Global denken - lokal handeln
Kultur und Natur in Drüpplingsen feiert Zehnjähriges mit neuer Vortragsreihe

Gerd Hiersemann, Sabine und Claudius Gattner (v.l.) haben mit den weiteren Mitgliedern der Initiative "Kultur und Natur Drüpplingsen" auch für 2019 wieder ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm geplant. Foto: Schulte
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"Es war vor rund zehn Jahren, da haben sich hier in Drüpplingsen unter dem Motto 'ökologisch - sozial - nachhaltig' einige Bürger zusammengetan und die Bürgerinitiative ,Kultur und Natur Drüpplingsen' gegründet", erinnert sich Gerd Hiersemann noch genau an die KuN-Anfänge, die längst zu einer echten Erfolgsgeschichte geworden sind.

Von Christoph Schulte

Iserlohn. Hiersemann ist einer der Gründungsväter der Initiative, die in den vergangenen Jahren nach dem gewählten Leitspruch "Global denken - lokal handeln" vor innovativen Ideen nur so sprühte und auch nach einem Jahrzehnt scheinbar nichts von ihrem Anfangselan verloren hat. Das beweist das dicke Projektbuch, in dem Gerd Hiersemann alle KuN-Aktivitäten mit genauem Datum und mit den dazugehörigen Zeitungsausschnitten in all den Jahren akribisch aufgelistet hat.
Da ist von der Drüpplingser Suppenküche die Rede und vom Multi-Kulti-Kochen, bei dem sich die Aktivisten von Hobbyköchen aus fremden Ländern mit landestypischen Spezialitäten von Russland bis Äthiopien verwöhnen ließen. In einem gemütlich umgestalteten, alten Klassenzimmer der ehemaligen Schule an der Eichelberger Straße 65 finden nicht nur die regelmäßigen Treffen (14-tägl., immer dienstags um 19 Uhr) statt, sondern auch Dokumentarfilm-Abende und Vortragsveranstaltungen. Dazu konnten bereits in der Vergangenheit immer wieder hochkarätige Referenten, z. B. von Greenpeace, Amnesty International oder Urgewalt gewonnen werden, die auch viele Gäste aus den umliegenden Städten anlockten. Kritisch "beleuchtete" Themen waren u.a. Gen-Technik, der übermäßige Einsatz von Pestiziden, Fracking, Freihandelsabkommen TTip, Bienensterben, solidarische Landwirtschaft, ökologische und nachhaltige Energieversorgung unter Bürgerbeteiligung oder E-Mobilität und andere alternative Antriebsmöglichkeiten.
Doch die Aktivitäten der KuN-Aktivisten reichen noch weit darüber hinaus. "So haben 30 KuN-Mitglieder als Gesellschafter vor einigen Jahren in Eigenregie eine Sonnenstromanlage angeschafft, die nicht nur den ebenfalls in der Schule untergebrachten Naturkindergarten RappelZappel zuverlässig mit Strom versorgt, sondern von der auch überzähliger Strom in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden kann", erläutert Claudius Gattner, einer der Initiatoren dieses erfolgreichen KuN-Projektes. Solarenergie spielt auch bei einem "globalen" KuN-Projekt eine zentrale Rolle. Der in Unna lebende Agraringenieur Gad Osafo hat in seiner ghanaischen Heimat eine Kräuterschule gegründet. "Dafür haben wir erfolgreich eine Spendenaktion gestartet, um die Schule mit einer Solaranlage zur Stromversorgung auszustatten", erinnert sich Claudius Gattner.
Mit dem Naturkindergarten kooperiert die Initiative auch darüber hinaus. So entstand im Außengelände u.a. ein Barfußpfad und ein Kräutergarten. "Wir versuchen als Multiplikatoren zu fungieren und immer wieder neue Impulse zu setzen", beschreibt Claudius Gattner die "Strategie". Weitere regelmäßige Projekte, die die Initiative inzwischen auch über die Stadtgrenzen Iserlohns bekannt gemacht haben, sind das LindenLichterfest und der jährliche E-Mobilitätstag, wo die bekannte "Tour de Ruhr" mit ihren Solarmobilen Station in Drüpplingsen macht - 2019 am 13. Juli. Auf der Grürmannsheide hat ein dortiger Demeter-Bauer eine kleine unbearbeitete Fläche zur Verfügung gestellt. Dort betreibt KuN nun seit mehreren Jahren erfolgreich einen sog. Perma-Garten. "Wir wollen dort demonstrieren, wie man unsere landwirtschaftlichen bzw. gärtnerischen Vorstellungen wieder in Einklang mit der Natur bringen kann", beschreibt Sabine Gattner das Ziel des Modellversuches.

