Start ins Jahr 2011 in Letmathe
Verehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,
erlauben Sie mir, das Jahr 2011 sensibilisierend unpolitisch zu beginnen:
Erinnern sie sich noch an das Jahr 2008? ….Das ist doch schon so lange her, werden Sie sagen, und man sollte doch nicht so vergangenheitsorientiert sein, schließlich wollen wir die Zukunft gestalten und da blickt man doch nach vorne!
Recht haben Sie! Leider ist das Gestalten der Zukunft etwas......sagen wir......schwieriger geworden, seit im Jahr 2008 einige Ereignisse über uns hereingebrochen sind, die das weltweite Finanzgefüge relativ stark belastet haben. ( Ich bin übrigens noch nicht bei unserem geliebten Euro sowie seiner Gattin, der Frau Krise, angekommen, die behandeln wir etwas später..... also die Causa, nicht die Symptome!)
Zum einen die Insolvenz des US- amerikanischen Investmenthauses Lehman- Brothers am 15.09.2008. Dieser Investmentbank wurde von der amerikanischen Regierung nicht unter die Arme gegriffen, was zwar ein Problem auslöste, nicht aber eskalieren ließ. - Natürlich hat in Deutschland kein Bankberater Lehmann Papiere verkauft oder Anlagekonglomerate, in denen diese enthalten waren....also gab es auch keine Geschädigten.....na ja, wer es glaubt...!
Ein weiteres Ereignis wog da schon schwerer. Es war die Schieflage der AIG- American- International- Group. Hier wurde seitens der US- Regierung geholfen. Die weltweiten finanziellen Verpflechtungen dieses Versicherers hätten mit Sicherheit eine globale Finanzkrise ausgelöst. Am 16.09.2008 gewährte die amerikanische Notenbank FED der AIG einen Kredit in Höhe von 85 Milliarden US- Dollar (Raten Sie mal, wieviele Nullen diese Zahl hat!) gegen Übernahme von knapp 80 % der Anteile des Konzerns. Weitere Milliardenhilfen folgten! (Nennen wir es lösungsorientierte Notverstaatlichung).
Nun, warum erzähle ich Ihnen dies?
Auch in Europa ereignen sich seit einigen Jahren merkwürdige Dinge:
Eine Landesbank, die - West- LB- sucht ein neues Geschäftsmodell.....Und ich dachte immer, die haben eines! (Wie naiv von mir!) Die HSH- Nordbank, also die Landesbank von Hamburg und Schleswig- Holstein, schwächelt, da ihr die Finanzkrise zusetzt (Geld soll man ja diversifizieren, also streuen! Jeder Bank- Azubi im 1. Lehrjahr lernt das, im Management- Bereich diverser Banken hat sich das offensichtlich noch nicht so herumgesprochen, womit die Sache mit den Nullen eine schnelle Renaissance erlebt....!), die Sachsen- LB wird von der Landesbank Baden- Württemberg gerettet....... ich könnte noch weiter aufzählen, die Bayern- LB fehlt noch, da war doch was???? Egal, mir vergeht wirklich die Lust..... aber irgendwie wird es mir gerade spei- übel, weil mir just in diesem Moment die Frage durch den Kopf schießt, wer diese Fehlleistungen diverser Geschäftsführungen eigentlich bezahlt.....Sie haben es längst erkannt.....wir alle! Gewinne privatisieren (zumindest bei den privatrechtlichen Kantonisten), Verluse sozialisieren......so wird das gemacht! Ich beobachte seit geraumer Zeit Bankvorstände im Fernsehen sowie in den Printmedien, die mit kindlich treuem Blick süffisant in die blankpolierten Linsen der Aufnahmeobjektive grinsen und das Lied vom Ende der Krise singen, manche sagen auch, es habe keine gegeben! - Wofür wohl der Rettungsschirm von unserer Bundesregierung gedacht ist? 750 Mrd Euro als Garantieen. (Auch hier sollte man mal die Nullen zählen, also die hinter der 750....!) - Hoffentlich wird er nicht in Anspruch genommen, der Rettungsschirm... - will ihn Herr Barroso nicht aufstocken??? (Es geht übrigens nur Irland schlecht. Portugal, Spanien und Italien sollen ja geradezu Stützen des Euro sein. - Ups, das war gerade ein Ouzo zuviel....ach ja, Griechenland...sehr solide, mit extrem unabhängiger Notenbank - staatlich streng beaufsichtigt- ! Da verrechnet man sich schon mal bewußt(?) bei der Feststellung der Defizitquote! )
Ja, die Bankbilanzen werden sicherlich prosperieren hinsichtlich der zu erwartenden Gewinne. Die Erträge bei den Banken und Sparkassen gerade aus Wertpapierverkäufen werden wieder steigen, und das ist auch gut so! Was mich allerdings argwöhnen läßt, ist, daß das bekannte Spiel der Investmentbranche, nennen wir es - Börsen- Monopoly- , wieder an Fahrt gewinnt, um nicht zu sagen, wir befinden uns geschwindigkeitsmäßig im Intercity- Bereich (wenn sie denn fahren, die Wunderzüge). Die Investmentgesellschaften gerade der Großbanken werden wieder Rekordgewinne einfahren. Seien Sie sich bewußt; Sie, die Anleger, werden nachhaltig nur Geld mit Produktivität verdienen. Geld aus Geld an den Börsen zu generieren, hat etwas mit der Entwicklung von Blasen zu tun und bringt nur kurzfristig einen Buchgewinn ins eigene Depot. Nachhaltigkeit erreicht man so jedenfalls nicht. Achten Sie auf Ihre Anlagen und lassen Sie sich vernünftig beraten! Setzen Sie auf viele Pferde und kaufen Sie nur Anlagen, die Sie verstehen! Wenn Berater Schwierigkeiten haben, Ihnen ein Produkt plausibel zu vermitteln, vergessen sie das Produkt! (Eventuell auch den Berater!) Bedenken Sie auch, das es den 25- jährigen Spezialisten mit langer Berufserfahrung gerade im Bankbereich nicht gibt.....!
Ich hoffe sehr, daß meine Partei, und jetzt wird es doch noch politisch, auch in Zukunft ihr Votum für eine wesentlich stärkere Kontrolle und Machteinschränkung des Bankbereiches abgibt, verbunden mit der Zielsetzung, daß Politik von den gewählten Volksvertretern und eben nicht von den Lobbyisten der Banken bestimmt wird. Leider sind die kantigen Typen in den Parlamenten eine eher aussterbende Spezies. Vor einem ziehe ich meinen Hut: Peer Steinbrück: rhetorisch brillant, analytisch, frei von Opportunismus und klar im Ausdruck.
Fast ein Monopolist......
In diesem Sinne, Ihnen alles Gute für 2011 und eine nachdenkliche Woche
Jörg Wagner
Vorsitzender SPD OV Letmathe
Autor:Christian Pühl aus Iserlohn |
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