwandelte souverän zum 5:2 (26.).

Zu diesem Zweifel hatte niemand ernsthafte Zweifel, dass der Sieg der Iserlohner noch gefährdet werden konnte. Denn in der Abwehr rührten die Sauerländer regelrecht Beton an, die wenigen Distanzschüsse von Reus waren für Keeper Patrick Glowka stets sichere Beute. So wurde dem 3:5 durch Albert Casanovas, der bei einem Freistoß eine Lücke gefunden hatte, auch keine große Beachtung geschenkt (27.), denn schon in den nächsten Minuten waren die Iserlohner drauf und dran, ihr halbes Dutzend voll zu machen.

Dann aber ließ sich Patrick Glowka von Jepi Selva zu einer Tätlichkeit hinreißen – und sorgte mit einem Schlag für Ernüchterung bei den Sauerländern (29.). Die hatten mit Jorge Fonseca nur pro forma einen zweiten Torwart aufgeboten und wollten schon abbrechen, als sich Timon Henke die Torwartkluft überstreifte und wagemutig ins Getümmel schmiss. Immerhin eine Minute überstand der Torhüter-Novize, der im weiteren Verlauf einige sehr gute Szenen hatte, ehe Xavier Costa zum 4:5 traf (30.). Den Ausgleich ließ Timon Henke, der mit Marc Berenbeck hinter der Torbande seinen persönlichen Torwartflüsterer hatte, erst in der 33. Minute zu, als Marc Olle zum Direkten antrat. Christopher Hegner hatte im direkten Gegenzug sogar die Führung wieder auf dem Schläger, traf aber nur den Pfosten. Dann zog Reus binnen der weiteren zwei Minuten durch Albert Casanovas, Xavier Costa und Jepi Selva auf 8:5 davon (38.). Drohte nun eine völlige Demontage?

Dazu kam es nicht, weil die Iserlohner sich aus ihrer Schockstarre befreiten und Reus mit großem Kämpferherz die Stirn boten. Als Sebastian Glowka (35.) und Carlos Nunez (36.) binnen weniger Sekunden wieder auf 7:8 verkürzten, sah es für einen Moment tatsächlich noch einmal danach aus, als ob den gehandicapten Sauerländern das Unmögliche gelingen könnte.

„Ausgleich! – Ausgleich!“, skandierten die 400 Zuschauer, zumal Timon Henke gegen Xavier Costa (38.) und Jordi Adroher (39.) zwei Glanzparaden gelangen. Doch vorne fehlte nun die Konzentration und Kraft, so dass Xavier Rubio (40./42.) und Marc Olle (46.) dem Iserlohner Wahnsinn ein rasches Ende bereiteten.

ERG Iserlohn: P. Glowka (ab 29. T. Henke), J. Fonseca; C. Nunez (1), A. Costa (2), K. Milewski (2), S. Glowka (1), C. Hegner, S. Pereira (1). - Reus Deportiu: R. Molina, A. Catal; X. Rubio, J. Salvat, X. Costa (6), A. Casanovas (2), J. Selva (1), M. Olle (2), J. Adroher. - Schiedsrichter: R. Leao / J. Vieira (Portugal).

Torfolge: 0:1 (7.) X. Costa, 0:2 (7.) X. Costa, 1:2 (12.) A. Costa, 2:2 (21./Penalty) S. Pereira, 3:2 (22.) K. Milewski, 4:2 (23.) K. Milewski, 5:2 (26./Direkter) A. Costa, 5:3 (27.) A. Casanovas, 5:4 (30./Überzahl) X. Costa, 5:5 (33./Direkter) M. Olle, 5:6 (33.) A. Casanovas, 5:7 (35.) X. Costa, 5:8 (35.) J. Selva, 6:8 (35.) S. Glowka, 7:8 (36.) K. Milewski, 7:9 (40.) X. Costa, 7:10 (42.) X. Costa, 7:11 (36.) M. Olle. - Zeitstrafen: Iserlohn 0 min – Reus 2 min (J. Adroher/25.) - Rote Karte: P. Glowka (29./Iserlohn) - Teamfouls: Iserlohn 6 - Reus 15

Autor:

Tim Graumann aus Iserlohn

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