Massenabfertigung statt menschlicher Beratung und Förderung
Jana Grebe - Aufstand eines Gewissens
Es gibt Menschen und Persönlichkeiten. Vielleicht darf man sagen, der überwiegende Teil der "Menschen" funktioniert. Und dann gibt es erfreulicherweise einige wenige gereifte Persönlichkeiten, die uns über Jahrzehnte zum Vorbild gereichen können.
Jana Grebe gehört wohl zu den Menschen, in deren Gegenwart sich Menschen angenommen und aufgewertet fühlen. . Das ist eine wertvolle Gabe, die besonders in sozialen Brennpunkten wie auch Jobcentern von Kunden hoch geschätzt wird.
Als Jobcenter-Mitarbeiterin im Job-Center Osterholz-Scharmbeck hatte sie sich geweigert, unsoziale und offensichtlich rechtswidrige Vorschriften anzuwenden. Damit war sie ihrer Zeit um Jahre voraus wie die Rechtsprechung zu Sanktionen und Eingliederungsvereinbarungen beweist. Zeitgleich ist die Geschäftsführung des Job-Center Osterholz-Scharmbeck der Rechtswidrigkeit ihrer Anweisungen überführt.
Nach dem Bundesbeamtengesetz (§ 63 BBG) gab es sogar mal eine Verantwortung für die Rechtmäßigkeit einzustehen.
(1) Beamtinnen und Beamte tragen für die Rechtmäßigkeit ihrer dienstlichen Handlungen die volle persönliche Verantwortung.
(2) Bedenken gegen die Rechtmäßigkeit dienstlicher Anordnungen haben Beamtinnen und Beamte unverzüglich bei der oder dem unmittelbaren Vorgesetzten geltend zu machen.
Doch wehe dem, die diese hohen Maßstäbe umsetzen will.
Mutige Fallmanagerin verklagte das eigene Jobcenter
„Bereits vor einigen Jahren verklagte die Fallmanagerin Jana Grebe ihr eigenes Jobcenter. Der Grund: Ein menschenunwürdiger Umgang mit Hartz IV Leistungsbeziehern.
Es gibt auch in den Jobcentern Sachbearbeiter/innen, die gegen das Unrecht des Hartz IV Systems ankämpfen. Viele schweigen aber versuchen dennoch das Beste für Leistungsbezieher herauszuholen. Andere gehen wie Inge Hannemann oder auch Jana Grebe an die Öffentlichkeit. Manchmal mit Erfolg, aber oft müssen auch Niederlage und persönliche Nachteile in Kauf genommen werden. „Ich bin mit der Klage voll gegen die Wand gefahren“, berichtet Grebe.“
gegen-hartz.de
"Gegen die Wand gefahren?" - Die Wand des Jobcenter Osterholz-Scharmbeck vielleicht! Und die bebt nach.
"Eingliederungsvereinbarung von der Stange" - Serienbrief statt Betreuung
"Wegen des Personalmangels setzte das Jobcenter stattdessen aber einen Serienbrief auf. „Auf 15 Seiten und in einer Sprache, die selbst die Mitarbeiter kaum verstanden haben“, erinnert sich Grebe. Noch heute klingt Empörung aus ihrer Stimme. Wer die Eingliederungsvereinbarung unterschrieb, verpflichtete sich zu fünf Bewerbungen pro Monat. Wer dem nicht nachkam, dessen Hartz 4 wurde gekürzt. Die Betroffenen waren oft Langzeitarbeitslose. Ob sie arbeitsfähig oder dauerhaft krank waren, spielte keine Rolle. Ein individuelles Beratungsgespräch? Fand nicht statt.
Grebe weigerte sich, den Serienbrief und die daraus resultierenden Sanktionen umzusetzen. Sie suchte Gespräche mit ihren Vorgesetzten, dem Landkreis, Personalrat, Sozialdezernentin, Vorstand. „Alle haben das Gleiche gesagt: Ich habe zu tun, was man mir sagt. Und ich habe diese Dinge nicht zu hinterfragen.“ Die Fallmanagerin wollte das nicht – und zog gegen ihren Arbeitgeber vor das Arbeitsgericht. Ihre Hoffnung: Dass in dem Prozess auch die sozialrechtliche Frage geklärt wird, ob das Verhalten des Jobcenters gegenüber den Klient:innen rechtswidrig ist."
Frankfurter Rundschau
Solche Menschen, die interne Missstände aufzudecken bereit sind, verdienen den Schutz der Gesellschaft.
Autor:Ulrich Wockelmann aus Iserlohn |
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