gewaltsame Inobhutnahme
Seit 3 1/2 Jahren im Kinderknast - ein kurzer Erlebnisbericht

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Kindeswohlgefährdung ist ein hochbrisantes Thema. Heimerziehung auch.

Am 09.10.2018 wurde ein zehnjähriger Junge durch ein Einsatzkommando der Plettenberger Polizei "in Obhut genommen", umgangssprachlich "entführt und gegen seinen Willen und ohne Wissen und Kontakt zur Mutter in eine Notunterkunft nach Drolshagen verschleppt. Von dort wurde er nach fast einem Jahr in eine geschlossene Einrichtung in die Bergische Diakonie Aprath überstellt. 

Diese Zwangsunterbringung in der Bergische Diakonie Aprath hält bis heute an. Dem Jungen geht es schlechter als zuvor, weil weder seitens der Einrichtung, noch des Jugendamtes Plettenberg  ersthaften Anstrengungen unternommen wurden die Zusammenführung von Mutter und Kind zu ermöglichen.

Der stark eingeschränkte und stets überwachte Umgang läßt so gut wie keine private Nähe zu, selbst Telefonate werden überwacht. Alles wird vom Jugendamt Plettenberg überwacht und gegängelt. Aber offensichtlich gibt es keine fachkompetenten Kontrollinstanzen, die die Arbeitsqualität und der vorgegebenen "Heilungserfolg" durchcheckt.

Seit Jahren bekunden Mutter und Sohn, dass sie die Zusammenführung wollen.

Allerdings ist der Junge umgänglich und er bringt Geld mit. 5.000,00 € monatlich ließ sich das Jugendamt Plettenberg schon damals für die Zwangsunterbringung im Kinderknast kosten. So geht es aus einem mir vorliegenden Schreiben des Jugendamt Plettenberg vom 24.10.2018 hervor. Mit weitaus weniger Geld und kompetenter Unterstützung wäre die belastende Lebenserfahrung vermeidbar gewesen. 

Nach Auskunft der Kindesmutter weist ein aktueller "Hilfeplan" das voraussichtliche Ende der Fremdunterbringung mit dem 14.07.2027 aus.
Ein solcher Hilfeplan drängt bereits den Verdacht auf, dass eine wirksam unterstützende Hilfe nicht einmal beabsichtigt ist. Am 15.07. 2027 wird der Junge 18 Jahre alt und ist damit dem Zugriff des Jugendamtes Plettenberg endgültig entzogen.

Grundsätzlich ist in SGB VIII § 42 Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen gesetzlich geregelt. Dort heißt es z.B. 
"Die Inobhutnahme ist stets eine vorläufige Maßnahme, d. h. eine zeitlich eng umgrenzte Notmaßnahme, um eine akute Krisensituation zu entschärfen oder den Zeitraum zu überbrücken, den Jugendamt und Familiengericht benötigen, um eine tragfähige dauerhafte Lösung herbeizuführen."

Der zitierte Hilfeplan läßt durchscheinen, dass das Jugendamt Plettenberg & die Einrichtungsträger das Maximum der "Inhaftierung" anstreben. Monatlich 5.000,00 €, dass macht 60.000,00 Euro pro Jahr. Wird hier die psychische Gesundheit von Mutter & Sohn leichtfertig oder sogar kriminell in Kauf genommen?   

 Das wäre kein Einzelfall.

Monitor, Mit Kindern Kasse machen - Wie Heimkinder ins Ausland verbracht werden,  ARD Mediathek

http://www.daserste.de/information/re...
Jeden Tag werden im Durchschnitt 100 Kinder und Jugendliche aus ihren Familien genommen und in Einrichtungen untergebracht. Die Jugendämter wollen sie vor ihren Eltern schützen und verhindern, dass sie vernachlässigt oder gar misshandelt werden. Diese "Inobhutnahmen“ sind seit 2005 um 64 Prozent gestiegen. Sie sind traumatisierend für die Seelen der Kinder. Aber nötig und sinnvoll, wenn sie zuhause wirklich in Not sind und in Heimen besser betreut werden und sich entfalten können.

Die Jugendämter, die diese "Inobhutnahmen“ beschließen, sind unter Druck: Fehlentscheidungen können das Leben der Kinder und ihrer Familien zerstören. Doch sie sind allerorts überlastet. Nicht selten betreuen Mitarbeiter bis zu 90 Familien. Sie beauftragen freie Träger, sich um die Unterbringung der Kinder zu kümmern. Eine der sensibelsten Aufgaben des Staates, die Betreuung von Kindern und Jugendlichen in Not, ist nahezu komplett privatisiert.

Der Markt der stationären Einrichtungen wächst und ist lukrativ. Ein einziger Platz in einem Heim kostet die Kommunen im Jahr rund 50.000 Euro. Doch ob dieses Geld wirklich zum Wohl der Kinder und Jugendlichen verwendet wird, wird kaum überprüft: Den Jugendämtern fehlt die Zeit und ihre Eltern sind dazu nicht in der Lage.

Wenn junge Menschen über Missstände in ihren Einrichtungen klagen, dann wird ihnen wenig Gehör geschenkt. So gerät das Heer der freien Jugendhilfeträger – darunter Privatunternehmer, Verbände, gemeinnützige Vereine – selten ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Doch nicht allen geht es allein um das Wohl der ihnen anvertrauten 140.000 Kinder und Jugendlichen. Längst ist die Jugendhilfe auch ein großes Geschäft geworden

Haasenburg überflüssig: Drei Jahre ohne Kinderknast
Bremen hat die Pläne für ein geschlossenes Heim beerdigt, Hamburg nicht. Dabei geht es auch anders, wie Hamburgs Praxis seit dem Aus der Haasenburg-Heime zeigt
taz, 01.04.2017

Warum geschlossene Unterbringung der falsche Weg ist
Wenn Du nicht brav bist, kommst Du ins Heim.

Autor:

Ulrich Wockelmann aus Iserlohn

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