Restaurierter Torbogen der Burg Holtzbrinck in Altena ist Denkmal des Monats
Mut zur Entschleunigung

Schauseite des Torbogens mit der wiederhergestellten Jakobsmuschel im Giebel nach der Restaurierung.
Foto: LWL/Funke
4Bilder
  • Schauseite des Torbogens mit der wiederhergestellten Jakobsmuschel im Giebel nach der Restaurierung.
    Foto: LWL/Funke
  • hochgeladen von Andrea Rosenthal

MÄRKISCHER KREIS. Mut zur Entschleunigung bewies die Stadt Altena  bei der Restaurierung eines Torbogens aus dem 17. Jahrhundert. Dank einer mehrmonatigen Trocknungsphase ist der eindrucksvolle Zugangs zur zentral gelegenen Burg Holtzbrinck langfristig gesichert. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) würdigt diese sensible Vorgehensweise mit der Auszeichnung "Denkmal des Monats September".

"Die Stadtseite des Torbogens besteht aus Ruhrsandstein und weist markante Details wie einen Dreiecksgiebel mit Muschelornament und einen Bogenschlussstein mit Maskenkopf auf," so LWL-Restauratorin Friederike Funke. "Die Innenhofseite dagegen besteht aus Bruchsteinmauerwerk aus der örtlichen Grauwacke." Das dichte Gestein kombiniert mit einem dichtem Fugenmaterial sorgte dafür, dass eindringendes Regenwasser große Schäden am Ruhrsandstein verursachte.

Kapitell mit Blattornamentik während der Restaurierung.
Foto: Restauratoren Kartäuser Hof Köln
  • Kapitell mit Blattornamentik während der Restaurierung.
    Foto: Restauratoren Kartäuser Hof Köln
  • hochgeladen von Andrea Rosenthal

"Das Fugennetz des Bruchsteinmauerwerks an der Innenhofseite wirkte wie eine Wassersperre", erklärt Funke. "Ein großer Teil der Feuchtigkeit blieb daher dauerhaft im Gefüge. Außerdem suchte sich das Wasser einen Weg durch den etwas poröseren Sandstein an der Schauseite. Deshalb gab es im Sandstein mehr Feuchte-Trocken-Zyklen. So hat sich die Verwitterung der Gesteinsoberflächen beschleunigt. Durch die Dauerfeuchte im Mauerwerk bildeten sich zudem lösliche Salze, die den eigentlich beständigen Ruhrsandstein zermürbten."

So sah der Bogen während der Restaurierung aus. Schauseite des Torbogens mit ausgeräumten Fugen und Notdach.
Foto: Restauratoren Kartäuser Hof Köln
  • So sah der Bogen während der Restaurierung aus. Schauseite des Torbogens mit ausgeräumten Fugen und Notdach.
    Foto: Restauratoren Kartäuser Hof Köln
  • hochgeladen von Andrea Rosenthal

Um den Torbogen zu sichern, beauftragte die Stadt Altena Restauratoren damit, alle Fugen bis zu drei Zentimeter Tiefe auszuräumen und ohne Druck zu spülen. Anschließend ließ sie die Fugen zum Trocknen offen. Ein Notdach aus Blech verhinderte während der nun folgenden sechsmonatigen Trocknungsphase, dass erneut Wasser eindringen konnte. "Erst nach diesem Trocknungsprozess, der für die langfristige Wirksamkeit der Restaurierung äußerst wichtig war, begannen die Restauratoren im Sommer 2019 mit den weiteren Maßnahmen", so Funke.

Kapitell mit Blattornamentik während der Restaurierung.
Foto: Restauratoren Kartäuser Hof Köln
  • Kapitell mit Blattornamentik während der Restaurierung.
    Foto: Restauratoren Kartäuser Hof Köln
  • hochgeladen von Andrea Rosenthal

Dazu gehörte auch, dass sie das stark verwitterte Relief am Tympanon (Schmuckfläche am Torgiebel) wiederherstellten. "Da die stilisierte Jakobsmuschel auf historischen Fotos gut dokumentiert ist, haben wir dem Wunsch nach einer Nachbildung im ursprünglichen Ruhrsandstein zugestimmt", erläutert die Restauratorin. Vom Ergebnis der Arbeiten ist sie bis heute begeistert: "Mit einem harmonischen Erscheinungsbild lädt der Torbogen heute zum Durchgang in Altenas Begegnungsstätte ein."

Hintergrund

Nach der sechsmonatigen Trocknungsphase haben die Restauratoren alle Oberflächen mit Heißdampf gereinigt und die Werksteine im sogenannten Vakuumwaschverfahren behandelt, um die Salzanreicherungen in den oberflächennahen Bereichen zu reduzieren. Die Kalksinterkrusten, die sich auf dem Stein gebildet hatten, haben sie mechanisch ausgedünnt. Anschließend haben die Restauratoren die Natursteine konserviert und hierfür partiell geklebt, hinterfüllt, geschlämmt, gekittet und angeböscht, das heißt zum Schutz und besseren Wasserableitung mit Mörtel schräg angearbeitet. Das gesamte Mauerwerk haben sie neu verfugt. Zukünftig führt eine Abdeckung auf der Oberseite des Giebels aus Blei mit Tropfkante das Wasser gezielt ab.

Burg Holtzbrinck ist eines der ältesten Bürgerhäuser der historischen Altstadt von Altena. Seit 1973 ist das Gebäude in Besitz der Stadt, die es als Begegnungszentrum nutzt. Den repräsentativen Charakter des einstigen Bürgerhauses unterstreicht der bildhauerisch gestaltete Torbogen zum Innenhof. LWL

Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

44 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.