Mehr Covid-19-Patienten
Krankenhäuser in Iserlohn und Hemer verzeichnen einen Anstieg an Erkrankten
Bundesweit sind die Zahlen der Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen und weiterhin auf einem hohen Niveau. Dies spiegelt sich in den Krankenhäusern wider, in denen ebenfalls wieder mehr Covid-19-Patienten behandelt werden. Der Stadtspiegel Iserlohn hat nachgefragt, wie die Situation in den Kliniken vor Ort aussieht.
Von Vera Demuth
Zurzeit ist nur ein Teil der in den Krankenhäusern in Iserlohn und Hemer vorhandenen Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt. Vier Menschen mit Covid-19 wurden am Mittwoch, 11. November, in der Lungenklinik Hemer auf der Intensivstation, drei Patienten auf der Normalstation behandelt. In der Klinik gibt es formal 16 Intensivbetten und acht weitere Betten mit kompletter Intensivausstattung. "Eine weitere Aufstockung ist apparativ möglich, erfordert aber erhebliche personelle Anstrengungen und Einschnitte im Klinikbetrieb, um eine adäquate Versorgung zu ermöglichen", erläutern Dr. med. Franz Stanzel und Priv.-Doz. Dr. med. Michael Westhoff, beide Chefärzte der Pneumologie in der Lungenklinik.
Vorläufiger Höchststand im Bethanien
Das Agaplesion Ev. Krankenhaus Bethanien Iserlohn verzeichnete am Mittwoch seinen vorläufigen Höchststand an Covid-19 infizierten Patienten. "Acht Patienten sowie ein Verdachtsfall liegen auf unserer Isolierstation", so Tine Droste von der Unternehmenskommunikation. Auf der Intensivstation wurde Mitte der Woche niemand behandelt. Das Krankenhaus verfügt über zwölf Intensivbetten, die bislang nicht aufgestockt wurden. "Auf unserer jetzigen Isolierstation sind die Kapazitäten nun fast ausgeschöpft. Jedoch könnten wir, sollte sich die Lage weiter zuspitzen, weitere Isolierbetten schaffen", erklärt Droste.
In der Paracelsus-Klinik Hemer gab es am Mittwoch insgesamt elf Covid-19-Patienten, davon zwei auf der Intensiv- und neun auf der Normalstation. Die intensivmedizinischen Kapazitäten der Klinik betragen acht Betten; zwei zusätzliche könnten theoretisch bereitgestellt werden. "Aktuell haben wir allerdings keine personellen Kapazitäten", sagt Pressesprecherin Dirten von Schmeling.
Das St. Elisabeth-Hospital Iserlohn hat die Anfrage des Stadtspiegels zu der aktuellen Anzahl der Betten und Patienten unbeantwortet gelassen.
Kliniken bemerken einen Anstieg
Ähnlich wie bei der ersten Welle im Frühjahr sieht man in der Lungenklinik Hemer zurzeit einen zunehmenden Bedarf an Intensivbehandlungen mit zum Teil schweren Verläufen. Das Bethanien-Krankenhaus merkt ebenso wie das St. Elisabeth-Hospital und die Paracelsus-Klinik einen Anstieg der an Covid-19 infizierten Patienten. "Jedoch muss man auch beachten, dass zum jetzigen Zeitpunkt deutlich mehr getestet wird und die Auslastung in der stationären sowie ambulanten Gesundheitsversorgung im Herbst und Winter grundsätzlich höher ist als im Frühjahr oder Sommer", so Tine Droste vom Bethanien-Krankenhaus.
Die Kliniken in Iserlohn und Hemer nehmen die sich zuspitzende Lage ernst, konnten aber durch die Erkrankungswelle im Frühjahr Erfahrungen sammeln. Als einen möglichen Schwachpunkt sehen sie jedoch die Personaldecke. "Wir wissen natürlich, dass unsere Fachkräfte der erste limitierende Faktor in der Versorgung der Patienten sind", erklärt die Pressesprecherin des Bethanien-Krankenhauses. Denn wie auch die Lungenklinik Hemer betont, müsse ein Krankenhaus bei steigenden Covid-Fallzahlen und fortschreitender Pandemie auch mit Erkrankungsfällen unter dem Personal rechnen. Jedoch sei eine Versorgung der Patienten bei aller guten apparativen Ausstattung nur mit ausreichendem Personal möglich. In der Paracelsus-Klinik seien seit Ausbruch der Pandemie apparative und räumliche Ressourcen aufgestockt worden. "Die gesamte Mitarbeiterschaft ist sehr erfahren und gut geschult in Bezug auf die Behandlung von Covid-19-Patienten", so Dirten von Schmeling. "Allerdings müssen die Infektionszahlen und damit die Zahlen von stationär zu behandelnden Patienten zeitnah eingedämmt werden, sonst steuern auch wir auf eine Kapazitätsgrenze zu."
Im Frühjahr wurden deutschlandweit Stationen in Kliniken geschlossen, und auch nicht-akute Operationen wurden verschoben. Inwieweit dies nun vor Ort passieren kann, lässt sich im Moment nicht sagen. "Aufgrund der Dynamik der Ausbreitung des Virus können wir diese Frage noch nicht einmal sicher bis zum morgigen Tag beantworten", teilt Tine Droste für das Bethanien-Krankenhaus mit. Von der Lungenklinik Hemer heißt es, dass der OP-Betrieb an die vorhandenen Kapazitäten angepasst und unter Umständen reduziert werden müsste, wenn die Intensivbetten durch Patienten mit Covid-19 belegt seien. "Dann kann es bei zunehmendem Bedarf an stationären Behandlungsplätzen notwendig werden, den Isolationsbereich zu erweitern und dafür andere Bereiche zu reduzieren. Sollten Personalengpässe kommen, kann dies auch die Schließung einer Station nach sich ziehen", sagen die beiden Chefärzte Franz Stanzel und Michael Westhoff.
Verschiebung von OP nicht ausgeschlossen
Bei einem Anstieg der Coronafälle schließt die Paracelsus-Klinik nicht aus, geplante Operationen verschieben oder Patienten in andere Krankenhäuser der Region zu verlegen, aber "bis heute haben wir geplante Operationen aufgrund von Covid-19-Patienten nicht absagen oder verschieben müssen", so Dirten von Schmeling. "Wir kümmern uns gemäß unseres Auftrages weiterhin um alle Patienten. Die medizinischen Leistungen unseres Krankenhauses sind vollumfänglich gewährleistet."
Mit keinerlei Einschränkungen rechnet man im St. Elisabeth-Hospital. "Der Klinikbetrieb wird wie gewohnt für die uns anvertrauten Patientinnen und Patienten aufrecht erhalten. Und auch die Sprechzeiten unserer einzelnen Abteilungen werden nach wie vor zu den gewohnten Zeiten durchgeführt", erklärt Christian Bers, Leiter der Unternehmenskommunikation der Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis, zu der das St. Elisabeth-Krankenhaus gehört. "Für einen eventuellen weiteren Anstieg der Patientenzahlen sind wir sehr gut aufgestellt."
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.