Das neue Apotheken-Notdienstsystem

Foto: Apothekenkammer Westfalen-Lippe

Zum Jahreswechsel geht das von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe entwickelte neue Notdienstsystem ans Netz. Aus 95 isolierten Notdienstkreisen
wird dann ein flächendeckendes Notdienstnetz für den gesamten Landesteil.
„Mit unserem neuen System wird es zukünftig leichter sein, die Auswirkungen
von Apothekenschließungen auf eine flächendeckende Versorgung im Nacht und Notdienst abzufedern“, sagt Katrin Alfke, Sprecherin der Apothekerschaft im Märkischen Kreis "Nord".
Das sei umso wichtiger, als die Zahl der Apotheken kontinuierlich sinke. Derzeit liege sie in Westfalen-Lippe bei 2.198 – dem niedrigsten Wert seit fast 25 Jahren. „Und diese Entwicklung setzt sich fort“, erklärt Alfke, „bereits jetzt wissen
wir von 14 weiteren Schließungen bis zum Jahresende.“ Die Kunden und Patienten werden über die Neuerungen im Nacht- und Notdienst ab Mitte Dezember mit Aktionsplakaten, Postkarten und Notdienst-Kärtchen informiert.
Grundsätzlich gilt, wie Apothekerin Katrin Alfke erläutert: „Die Einteilung des Notdienstes wird sich in einigen Regionen verändern, die durchschnittlichen Entfernungen zur nächsten dienstbereiten Apotheke bleiben aber stabil.“
Wie wird der Notdienst zukünftig verteilt?
Die 95 historisch gewachsenen Notdienstbezirke werden durch ein T-gestütztes Gesamtsystem ersetzt, das alle Apotheken in Westfalen-Lippe berücksichtigt. „Über Westfalen-Lippe wird ein vollständiges Notdienstnetz gespannt“, betont Katrin Alfke. „Vom Standort des Patienten aus erfolgt der Blick auf die nächste Notdienstapotheke dann nicht mehr kreisbezogen,
sondern standortbezogen aus der Vogelperspektive – in alle Himmelsrichtungen.“

Welche Vorteile bietet das neue Notdienstnetz?

Mit dem neuen Notdienstsystem verteilt sich die Notdienstbelastung künftig gleichmäßiger – bei einer optimalen Flächenabdeckung. Die Schere zwischen Stadt-Apotheken (wenige Notdienste bei erhöhter Patientenzahl) und Land-Apotheken (viele Notdienste bei vergleichsweise wenigen Patienten) verkleinert sich damit deutlich.

Was ändert sich für den Patienten?

Bisher wurden dem Patienten bei der Notdienstsuche nur Apotheken in seinem Notdienstbezirk angezeigt, selbst wenn diese am anderen Ende der Stadt lagen. Ein Beispiel: „Wenn man am Stadtrand wohnt, ist es oftmals kürzer, in den Nachbarort zu fahren, als einmal kreuz und quer durch die gesamte Innenstadt. Zukünftig ist nicht mehr der Bezirk, sondern der individuelle Standort des Patienten von Bedeutung“, sagt Apothekerin Katrin Alfke. Von diesem Standort aus werden ab dem 1. Januar 2012 immer die bis zu vier nächstgelegenen
diensthabenden Apotheken angezeigt: via Internet, Smartphone und Telefon. Aus dem Festnetz ist rund um die Uhr die kostenlose Info-Nummer 0800 00 22 8 33 erreichbar, per Mobiltelefon die Rufnummer 22 8 33 (69 Cent/Minute), und im Internet finden sich alle Informationen unter www.akwl.de. Auch jede Apotheke in Westfalen-Lippe weist mittels Aushang auf die nächstgelegenen Notdienst habenden Apotheken hin. Außerdem steht eine entsprechende „App“ für iPhones und Android-Handys im Appstore bzw. im Android-Market bereit.
Zahlen, Daten, Fakten In Westfalen-Lippe gibt es derzeit 2.198 Apotheken (das ist die niedrigste Zahl seit 1987) und gut 16.000 Arztpraxen. In der Nacht dreht sich dieses Verhältnis: Es sind gut 60 Notfallpraxen geöffnet, aber mehr als 80 Apotheken dienstbereit – rund um die Uhr.
Der Notdienst in der Apotheke ist grundsätzlich nicht kostendeckend – bei durchschnittlich zehn Kunden und einer Notdienstgebühr von 2,50 Euro. Aus Sicht der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) müsste das Honorar pro Nacht- und Notdienst bei 249 Euro an Wochentagen und 293 Euro an Sonn- und Feiertagen liegen.

PS - Anmerkung der STADTSPIEGEL-Redaktion Iserlohn/ Hemer: Der Abdruck der aktuellen Apotheken-Notdienste wird auch im neuen Jahr im STADTSPIEGEL erfolgen.

Autor:

Rainer Tüttelmann aus Iserlohn

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