Eine bayrische Männerfreundschaft
von André Günther
Wenn viele Deutsche im Sommer in Richtung Alpen aufbrechen, um dort Urlaub zu machen, dann beginnt auch für Michael Wolf und Tobias Wörle die Zeit der Erholung vom Stress in der Deutschen Eishockey Liga.
Allerdings fahren sie dahin nach Hause, wo andere ihren Urlaub verbringen – in Füssen. „Wir kennen uns schon sehr lange, aber wirklich miteinander zu tun haben wir erst seit etwa zehn Jahren“, meint der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. „Miteinander zu tun“ ist allerdings stark untertrieben.
Die beiden sind dicke Kumpels. „Freunde? Das muss jemand falsch verstanden haben. Wir sind nur Arbeitskollegen“, scherzt Tobias Wörle und lacht dabei.
Beide haben im letzten Jahr ihr eigenes Heim gekauft. „Der Michi hat jetzt ne Villa – so was kann ich mir aber nicht leisten.“ Das kann der Wolfi natürlich nicht unkommentiert lassen. „So ein Schmarrn. Das Haus ist 40 Jahre alt und überall renovierungsbedürftig. Du dagegen hast dir ne nagelneue Eigentumswohnung gekauft – vom Allerfeinsten.“
Selbst beim Radeln im Kraftraum der Roosters nach dem Training können es die beiden „Brüder im Geiste“ nicht lassen, sich auf den Arm zu nehmen. Im Sommer verbringen Wolf und Wörle ebenfalls viel Zeit mit-einander. „Wir wohnen vielleicht fünf Minuten mit dem Fahrrad auseinander, aber das ist nicht außergewöhnlich. In Füssen liegt alles maximal fünf Minuten auseinander“, glaubt Tobias Wörle.
Hinzu kommt, dass sich die Partnerinnen der beiden Cracks auch super verstehen, so dass sie sich noch häufiger als normal sehen. Steht eine Feier oder ein Grill-abend an, dann sind zumeist beide dort. „Wir haben einen großen gemeinsamen Freundeskreis, so dass wir uns dort immer über den Weg laufen.“
Eine Leidenschaft absolvieren sie dann doch nicht gemeinsam. Michael Wolf trägt im Sommer, wann immer es geht, das Trikot der Rolling Wanderers Germering. Für den mehrmaligen deutschen Inlinehockey Meister fährt er jeweils zwei Stunden zum Training und zum Spiel.
„Das ist mir zu weit“, sagt Tobias Wörle. Vor einigen Jahren hatten beide versucht, in Füssen eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, aber das hat nicht funktioniert, weil keine geeignete Halle vorhanden war. Da in der Eissporthalle bereits früh im Sommer das Eis wieder aufbereitet wird, fiel die auch als Heimstätte aus, was allerdings zum Vorteil hat, dass die beiden Stürmer sich bereits frühzeitig auf ihre Spielzeit in der DEL vorbereiten können. „Wir organisieren dort immer eine Trainingsgemeinschaft. Ich kümmere mich um die Eiszeiten und sammle das Geld ein. Tobi kümmert sich, dass genügend Spieler da sind, und teilt die Teams ein. Dann spielt immer das Team Wörle gegen das Team Wolf.“ Mit dabei sind viele DEL-Spieler und Zweitligaspieler wie Felix Petermann, Sinisa Martinovic, Daniel Oppolzer oder Thomas Holzmann. „Die Kaufbeurer sind allerdings nur geduldet“, ergänzt Wörle mit einem Augenzwinkern. Etwa zehn Einheiten absolvieren sie jeden Sommer auf dem Eis in Füssen, bevor es dann gemeinsam zur Vorbereitung nach Iserlohn geht. Momentan hat Doug Mason beide ja in die erste Sturmreihe gepackt. Mal schauen, ob es nicht nur gegeneinander, sondern auch zusammen auf dem Eis klappt.
Autor:Rainer Tüttelmann aus Iserlohn |
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