Die Hartz-Maschine: Geschäfte mit der Arbeitslosigkeit

Der Film von Rita Knobel-Ulrich ist gut strukturiert und markig recherchiert. Der erste Teil deckt die sinnlose Verschwendung von Steuergeldern im Milliardenbereich auf.
6,6 Mrd. Kosten vergeudet die Bundesagentur für Arbeit demnach für Maßnahmen so genannter „Bildungsträger“. „80% aller Maßnahmen seien Blödsinn“ betont die Journalistin gegenüber Heinrich Alt von der Bundesagentur für Arbeit. – Der widerspricht lieber nicht.

Der Film zeigt einen „Hartz IV-Kinderkaufladen in XXL“, ein Rollenspiel zum Erlernen eines Telefongespräches, Theaterkurse als Lebenshilfe und Erwachsene, die den fünften Kurs belegen, wie man eine Bewerbung schreibt. Und die Reportage nennt auch immer wieder Kosten, Kosten einer sinnentleerten Steuerverschwendung.
http://www.youtube.com/watch?v=R1C9nmntOmc

„Um sie kümmern sich verstärkt Bildungsträger und machen damit Milliardengeschäfte. Es gibt Strickseminare, Supermärkte mit Gummieiern, Theaterkurse und Telefonausbildung. "Maßnahmen", angeboten von einem Wirtschaftszweig, dem es umso besser geht, je mehr Menschen auf staatliche Hilfe angewiesen sind.

Jeden Monat kassieren diese Bildungsträger 500 bis 800 Euro pro Teilnehmer von den Jobcentern für solche oft halbjährlichen Kurse. Manche Arbeitslose sitzen bereits zum fünften Mal im Seminar "Wie bewerbe ich mich richtig?".“
http://www.daserste.de/doku/beitrag_dyn~uid,k4oztv08gy38y7h2~cm.asp

Im Weiteren weist der Film auf die Schattenseiten der Tafelbewegung.
Während die Mitarbeiter der Tafeln selbst oft hoch motiviert und ehrenwert ihre Arbeit an den Bedürftigen leisten, missbrauchen einige große Lebensmittelketten die Arbeit der unentgeltlichen Helfer als kostenlose Entsorger und sparen so noch Abfallgebühren in Millionenhöhe. Auch Spendenquittungen werden gern angenommen und steuermindernd eingesetzt.

„Was sie uns hinstellen, müssen wir mitnehmen.“ Das gilt selbst bei verdorbenen Lebensmitteln mit dicker Schimmelbildung. Da ist allein von „220 Mülltonnen Bio-Müll“ und von Entsorgungskosten für die Tafeln in Höhe von 40.000,00 € die Rede (Tafel Berlin).
Die Sortierung und Aufbereitung der noch verwertbaren Lebensmittel bei den Tafeln liegt bei die vielen unbekannten Helfern im Hintergrund.

Als weiteres Verschwendungspotential werden Firmen benannt, die die Ausbildungskosten potentieller Arbeitnehmer direkt auf die Steuerzahler abwälzen und private Arbeitsvermittler, die über Vermittlungsgutscheine die Arbeit tun sollen, für die die Mitarbeiter in Arbeitsämtern und Jobcentern bereits schon einmal bezahlt wurden.

Besonders hervorzuheben ist noch das Modell des Nachbarlandes Holland.
Nach radikalen Reformen hat Holland knapp vier Prozent Arbeitslosigkeit.

„Das Prinzip heißt: Wer nicht arbeitet, der kriegt kein auch kein Geld vom Amt. Und wenn es nur Arbeit als Schneeschipper, Stadtparkreiniger oder Einkaufshelferin für Alte und Schwache ist – zu Hause bleiben dürfen holländische Arbeitslose nicht.“

Anders als im Hartz IV-System lassen sich Erwerbslose also sehr wohl in echte Arbeit einbinden.

Der Film ist durchaus sehenswert. 44 Minuten, die die Augen öffnen können.

Autor:

Ulrich Wockelmann aus Iserlohn

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