Trinkwasser Hemer - Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung und/oder der Gewässerverunreinigung eingeleitet und die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
Dies wurde uns von der Pressestelle der Staatsanwaltschaft Hagen mitgeteilt. Staatsanwaltschaft Dr. Pauli: „Solche Gewässerverunreinigungsvorfälle in diesem Umfang, wie es sich jetzt in Hemer darstellen könnte, sind in unserem Bezirk relativ selten.“
Diese Aktualität zu dem in Hemer bestimmenden Thema, das am Mittwochabend auf einer Bürgerversammlung, die von den Stadtwerken Hemer ausgerichtet worden war, ausgiebig erörtert worden war.
Leider hatte der neutrale Beobachter einmal mehr den Eindruck, dass die Verantwortlichen der Stadtwerke sich sehr unglücklich präsentieren, wenn es um die Außendarstellung geht. Am Mittwoch langweilte der technische Leiter der Stadtwerke, Dieter Gredig, die Versammlung zunächst fast eine Stunde lang mit allseits bekannten Fakten. Offenbar hatte er von seiner Chefin, Stadtwerke-Geschäftsführerin Monika Otten, dazu grünes Licht erhalten.
Schade, diese Zeit fehlte letztlich unter anderem, um die vielen Fragen zu beantworten, die die neue Initiative "Pro Wasser Hemer" aufgelistet hatte.
Was aber sind nun die Fakten? Es steht immer noch nicht eindeutig fest, ob die vielen Erkrankungen überhaupt durch das Trinkwasser entstanden sind. Monika Otten stellte eindeutig fest: "Wir suchen nach Fäkalien-Eintrag." Bis nichts Endgültiges festgestellt worden ist, gilt weiter bis zum 4. März das Abkochgebot. Darauf machte der Leiter des Märkischen Gesundheitsamtes Volker Schmidt aufmerksam: "Wenn bis dahin nichts gefunden worden ist, gilt das Abkochgebot weiter."
Wahrlich keine guten Nachrichten. Die Stadtwerke Hemer, die Verstärkung von ihren Kollegen in Iserlohn und Menden erhalten haben, arbeiten mit Hochdruck an dem Thema: "Aber Husch husch geht nicht", so Monika Otten: "Wir sehen unseren Image- und Vertrauensverlust. Wir müssen deshalb auch schnellstmöglich zum Regelbetrieb zurück."
Dieter Gredig berichtete zudem, dass bei den Hausbesuchen in den betroffenen Gebieten Landhausen, Stübecken und Becke "vieles vorgefunden wurde, was nicht zulässig ist." Stellte er fest und lächelte vielsagend. Er verwies auf die Fürsorge des Kunden: "Die Wasseruhr ist Stadtwerke-Sache, das Rückschlagventil, das sich hinter der Wasseruhr befindet, ist Kundensache." Allerdings warnte Monika Otten, "dass nun nicht jeder anfängt zu schrauben." Sie stellt fest: "Das ist Sache des sanitären Fachhandels. Der bietet Hygiene-Checks an, bei denen das Rückschlagventil überprüft werden muss." Denn an einer solchen Schnittstelle könnte auch die Ursache liegen. "Aber", machte Monika Otten auf die rechtliche Seite aufmerksam, "wir dürfen nicht einfach in jedes Haus reinmarschieren. Nur, wenn der Eigentümer es auch erlaubt."
Dr. Georg-Joachim Tuschewitzki vom Hygiene-Institut macht die Hemeraner Dimension in seinem Statement auch noch einmal deutlich: "Der Hemeraner Fall ist außergewöhnlich."
Solange aber nicht geklärt ist, wo die Ursache liegt und wer letztlich Verursacher ist, muss der Bürger nicht nur das Abkochgebot einhalten, er weiß auch noch nicht, bei wem er Regressansprüche geltend machen kann. Monika Otten: "Wir haben eine Haftpflichtversicherung." Beruhigend zu hören. Aber ob und in welchem Umfang die zahlen wird, dürften Fragen für die nahe Zukunft sein.
So bleibt den betroffenen Bürgern nichts anderes übrig, als sich mit weniger Lebens-Qualität abzufinden. Da ist dann auch zunächst nur wenig tröstlich, dass die neuesten Proben am Kindergarten Peter und Paul, an der Shell-Tankstelle und an der Brackbeckschule ohne Giradien- und Kryptosporidien-Befunde waren.
Autor:Rainer Tüttelmann aus Iserlohn |
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