Aktion STADTSPIEGEL-Leser fragen - BM-Kandidaten antworten

Hier sind sie, die Antworten der drei Iserlohner Bürgermeister-Kandidaten auf die sechs interessantesten Fragen der STADTSPIEGEL-Leser:

1) Wie stehen Sie angesichts der steigenden Zahl von Asylbewerbern zu einem Stellenausbau in der Stadtverwaltung?

Dr. Peter Paul Ahrens:Für die Betreuung der der Stadt auch langfristig zugewiesenen Flüchtlinge und Asylbewerber sind bereits zusätzliche Stellen geschaffen worden. Ansonsten ist die Beschäftigung von sozialen Hilfsdiensten, z. B. der Johanniter oder auch der Flüchtlingshilfe der Diakonie Mark-Ruhr, sehr hilfreich. Insgesamt ist die Zusammenarbeit zwischen hauptamtlich Beschäftigten und dem Ehrenamt bei der Betreuung von Asylbewerbern und Flüchtlingen in Iserlohn ganz besonders gut entwickelt. Für Flüchtlinge und Asylbewerber halte ich die Integration in unsere Gesellschaft durch das Erlernen der deutschen Sprache und durch die Möglichkeit, je nach Qualifikation der Flüchtlinge auch Arbeit zu finden, für eine besonders wichtige Aufgabe, die bereits jetzt von der Stadt auf unterschiedlichen Ebenen wahrgenommen wird.

Katrin Brenner:Grundsätzlich möchte ich das Thema Flüchtlinge aus dem Wahlkampf heraushalten. Das gebieten Anstand und Menschlichkeit. Deshalb werde ich aus dieser Situation heraus keine Versprechungen abgeben. Die Mitarbeiter der Stadt, die Hilfsorganisationen und die vielen Ehrenamtlichen in Iserlohn haben sich in bewundernswerter Weise für die Flüchtlinge eingesetzt.
Dafür möchte ich allen danken!

Martin Radojcic:Für jede zusätzliche öffentliche Aufgabe gibt es natürlich viele Gründe, neue Stellen in der Stadtverwaltung zu fordern. Die Stadt Iserlohn hat in den letzten Jahren eine Vielzahl neuer Stellen geschaffen, wofür die Steuerzahler aufkommen müssen. Ich trete dafür ein, dass - bevor neue Stellen geschaffen werden - Versetzungen erfolgen und für jede neue Stelle eine andere Stelle aufgegeben wird. Nicht eine Ausweitung des Stellenplanes ist notwendig, sondern eine Aufgabenkritik und -bewertung in vielen Verwaltungsbereichen wäre notwendig. Wir brauchen nicht mehr, sondern qualifiziertes, bürgerfreundliches Personal in den Dienstleistungsbereichen der Stadtverwaltung.

2) Halten Sie es für sinnvoll, Flächen für Windenergie im Stadtgebiet
Iserlohn auszuweisen? Wenn ja, wo?

Dr. Peter Paul Ahrens:Ja, ich halte es für sinnvoll, weil die Windenergie die effektivste regenerative Energie darstellt, die eben auch sehr dienlich für den Klimawandel ist. Wir haben bereits vor mehr als zehn Jahren zwei Flächen ausgewiesen, von denen jedoch nur eine Fläche (an der Helle) ist in Anspruch genommen wurde. Unter Effizienzgesichtspunkten (Windhäufigkeit) sind die untersuchten Standorte im südlichen Stadtwald und am Schälk sicherlich besonders geeignet, allerdings lassen wir das entsprechende Vorranggebietsverfahren zurzeit ruhen. Wenn private Investoren Einzelanträge stellen, müssen die Beeinträchtigungen von Flora und Fauna und der Vogelwelt besonders intensiv untersucht werden. Nur wenn dann, allerdings nicht von der Stadt, Genehmigungen ausgesprochen werden, können Windräder gebaut werden.

