"Es stinkt!"
Sondersitzung des Arbeitskreises Gesundheitsversorgung zum Thema Marienhospital Letmathe
Schlichtweg entsetzt war der Arbeitskreis Gesundheitsversorgung am Dienstag, als nach der Sondersitzung zur Schließung des Marienhospitals anwesende Mitarbeiter über die aktuelle Situation dort berichteten.
Von Hilde Goor-Schotten
Schon jetzt gebe es Engpässe in der Infrastruktur und Vorratshaltung. Material wie Einmal-Handschuhe oder Zellstoff seien nicht mehr überall ausreichend vorhanden. Man könne das nur noch über Einzelbestellungen besorgen.
Tonnen mit medizinischen Abfällen nicht abgeholt
Tonnen mit medizinischen Abfällen seien nicht abgeholt worden: „Es stinkt.“ Geräte würden bereits auf die anderen Häuser verteilt. Der Eindruck der Krankenhaus-Belegschaft: „Man will uns ausbluten lassen und vollendete Tatsachen schaffen.“ Der Verdacht ist da, dass das Haus nicht erst zum Ende des Jahres geschlossen werden soll.
"Wir sollen ausbluten"
Akuten Handlungsbedarf sahen angesichts der drastischen Schilderungen Politik und Verwaltung. Noch am Mittwoch sollte eine Anfrage an den Kreis gehen und auch die Bezirksregierung informiert werden. Eventuell müsse die Ordnungsbehörde eingeschaltet werden.
Kein Vertreter des Märkischen Kreises vor Ort
In der Sondersitzung des Arbeitskreises Gesundheitsversorgung waren sich zuvor die Vertreter der Iserlohner Ratsfraktionen einig, dass mit der angekündigten Schließung des Marienhospitals die medizinische Grundversorgung in einem weiten Teil Iserlohns und darüber hinaus gefährdet sei. Dass trotz Einladung kein Vertreter des Märkischen Kreises nach Iserlohn gekommen war, sei inakzeptabel und enttäuschend. Von mangelnder Wertschätzung sprach Oliver Ruhnert (Die Linke). Das passe zum insgesamt sehr intransparenten Verfahren, meinte Michael Scheffler (SPD).
Antworten überzeugten nicht
So überzeugten auch die Antworten auf Fragen zum Marienhospital nicht, die die CDU im Vorfeld der Sondersitzung an den Kreis gerichtet hatte, und die erst am Mittag per Mail gekommen waren. Der überwiegende Eindruck auch in der Politik: Es wurde von der Krankenhausleitung wenig bis nichts getan, um das Marienhospital besser aufzustellen. "Unterlassene Geschäftsführung" nannte das Michael Scheffler. Hans-Immanuel Herbers (UWG/Piraten) ging weiter: „Das war eine aktive Tat.“
Alle drei Krankenhäuser erhalten
Nicht hinnehmen wollen alle, dass das erste Defizit-Jahr seit langem zur Schließung genutzt wird. Es sei nicht nur die medizinische Grundversorgung gefährdet. Mit der Schmerzklinik habe man auch eine Spitzenversorgung über den Kreis hinaus. Ziel müsse es sein, alle drei Krankenhäuser in Lüdenscheid, Werdohl und Letmathe mit ihren jeweiligen Besonderheiten zu halten. Detlef Köpke (FDP) empfahl, dafür externen Sachverstand ins Haus zu holen. Mit einem gemeinsamen Beschluss wollen die Iserlohner Fraktionen in der Ratssitzung am 25. Juni den Kreis auffordern, das Marienhospital nicht zu schließen.
Autor:Christoph Schulte aus Hemer |
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