Leiharbeit - Jobmotor oder Ausbeutung
Die Bundesregierung vermeldet: Zahl der Leiharbeiter so hoch wie nie
„Ende Juni 2011 waren laut Informationen der Bundesagentur für Arbeit in 17.400 Verleihbetrieben rund 910.000 Zeitarbeiter beschäftigt. Das seien 103.000 oder fast 13 Prozent mehr gewesen als ein Jahr zuvor.“ – Die Löhne der Leiharbeiter sind überwiegend so gering, dass ein Anspruch auf zusätzliche Hartz IV-Leistungen besteht. Das bedeutet staatliche Subventionierung für Firmen im künstlich geschaffenen Niedriglohnbereich.
Am 18. Januar 2011 berichtete das ZDF in seiner Sendung "ZDF Zoom" über das Thema Zeitarbeit. Der Reporter Christian Bock hatte sich für seine Reportage undercover als Zeitarbeiter anstellen lassen - und erlebte gleich bei seinem ersten Einsatz Überraschungen: Unzulässige Arbeit auf Baustellen, kein schriftlicher Vertrag bei Arbeitsbeginn, fehlende Sicherheitsausstattung. Und als er sich krank melden wollte, kündigte die Zeitarbeitsfirma sofort und weigerte sich, die geleistete Arbeit zu bezahlen.
Viele der Arbeitsuchenden setzen auf den berühmten„Klebeeffekt“. Sie arbeiten mit großem Einsatz „um Hoffnung auf Arbeit zu haben.“ Aber nur bei etwa 2,8 % führt der Einsatz tatsächlich in die Festanstellung.
Häufiger ist hingegen die Erfahrung, als Arbeiter zweiter oder dritter Klasse behandelt zu werden und als Leiharbeiter gegen die Stammarbeiter als Druckmittel missbraucht zu werden. Und in der Lohnfrage heißt es nicht gerade selten: „Holen Sie sich doch den Rest beim Jobcenter.“
Aber auch Probearbeiten – ohne Lohn werden angeboten, kurzfristige Beschäftigung, solange die Fördergelder des Jobcenters geleistet werden, ganze 0-Euro-Praktika und im Krankheitsfall kommt gleich die Kündigung. Bei den „schwarzen Schafen“ werden Zuschläge verweigert und Löhne nicht ausgezahlt. Rechtsschutz besteht zumeist nicht, und die eigenen Anwaltskosten wären im Falle von Lohn-Leistungsklagen unangemessen.
Dazu ein praktischer Tipp aus der Reportage bei solchen Praktiken:
„Das ist Betrug. Haben Sie Strafanzeige gestellt?“
Zeitarbeiter undercover - Jobmotor oder Ausbeutung
"Leiharbeit stellt eine Beschäftigungsperspektive für Arbeitslose, von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitnehmer, Berufseinsteiger oder Berufsrückkehrer dar", heißt es in einer Analyse der BA. Zwei Drittel der im ersten Halbjahr 2011 neu begonnenen Leiharbeitsverhältnisse seien mit Personen abgeschlossen worden, die direkt zuvor keine Beschäftigung ausgeübt hätten.“
Aber die Hälfte der Beschäftigungsverhältnisse dauert weniger als drei Monate!
Mehr dazu unter:
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/1/0,3672,8461569,00.html
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1540078/ZDFzoom-Jobmotor-oder-Ausbeutung%253F#/beitrag/video/1540078/ZDFzoom-Jobmotor-oder-Ausbeutung%3F
BA-Statistik zur Leiharbeit
http://www.heute.de/ZDFheute/download/0,6741,7025735,00.xls
Autor:Ulrich Wockelmann aus Iserlohn |
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