"Krieg hat sich zur Klärung ausgeschlossen": Gregor Gysi, Hamid Karzai und Jörg Helmut Trauboth diskutieren beim Campus Symposium
Zum Thema "Allianzen im Kampf für Demokratie und Menschenrechte" diskutierten am Donnerstag S.E. Hamid Karzai, ehemaliger Staatspräsident Afghanistans, Dr. Gregor Gysi, Mitglied im Deutschen Bundestag, und Jörg Helmut Trauboth, ehemaliger NATO-Generalstabsoffizier der Luftwaffe. Die Podiumsdiskussion war eines der Highlights der internationalen Wirtschaftskonferenz, die am Donnerstag und Freitag auf dem Gelände der ehemaligen Bernhard-Hülsmann-Kaserne in Iserlohn stattfand.
Unterstützung für das afghanische Volk sei sehr wichtig, erklärte der ehemalige Staatspräsident Afghanistans Hamid Karzai direkt zu Beginn. "Afghanistan konnte wieder auferstehen, wurde unabhängiger und ein wichtiges Mitglied der internationalen Gemeinschaft nach den Anschlägen vom 11. September 2001." Das Land habe sich zu einer Demokratie entwickelt. Aber: "Der Extremismus ist nicht besiegt", so Karzai, "die Gründe dafür existieren weiter." Daher sei es nötig, die Strategie zu ändern: "Wir müssen Frieden schließen mit den afghanischen Taliban", forderte Karzai. Sie seien Teil des Systems und offenbar nicht zu besiegen. "Es ist an uns, sie vom richtigen Weg zu überzeugen."
"Krieg hat sich zur Klärung ausgeschlossen"
„Der arabische Frühling ist Winter geworden“, erklärte Gregor Gysi. „Der Krieg in Afghanistan wurde geführt, um Al-Qaida zu bekämpfen und die Taliban zu entmachten." Doch die Not habe nicht abgenommen, sie sei größer geworden. "Krieg hat sich zur Klärung ausgeschlossen", betonte Gysi und erntete dafür Applaus aus dem Publikum.
Afghanistan sei ein wichtiger Partner in der Bekämpfung der Taliban. Dieses Problem müsse jedoch von den Weltmächten gelöst werden und dürfe nicht auf dem Rücken kleinerer Staaten ausgetragen werden. "Wir müssen lokal handeln, aber strategisch global agieren", forderte Jörg Helmut Trauboth, ehem. NATO-Generalstabsoffizier der Luftwaffe. Im Kampf gegen den Terror sei die Unterstützung der internationalen Gesellschaft nötig in Zusammenarbeit mit den Kräften vor Ort, stimmte Karzai zu.
"Falsches Bild vom Islam"
"Es geht darum, dass die Menschen sicher sind." Afghanistan sei eine demokratische Gesellschaft. "Der Islam ist nicht gegen die Demokratie, das ist ein falsches Bild. Da, wo keine Demokratie herrscht, liegt es an den Regimes, nicht am Islam."
"Religion kann man immer missbrauchen, das kennen wir auch vom Christentum", machte Gysi klar. "Demokratie beginnt damit, dass ich respektiere, dass es unterschiedliche Interessen gibt."
Auch Themen der EU-Politik wurden angesprochen „Es ist eine Illusion zu glauben, dass wir durch eine Brille schauen können, unter der wir uns unter einem gewissen Demokratie-Verständnis verstecken können“, so Jörg Helmut Trauboth.
Neue Verständigung nötig
Er ist der Auffassung, dass die Utopie von einem starken Europa nicht gegeben sei. Dennoch bestehe die Möglichkeit, einen Neuanfang zu starten. „Wenn die Welt nicht weiter aus den Fugen geraten soll, müssen wir eine neue Verständigung herbeiführen.“
Autor:Diana Ranke aus Arnsberg-Neheim |
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