Katrin Brenner:Ich bin für die Energiewende. Klipp und klar. Das Atomzeitalter und das Kohlezeitalter gehen zu Ende. Alle Möglichkeiten, energetisch autark zu werden, müssen wir prüfen. Drei Kriterien sind dabei wichtig: 1. technisch machbar, 2. ökologisch sinnvoll und 3. finanziell tragbar.
Die Mammutaufgabe der Energiewende jedoch nur auf Windenergie zu reduzieren, springt mir viel zu kurz. Wo Wind-energie umsetzbar ist - herzlich gern. Im Iserlohner Stadtwald und auf der Schälker Heide ist sie es jedenfalls nicht.
Ich bin der festen Überzeugung, dass der Wärmemarkt der eigentliche Eckpfeiler der Energiewende ist. Rund 75 % der verbrauchten Energie in Haushalten ist Energie für Heizzwecke und Warmwasser. Hier werde ich in Iserlohn ansetzen. Die Energieversorgung in Iserlohn wird unter meiner Verantwortung grüner, lokaler und kommunaler.

Martin Radojcic:Wir müssen uns in Iserlohn darauf vorbereiten, dass die Atomenergie dem Ende entgegengeht und dass auch die Kohleverstromung keine Zukunft hat. Deshalb müssen wir in Zusammenarbeit mit den Nachbarstädten ein Energiekonzept unter Beteiligung der örtlichen Stadtwerken, der Wirtschaftsförderung und der Sparkassen erarbeiten, das die Energieversorgung langfristig sicherstellt. Wo dann die einzelnen Standorte für z. B. Windkraftanlagen sein werden, muss auch von technischen Gegebenheiten und den Bedürfnissen und der Zustimmung der Mehrheit der Bevölkerung abhängig sein. Ich befürworte keine Windkraftanlage z. B. im Stadtwald und auf der Schälker Heide.

3) Was wollen Sie tun, um den Konflikt zwischen öffentlichem Leben
(Sport- und Musikveranstaltungen, Spielplätze, usw.) und Beschwerden der betroffenen Anwohner zu lösen?

Dr. Peter Paul Ahrens:Zunächst einmal zeigen viele Anwohner ein großes Verständnis und auch Toleranz für die Wünsche anderer Mitbewohner einer Stadt. Trotzdem gibt es diese Konflikte, wobei ich immer der festen Meinung bin, dass insbesondere „Kinderlärm Zukunftsmusik“ ist. Bei Sport- und Musikveranstaltungen sollte man möglichst durch die Wahl der Veranstaltungsorte die Konflikte minimieren, indem man beispielsweise konfliktfreie Parkmöglichkeiten anbietet (s. Diskussion um die Alexanderhöhe) bzw. die Sportanlagenplanung möglichst konfliktfrei zu benachbarten Wohngebieten anlegt, wie wir das bereits bei den in jüngerer Zeit entstandenen Anlagen erfolgreich praktiziert haben.

Katrin Brenner:Einerseits Räume anzubieten, in denen öffentliche Veranstaltungen stattfinden können, andererseits überall dort auf die Interessen der Anwohner Rücksicht zu nehmen, wird für mich eine wichtige Herausforderung in meiner Amtszeit als Bürgermeisterin werden. Und ich werde sie lösen, weil die Iserlohner ein Recht darauf haben und weil in der Vergangenheit dort so viel verschlafen wurde! Parkhalle und Parktheater, um zwei herausragende Beispiele zu nennen, gehören für mich genauso zu Iserlohn wie der Seilersee und der Danzturm! Das ist meine Überzeugung. Deshalb werde ich mich als Bürgermeisterin dafür einsetzen, dass die Parkhalle nach wie vor als Ort der Begegnung, zum Abi-Ball genauso wie zum Konzert oder ausgelassenen Feier, den Iserlohnern weiterhin zur Verfügung steht! Wesentlich dabei ist, ein Verkehrskonzept zu erstellen, dass den Bedürfnissen der Anlieger Rechnung trägt. Erst dann kann mit den weiteren Planungen begonnen werden!

Martin Radojcic:Zu einem liebens- und lebenswerten Iserlohn gehören auch öffentliche Veranstaltungen in der Innenstadt, Sport- und Spielplatzanlagen in den Stadtteilen. Dass damit auch eine entsprechende Geräuschkulisse verbunden ist, ist nicht zu vermeiden (Übrigens: Kinderschreien ist kein Lärm). Anwohner, die sich dadurch belästigt fühlen, müssen dies im Interesse der Allgemeinheit hinnehmen, soweit die gesetzlichen Grenzwerte nicht überschritten werden. Alles andere führt dazu, dass Iserlohn an Attraktivität verliert und hier bald nichts mehr los sein wird. Leider fehlt heute die Kommunikation untereinander, um die gegensätzlichen Positionen zu diskutieren und gemeinsam Lösungen zu finden. Vorschlag für sich belästigt fühlende Anwohner: Gehen Sie raus und machen Sie mit!

