Stadtradeln im Märkischen Kreis
Nachhaltigkeit der Kampagne fragwürdig
Der Mai ist gekommen und somit auch die neue Saison des Stadtradelns. Alle sind dazu aufgerufen, so viele Fahrradkilometer wie möglich zu absolvieren. Für Umwelt und Klima. Aber wie nachhaltig ist diese Nachhaltigkeitskampagne wirklich?
Grundsätzlich ist festzustellen, dass sich von Jahr zu Jahr mehr Menschen an der Aktion beteiligen. Daran ist auch erstmal nichts auszusetzen. Schaut man sich das aber genauer an, kann man die Aktion auch kritischer sehen.
Ziel der Kampagne laut Homepage:
Davon abgesehen ist das eigentliche Ziel der Kampagne, schlichtweg mehr Menschen – und hier insbesondere die Kommunalpolitiker*innen als Entscheidungsträger*innen in Sachen Radverkehrsförderung – auf das Rad zu bekommen und dieses Thema durch einen Wettbewerb öffentlichkeitswirksamer darstellen und bearbeiten zu können.
Es sollen also in erster Linie diejenigen auf's Rad gelockt werden, die uns die Fahrradinfratruktur vorsetzen. Sie sollen dabei selber erfahren, wie es sich anfühlt, als Radfahrender am Straßenverkehr teilzunehmen. Und zwar nicht nur als Tagestourist auf hübschen Wegen im Grünen abseits des KFZ-Verkehrs, sondern mit ähnlichen Anforderungen wie sie es aus dem Auto kennen: zügig, sicher, ohne Umwege zum Ziel. Das ganze natürlich unter strengsten Berücksichtigung der Straßenverkehrsordndung.
Teilnehmerzahlen sagen etwas anderes
Schaut man sich die Zahlen der angemeldeten Parlamentarierer in den letzten Jahren an, so kommt man zu dem Schluß, dass nur ein Bruchteil dieser sich der Kampagne anschließt und aktiv radfährt. Der Kampagne fehlt somit der "Wumms". Dabei war der ursprüngliche Gedanke, dass Parlamentarier als "Team-Kapitäne" agieren und sich Bürger anschließen können.
Aktuell sind 19 Tage vor Beginn der Aktion in Iserlohn noch keine Parlamentarierer als solche registriert. Wen wundert es: hier werden lieber Grabenkämpfe um jeden möglicherweise wegfallenden Autoparkplatz ausgefochten (Gruß an die CDU!), statt die aktive Mobilität (zu Fuß, per Rad) zu fördern, obwohl man sich auch durch die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlichen Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e.V. (kurz AGFS-NRW) eine dahingehende Absichtserklärung abgegeben hat.
Eine kleine moralische Unterstützung für fußgänger- und fahrradfreundlich agieren wollende Politiker:
Es kann nicht die Aufgabe eines Politikers sein, die öffentliche Meinung abzuklopfen und dann das Populäre zu tun. Aufgabe des Politikers ist es, das Richtige zu tun und es populär zu machen.
Walter Scheel (FDP)
Zu meinem Bedauern stelle ich fest, dass sich auch die (nach eigenen Angaben) weltgrößte Fahrradlobby sich hat einlullen und einspannen lassen. Eine rühmliche Ausnahme stellt der ADFC Dinslaken-Vörde dar: aufgrund des jahrelangen zögerlichen Handelns von Stadt und Politik, nimmt diese Ortsgruppe ausdrücklich nicht an der Kampagne teil. Eben weil der Rückhalt aus der Politik fehlt.
Fazit
Ich habe für mich entschieden, die Kampagne nicht mehr aktiv zu unterstützen. Es ist zwar aller Ehren wert, wenn man versucht, mehr Menschen auf's Rad zu locken, aber wenn die Infrastruktur, insbesondere Radwegeverbindungen, nicht an die modernen Anforderungen angepasst wird, kommen Neu-Radfahrende schnell zur Erkenntnis, dass es gar nicht mal so prima ist, in der Kommune Rad zu fahren, geschweige denn aus dem Vorort zum Arbeitsplatz, geschweige denn zwischen verschiedenen Kommunen und sogar landkreisübergreifend zu pendeln. Am Ende sollte sich jeder fragen, ob er seine Kinder oder seine Eltern ruhigen gewissens auf die Straßen entlassen würde. Dem Fuß- und Radverkehr bedarf es an konsequenter und stetiger Stadt- und Verkehrsplanung in den politischen Gremien, alles andere erscheint unglaubwürdig.
Autor:Karsten Obrikat aus Iserlohn |
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