Herz schlägt Kopf
Weltreise verändert das Leben von Romy Schneider

Den Daumen runter für den Müll gab es am Strand in Thailand von Tobias (v.l.), Romy Schneider und Mila.  | Foto: privat
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  • Den Daumen runter für den Müll gab es am Strand in Thailand von Tobias (v.l.), Romy Schneider und Mila.
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Es gehört schon viel Mut dazu, seinen geregelten Alltag mit Beruf, Familie und Freunden von einem auf den anderen Tag zu beenden und im Rahmen einer viermonatigen Auszeit sein Leben perspektivisch neu zu strukturieren. Den Mut dazu hatte Romy Schneider (nicht verwandt oder verschwägert mit Sissi), und er hat sich im Rückblick auch ausgezahlt.

Von André Günther

Es war wieder einer dieser langen, zähen Arbeitstage im Sommer 2016, als Romy Schneider, wie so oft, im Stau auf dem Weg von der Arbeit nach Hause stand. Als Projektmanagerin in der Medien- und Werbebranche, war sie zu jenem Zeitpunkt häufig im Ruhrgebiet und Rheinland unterwegs und von Monat zu Monat unzufriedener mit ihrem Job. Die gebürtige Ost-Berlinerin fühlte sich einfach nicht mehr wohl und spürte, dass ihr Leben eigentlich für etwas ganz anderes bestimmt war. Für was genau wusste sie nicht, aber sie wollte es nun unbedingt herausfinden. 
Es folgte der Entschluss, zusammen mit ihrem Lebenspartner Tobias und ihrer damals fünfjährigen Tochter Mila eine Weltreise zu planen. „Ich hatte die Schnauze voll und musste einfach hier raus. Da wir gerne viel gereist sind, wollte ich so versuchen, ein wenig herunter zu kommen und gleichzeitig Erfahrungen fürs Leben zu sammeln“, begründet die 40-Jährige ihre Entscheidung.

Planungen begannen 2017

Bis dahin verlief das Leben von Romy Schneider nach Plan. 1989 kam sie mit ihrer Familie nach Iserlohn, wohnte fortan in Letmathe und ging dort zur Kilianschule. Es folgte der Wechsel auf das Gymnasium Letmathe, wo sie ihr Abitur machte und im Anschluss ihr BWL-Studium in Dortmund abschloss. 2003 zog sie nach Dortmund. Von dort aus begann sie dann 2017 mit den Planungen für die Weltreise. „Es war schon ein Risiko. Während Tobias ein Sabbatical einlegen konnte, blieb für mich keine Wahl. Ich musste für die Reise meinen Job kündigen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber noch überhaupt keinen Plan, was ich nach der Auszeit machen wollte.“
Im Februar 2018 ging es dann endlich los. Die erste Station Südafrika hat dann gleich Eindruck hinterlassen. „Das Land hat mich geflasht. Diese vielen Gegensätze, die wilden Küstenstreifen, grün, karg und das Meer – einfach traumhaft. Als Stadtmensch habe ich dort die erste Verbindung zur Natur bekommen.“

Müll in Thailand und Vietnam entsorgt

Weiter ging es nach Südostasien. Dort fiel der Familie in Thailand und Vietnam gleich der viele Plastikmüll auf, gerade abseits der Touristengegenden. „Wir haben dann regelmäßig Müll gesammelt und ihn entsorgt oder im Hotel abgegeben. Das war mir ein wichtiges Anliegen“, meint Romy Schneider.
Über Australien und Neuseeland landete die Familie in der Südsee. Auf der kleinen und unbekannten Insel Maupiti, die zu Französisch-Polynesien gehört, lernten sie über eine gewisse Zeit mit sehr wenig auszukommen. „Es gab so gut wie keine Geschäfte. Wir sind jeden Tag mit dem Fahrrad los, um Sachen zu besorgen. Da hat man erstmal gemerkt, dass man die ganzen Konsumgüter eigentlich gar nicht braucht.“

Alltag zuhause verändert

Über Südamerika ging es dann zurück über den großen Teich. Mit einem kurzen Zwischenstopp in Portugal erreichte Romy Schneider dann der Alltag in Dortmund wieder. Doch der sah ab sofort anders aus als vor der Reise. Durch die vielen Eindrücke und Erfahrungen ist in ihr der Entschluss gewachsen, ab jetzt ihre Zeit nur noch für Dinge zu opfern, die ihr wirklich am Herzen liegen. Und sie möchte unabhängig sein, ihre Arbeit von überall aus erledigen können und eben nicht an einen Platz und bestimmten Arbeitszeiten gebunden sein.
Eineinhalb Jahre später hat sich einiges getan. Romy Schneider arbeitet mittlerweile als Online-Marketingberaterin. Darüber hinaus hält sie Vorträge in Kitas und Grundschulen zum Thema Umweltschutz. Ehrenamtlich engagiert sie sich beim Verein Ozeankind, der Veranstaltungen durchführt und Umweltprojekte, sowie Clean-ups organisiert. Sie selbst hat vor geraumer Zeit mit einigen Mitstreiterinnen den Standort Dortmund neu gegründet.
Darüber hinaus kam ihr 2019 die Idee, mit Hilfe ihres Reiseblogs (www.leavingcomfort.zone) ein Buch über ihre Erlebnisse während der Reise, aber auch über ihre Erfahrungen und den außergewöhnlichen Lebensweg zu schreiben. Das Buch mit dem Titel „Herz schlägt Kopf“ ist vor wenigen Wochen herausgekommen und über das Internet oder jede Buchhandlung zu bestellen. „Mein Traum wäre es, irgendwann einmal nur als Autorin vom Schreiben leben zu können“, hat Romy Schneider schon wieder ihr nächstes Ziel im Kopf.

Autor:

Lokalkompass Iserlohn-Hemer aus Iserlohn

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