4) Wie positionieren Sie sich zum Thema schnelle Internetanbindung (privat und Gewerbe)?

Dr. Peter Paul Ahrens:Sie ist in vielen Gewerbegebieten der Stadt Iserlohn bereits vorhanden, für die noch fehlenden wird zurzeit ein Förder-antrag an das Land Nordrhein-Westfalen gestellt. Zur Umsetzung, insbesondere bei Glasfaser, wird die Stadtwerketochter Telemark eingesetzt. Auch für Privathaushalte haben schnelle Internetverbindungen eine große Bedeutung, und zwar unabhängig vom Alter der jeweiligen Haushaltsangehörigen. Daher bietet auch hier, insbesondere in sehr schlecht versorgten Gebieten (z. B. Stübbeken, Sümmern) die Telemark in Verbindung mit der Telekommunikationsgesellschaft des Märkischen Kreises schnelle Internetverbindungen an.

Katrin Brenner:Dass intaktes Breitband den Familienfrieden fördert, das weiß jeder, der „internetfähige Kinder“ hat. Kommunikation sollte also in den Iserlohner Haushalten so selbstverständlich sein wie die Möglichkeit zu telefonieren. Mehr noch: Leistungsfähiges Internet ist die Grundvoraussetzung für wettbewerbsfähige Gewerbebetriebe in Iserlohn und ein entscheidendes Kriterium für die Neuansiedlung von Unternehmen; genauso wie eine sichere Versorgung mit Energie und ein leistungsfähiges Straßennetz. Gemeinsam mit Iserlohner Unternehmen und den Stadtwerken werden wir Lösungen finden, die erforderlichen Netze in allen Stadtteilen zu errichten. Das verspreche ich!

Martin Radojcic:Die Internetanbindung ist heute ein Muss für jeden Betrieb, aber auch für den privaten Haushalt. Er ist genauso wichtig wie ein Telefonanschluss. Deshalb ist der flächendeckende Ausbau des sog. Breitbandanschlusses eine der wichtigsten Infrastrukturmaßnahmen für Iserlohn und den Märkischen Kreis. Wenn wir in Iserlohn Betriebe halten oder neue gewinnen wollen, müssen neben anderen Infrastrukturmaßnahmen auch alle Kommunikationsmöglichkeiten auf den aktuellsten Stand ermöglicht werden. Deshalb hat der Ausbau höchste Priorität (z. B. im Grüner Tal oder tlw. in der Innenstadt).

5) Wie wollen Sie sich für eine sozialere und kinderfreundliche Stadt einsetzen?

Dr. Peter Paul Ahrens:Im Sinne einer sozialeren Stadt ist insbesondere die Gebührenfreiheit für betroffene Familien in Kindergärten, aber auch bei kulturellen Einrichtungen von besonderer Bedeutung. In Bezug auf die kinderfreundlichere Stadt hat für mich der Kinder- und Jugendrat eine große Bedeutung und auch Institutionen wie z. B. die Kinderlobby. Unser Kinderspielplatzprogramm, durch das jedes Jahr über 100.000 Euro in die Erneuerung oder den Neubau von Spielplätzen gesteckt werden, ist ein weiterer Beitrag zur Kinderfreundlichkeit. Wichtig sind aus meiner Sicht auch gute Grundschulen und weiterführende Schulen und das sehr gute Angebot an Ausbildungsplätzen, insbesondere für Jugendliche z. B. im Berufsbildungszentrum der Kreishandwerkerschaft oder an den Berufskollegs und außerbetrieblichen Ausbildungszentren in Iserlohn. Ein Thema für sich ist ganz gewiss die Jugendfreundlichkeit unserer Stadt und mir ist bewusst, dass für die notwendige Entwicklung durchaus noch Luft nach oben ist. Ich werde dieses Thema schon bald nach der Wahl mit Nachdruck verfolgen.

