KAB-Podiumsdiskussion zum verkaufsoffenen Sonntag

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Text und Fotos von Hildegard Goor-Schotten
Wenn sich heute die Innenstadt mit schau- und kauflustigen Menschen füllt, werden etwa 40 auf jeden Fall fehlen. Nämlich die Iserlohner und Nicht-Einzelhändler unter den Besuchern, die am Freitagabend in der Begegnungsstätte der Hl. Dreifaltigkeits-Gemeinde über den arbeitsfreien Sonntag diskutierten. Die Anwesenden waren sich eigentlich alle einig: Man muss sonntags nicht einkaufen gehen.
Der Podiumsdiskussion zum Thema „Sonntags nie?!“, zu der die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) St. Aloysius eingeladen hatte, fehlte so ein wenig die Schärfe. Auch auf dem Podium herrschte, humorvoll vom WDR-Redakteur Ronald Feisel moderiert, weitgehend Harmonie. Dass Katja Hübner (KAB Paderborn), Monika Grothe (Gewerkschaft ver.di) und Pfarrer Johannes Hammer wenig vom verkaufsoffenen Sonntag halten, überraschte dabei nicht. „Die sind überflüssig wie Bauchschmerzen“, meinte Grothe unter dem Beifall der Zuhörer. Sie hält die Tendenz, dass Menschen immer und überall verfüg- und erreichbar sein müssen und dazu Einkaufsmöglichkeiten rund um die Uhr gehören, für gefährlich. Nicht nur Handel und Wirtschaft halten eine Gesellschaft zusammen, gab Pfarrer Hammer zu bedenken und: „Wer nicht ruht, ist unproduktiv.“ Die Schwemme an verkaufsoffenen Sonntagen kritisierte Hübner. Vier seien erlaubt - mittlerweile habe in Großstädten jeder Stadtteil welche, so dass es dort oft 30 bis 40 offene Sonntage gebe.
Diese schwammigen Regelungen im Gesetz will die SPD-Landesregierung abschaffen, berichtete Vize-Bürgermeister Michael Scheffler, der ebenfalls als Befürworter der Sonntagsruhe auftrat. Zwei verkaufsoffene Sonntage würden voll und ganz reichen. Citymanager Werner Luck möchte die vier erlaubten behalten - aber mehr auch nicht. Er wies darauf hin, dass die Aktionssonntage in der Bevölkerung gewünscht seien. Dass die Leute ihr Geld nur einmal ausgeben können und sich der Umsatz allenfalls verlagert, konnte er allerdings nicht überzeugend widerlegen. „Die Lebensqualität leidet“, gab Einzelhändler Berkenhoff im Publikum zu. Er könne es sich aber wegen des Wettbewerbs nicht leisten, sonntags nicht zu öffnen.
Dass sich einzelne Geschäfte oder Städte aus der Sonntagsöffnung zurückziehen, wurde von allen als schwierig bewertet. Ein bundesweiter kompletter Verzicht, auf jeden Fall aber den Wildwuchs eindämmen - klare Regelungen wünschten sich am Freitag alle. Denn, auch das wurde klar, es geht nicht nur um den Verlust des Sonntags als Familien- und Ruhetag. Es geht auch um gesundheitliche Folgen bei einer Arbeitsüberlastung und angesichts vieler alleinerziehender Frauen im Einzelhandel um die Kinderbetreuung. Die Allianz für den freien Sonntag, unter anderem von der KAB ins Leben gerufen, wächst. Und an der Abstimmung mit den Füßen beteiligen sich alle Podiumsteilnehmer. Für sie gehört laut Abschlussrunde zu einem guten Sonntag: Zeit für Familie und liebe Menschen, ein Buch, Ausschlafen, ein Stück Kuchen, keine Termine, kulturelle Veranstaltungen und der Gottesdienst. Einkaufen nannte keiner.

Autor:

Rainer Tüttelmann aus Iserlohn

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