"Wir leben in einem gefräßigen Zeitalter"

Zum "Zehnjährigen" haben sich die KuN-Aktivisten nun ein Projekt vorgenommen, bei dem sie an die Grenzen ihrer personellen und finanziellen Möglichkeiten kommen, wie Gerd Hiersemann erläutert. "Wir veranstalten eine große Vortragsreihe zum Thema 'Wie wollen wir leben? Wie müssen wir planen?'" Aufgrund der aktuellen Situation um Klimaziele und Nachhaltigkeit und gleichzeitig der momentan lokalen Stadtentwicklungskampagne "Mein Iserlohn 2040" möchte man als Bürgerinitiative die Dringlichkeit des Handelns und den Umfang der benötigten Maßnahmen ins Bewusstsein der Menschen rücken.
Zum Auftakt referiert und diskutiert der bekannte Ökonom Prof. Dr. Niko Paech aus Siegen am Freitag, 8. März, ab 19 Uhr in der Schützenhalle Drüpplingsen zum Thema "All you need is less - Wirtschaften und Leben ohne Wachstum" (www.postwachstumsoekonomie.de). Niko Paech beschäftigt sich dabei mit Fragen wie "Hat unsere Art des Wirtschaftens eine Zukunft?", "Können wir die Herausforderungen des Klimawandels bewältigen, ohne über einen Wandel im Wirtschaftsmodell nachzudenken?" oder "Wie muss die Entwicklung von Städten und Gemeinden aussehen, um die Balance des gesellschaftlichen Miteinanders zu sichern?".
"Wir würden uns insbesondere über die Anwesenheit von Vertretern aus der lokalen Politik, Verwaltung und Wirtschaft freuen, denn unserer Meinung nach werden die Aspekte "Klimaschutz und Nachhaltigkeit auch im aktuellen Stadtentwicklungskonzept 'Iserlohn 2040' nach wie vor zu wenig berücksichtigt", so Gerd Hiersemann abschließend.  

Die Vortragstermine

Freitag, 8. März, 19 Uhr, Schützenhalle Drüpplingsen, Heidestraße 6: "All you need is less - Wirtschaften und Leben ohne Wachstum" mit Professor Dr. Niko Paech (Universität Siegen)

Donnerstag, 4. April, 19 Uhr, Alte Grundschule Drüpplingsen, Eichelberger Straße 65: "Klimawandel. Dimension und Möglichkeiten der regionalen Begegnung" mit Dr. Ing. Frederic Rudolph (Wuppertal/ Institut für Klima, Umwelt und Energie)

Dienstag, 14. Mai, 19 Uhr, Alte Grundschule Drüpplingsen, Eichelberger Straße 65: "Die Vision einer solidarischen Gesellschaft - Wege in eine zukunftsfähige Wirtschaft" mit Norbert Bernholt (Akademie Solidarische Ökonomie)

Eintritt jeweils frei, um Spenden wird gebeten. Vorträge

Gerd Hiersemann, Sabine und Claudius Gattner (v.l.) haben mit den weiteren Mitgliedern der Initiative "Kultur und Natur Drüpplingsen" auch für 2019 wieder ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm geplant. Foto: Schulte
Der bekannte Ökonom Prof. Dr. Niko Paech ist bei der Auftaktveranstaltung der neuen KuN-Vortragsreihe "Wie wollen wir leben? - Wie müssen wir planen?" am 8. März zu Gast im Drüpplingser Dorfgemeinschaftshaus.Foto: Veranstalter
Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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