Katrin Brenner:Bildung ist Zukunft. Ich werde mich deshalb dafür einsetzen, dass jeder junge Mensch in unserer Stadt einen Schulabschluss schafft, ein Studium oder eine Ausbildung erfolgreich abschließt. So ermöglichen wir echten Bildungsaufstieg. Wichtig ist, dass wir individuelle Förderungen verbessern und weiter für ein mehrgliedriges Schulsystem kämpfen.
Eltern wissen am besten, was gut für ihr Kind ist, und alle Eltern wollen das Beste für ihre Kinder. Ich werde sie dabei durch meinen Einsatz für gute Schulen, den Ausbau des Offenen Ganztags und den Ausbau der Kindertagesstätten unterstützen. Familien sollen hier beste Bildungschancen für ihren Nachwuchs bekommen, von Anfang an. Mein Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen in unserer Stadt eine wirkliche Zukunft zu bieten, direkt vor ihrer Haustür! So wird Iserlohn eine Stadt, die Familien anzieht!

Martin Radojcic:Ein soziales und kinderfreundliches Iserlohn ist eine Masteraufgabe. Viele Kinder- und Jugendangebote müssen stärker eingebunden sein in Familien-, Schul- oder Kulturförderung (z. B. Hausaufgaben- und außerschulische Betreuungen, Sport- und kulturelle Angebote). Es wird - auch aus Gründen der Finanzierbarkeit - zukünftig erforderlich sein, diese stärker zu bündeln und zu vernetzen sowie ihre Passgenauigkeit immer wieder zu überprüfen und zu aktualisieren (Stichwort: Kommunale Zusammenarbeit). Dabei dürfen natürlich nicht die individuellen Bedürfnisse eines jeden Kindes vernachlässigt werden.

6) Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für die Leerstände von Ladenlokalen in der Innenstadt und was wollen Sie dagegen tun?

Dr. Peter Paul Ahrens:Zweifelsohne nimmt der zunehmende Internethandel den stationären Geschäften in der Innenstadt Kunden weg. Die aktuelle Aktion dagegen heißt bei uns „Heimatshoppen“, bei der die Menschen sich doch dafür entscheiden sollen, bei Nachbarn, Freunden und Iserlohnern einzukaufen, um auch die für die Innenstadt so wichtigen Läden zu erhalten. Wichtig ist auch die Förderung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt und das Angebot an Gastronomie, Cafés und schönen Treffpunkten. Ich sehe es von Vorteil an, dass in Iserlohn auch einige „exotische“ Geschäfte vorhanden sind, eben nicht nur die berühmten Filialen von Einkaufsketten, die man auch in jedem Shoppingcenter findet. Übrigens gibt die Leerstandanalyse für Iserlohn bislang zu erkennen, dass die Leerstände nie von langer Dauer waren. Eine Ausnahme bietet hier immer wieder das Sorgenkind Marktpassage.

Katrin Brenner:Mein Fazit aus der momentanen Situation: Iserlohn ist attraktiv, es weiß nur kaum jemand! Deshalb müssen wir einerseits den Wirtschaftsstandort Iserlohn verbessern, andererseits aber auch das Stadtmarketing sowie die Wirtschaftsförderung effizienter und zielgerichteter gestalten. Dazu gehört auch die Ansiedlung und Bestandssicherung von Geschäften, die für die Nahbereichsversorgung so wichtig sind. Natürlich kann die Politik hier lediglich positive Rahmenbedingungen schaffen. Einkaufen müssen die Iserlohner und Letmather natürlich selbst in ihren Geschäften. Unter meiner Verantwortung wird die Iserlohner Wirtschaftsförderung wieder das, wozu sie da ist: die Wirtschaft zu fördern, Arbeitsplätze in Iserlohn zu sichern und neue zu schaffen.

Martin Radojcic:Für ein liebens- und lebenswertes Iserlohn ist ein vielfältiges und laufend zu aktualisierendes Angebot von Geschäften und Lokalen erforderlich. Neben den oft zu hohen Mieten und dem Desinteresse der Hauseigentümer an einer entsprechenden Infrastruktur in der Innenstadt sind natürlich auch die Vermüllung und das fehlende kundenfreundliche Umfeld verantwortlich dafür, dass besonders junge Menschen Iserlohn nicht als Shoppingstadt empfinden (es fehlen Geschäfte wie Foot Locker/ Jugendsport u. a.). Dazu ist es erforderlich, dass die Stadt an Attraktivität gewinnt und ein für solche Geschäfte interessantes Umfeld schafft. Auch die oft als diskriminierend empfundenen Maßnahmen der städtischen Ordnungsbehörden sind nicht förderlich für den Einzelhandel.

Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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