Ein gelungener Seitenwechsel zum BVB
Mit Sascha Fligge (35) würden in Deutschland vermutlich sieben Millionen Borussia Dortmund-Sympathisanten sofort den Arbeitsplatz tauschen..
Der gebürtige Iserlohner ist seit dem 2. April Direktor Kommunikation beim deutschen Fußballmeister Borussia Dortmund. „Meine Arbeit verteilt sich auf zwei Büros. Das eine in der BVB-Geschäftsstelle an der B1 mit Blick auf den Signal Iduna Park, das andere im Brackeler Trainingszentrum der Profis“, sagt er.
Als Borussia Dortmunds KGaA-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den Iserlohner im vergangenen Jahr fragte, ob er sich vorstellen könne, die Medien- und Kommunikationsabteilung der Borussia zu leiten, fühlte sich Fligge „sehr geehrt, dass man mir das zutraut“. In den zehn Jahren zuvor hatte er auf der anderen Seite gearbeitet und als stellvertretender Ressortleiter der Tageszeitung Ruhr-Nachrichten über den BVB und die Fußball-Nationalmannschaft berichtet. Das Terrain, auf dem er sich heute bewegt, war ihm also nicht fremd. Fligge: „Der Seitenwechsel eröffnete mir allerdings einen ganz anderen Blickwinkel auf den Profifußball.“
Nach fünf Wochen stellt Sascha Fligge fest, „dass es schon erstaunlich ist, wie fokussiert, professionell, zielorientiert und trotzdem fröhlich“ das zweitjüngste Team der Bundesliga arbeitet. „Als Journalist“, meint Fligge, „habe ich den Spielern ehrlich gesagt nicht geglaubt, dass sie beispielsweise das Thema Meisterschale im Frühjahr komplett ausblenden, sich allen Träumereien verschließen und nur von Spiel zu Spiel denken können.“ - „Heute weiß ich, dass ich falsch lag.“
Er erlebt ein sehr strukturiert geführtes Fußballunternehmen, das in diesem Geschäftsjahr erstmals an der 200-Millionen-Euro-Umsatzmarke kratzen wird. Er selbst sitzt an der Schnittstelle zwischen Medien, Team, Trainern, Sponsoren und Aktionären, ist für die Inhalte aller medialen Kanäle des Klubs und ihre strategische Ausrichtung zuständig, bereitet Spieler und Verantwortliche auf Interviews vor, autorisiert diese gemeinsam mit den Profis, arrangiert TV-Kontakte und leitet etwaige Pressekonferenzen, zumeist mit Trainer Jürgen Klopp an seiner Seite.
„Die Zusammenarbeit mit Klopp ist ein Geschenk“, sagt Fligge: „Er steht wie Watzke und Sportdirektor Michael Zorc für die Echtheit und Dynamik des BVB. Unsere Zusammenarbeit ist extrem vertrauensvoll.“
Die ersten engen Kontakte zur aktuellen BVB-Führungsetage stellte Fligge im Jahr 2004 her, als Borussia Dortmund am Rande der Insolvenz stand. Damals übernahmen der Jurist Dr. Reinhard Rauball und Diplom-Kaufmann Watzke das Ruder. Zusammen mit seinem Bruder Frank, heute stellvertretender Chefredakteur der Westfälischen Rundschau in Dortmund, schrieb der 35-Jährige damals ein analytisches Wirtschaftsbuch über die prekäre Situation des Champions-League-Siegers von 1997.
Sascha Fligge wurde 1977 in Iserlohn geboren, hat am Stenner-Gymnasium das Abitur gemacht und bis zu seinem 20. Lebensjahr in der Nähe der Berufsschule gewohnt. Für die Rundschau berichtete er über den lokalen Sport und verlor sein Herz schon in der Teenie-Zeit an das Iserlohner Eishockey. „In Iserlohn bin ich nur noch selten. Wenn ich meine Mutter besuche, oder mal auf dem Weihnachtsmarkt auf einen Glühwein“, sagt er. Als Roosters-Fan informiert er sich inzwischen vornehmlich im Internet über den Klub, „weil ich seit einigen Jahren terminlich bedingt kein Spiel mehr live sehen konnte“. Das dürfte in der neuen Saison auch so bleiben, wenn man sich den nationalen und internationalen Terminkalender des BVB vor Augen führt...
So sehr sich Sascha Fligge über die neue Aufgabe bei den Schwarzgelben freut, ein anderes Ereignis erfreut ihn zurzeit noch mehr als der Fußball. Vier Tage vor dem Pokalfinale in Berlin gegen die Bayern ist er am Dienstag zum zweiten Male Vater geworden. Wieder ein Junge. Vermutlich auch ein BVB-Fan, der auf den Namen Mats hören wird.
Autor:Rainer Tüttelmann aus Iserlohn |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.