"Überall wird es braun"
Iserlohns Stadtförsterin informiert CDU-Fraktion über dramatische Waldschäden

Stadtförsterin Julia Borghoff (li.) zeichnete beim Waldspaziergang mit CDU-Fraktionsmitgliedern ein düsteres Bild zur Zukunft des Iserlohner Stadtwaldes. Fotos: Schulte
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"Unser Waldspaziergang mit der Stadtförsterin ist ja bereits zu einer kleinen Tradition geworden", begrüßte Jörg Teckhaus die Teilnehmer auf dem Wanderparkplatz oberhalb des Literaturhotels, "begonnen haben wir damit bereits im Jahr 2007 nach dem Orkan Kyrill."

Vergebliche Hoffnung auf Frost und Schmuddelwetter

"Als wir uns das letzte Mal 2018 unter dem Eindruck des heißen Sommers und des sich da bereits abzeichnenden Borkenkäferbefalls hier trafen, hatten wir noch die Hoffnung auf eine längere Periode von Schmuddelwetter und strengem Frost", blickte der Vorsitzende der CDU-Ortsunion Iserlohn zurück. Eine trügerische Hoffnung, die sich nicht erfüllen sollte - ganz im Gegenteil nimmt die Situation im Iserlohner Stadtwald und bei allen weiteren Waldflächen aktuell immer dramatischere Szenarien an.

100 Prozent Ausfall bei der Fichte

Das musste auch Iserlohns Stadtförsterin Julia Borghoff konstatieren. "Die aktuelle Situation hat uns ungebremst überrannt." Diese Ausmaße hätten selbst Forstexperten nicht für möglich gehalten. "Überall wird es braun." Julia Borghoff rechnet inzwischen mit einem Totalausfall aller Fichtenbestände. "Da ist mit großer Sicherheit nichts mehr zu retten. Auch jetzt noch grüne Exemplare dürften in wenigen Wochen abgestorben sein." Schuld daran ist der berüchtigte Borkenkäfer oder Buchdrucker. "Wenn der sich erst mal in einem Fichtenbestand angesiedelt hat, sind wir machtlos." Allerdings sei der Borkenkäfer "nur der Sekundärschädling, der vor allem geschwächte Bäume befällt", erläuterte die Forstexpertin, "die eigentliche Ursache ist die extreme Trockenheit."

"Rundumschlag kündigt sich an und wir sind machtlos"

Deshalb findet Julia Borghoff die Tatsache noch alarmierender, dass sie in den heimischen Wäldern zunehmend auch abgestorbene Exemplare anderer Baumarten wie Buchen oder Eichen vorfindet. "Da kündigt sich gerade ein echter Rundumschlag an, dem wir ziemlich machtlos gegenüberstehen."
Allein mit dem Fällen der abgestorbenen Bäume und dem Transport bis an den Waldweg ist ihr Mitarbeiterteam bis Ende 2019/Anfang 2020 beschäftigt. "Doch damit sind unsere Probleme ja längst noch noch gelöst", beschrieb Julia Borghoff die dramatische Lage, "denn es gibt keine Logistik und keine Absatzmöglichkeit für das geschädigte Holz."

Preis für Festmeter Schadholz liegt bei nur noch 4,50 bis 9 Euro

Während man vor dem Sturmtief Friederike Anfang 2018 noch einen durchschnittlichen Gewinn von rund 75 Euro pro Festmeter Holz erzielt habe, liege der jetzt bei nur noch 4,50 bis 9 Euro. Und der Preisverfall gehe weiter. "Wenn wir am Ende mit plus minus null aus der Sache herauskommen, wären wir noch mit einem blauen Auge davongekommen", blickte Iserlohns Stadtförsterin in die nahe Zukunft. Selbst das Verbrennen von Schadholz z. B. in Kraftwerken sei bereits ins Auge gefasst worden, "nur fehlen dazu aktuell noch geeignete Verfahren."

"Pflanzgut fällt nicht vom Himmel"

Schließlich kam auch noch die Thematik Wiederaufforstung zur Sprache, wo die CDU erst kürzlich zusätzliche Mittel beantragt hatte. "Das ist natürlich eine löbliche Sache, die mich unter normalen Umständen sehr gefreut hätte", so die Expertin, "doch die Sache hat einen großen Haken. Denn das benötigte Pflanzgut fällt ja nicht einfach vom Himmel." Deshalb nehme man auch alles mit, was sich von selbst versäe - von der Birke bis zur Eberesche.
Nur eines sei gewiss. "Die Ära der jahrzehntelangen Dominanz der Fichte ist vorbei." Die zukünftige Forstwirtschaft gehe in Richtung von mehr Durchmischung. "Dabei werden wir mit mehr trockenheitsresistenteren Baumarten wie Tannen, Douglasien, Esskastanien oder Linden experimentieren müssen, um auch noch den nächsten Generationen eine Waldstadt Iserlohn präsentieren zu können." Besorgniserregend ist nach Ansicht der Stadtförsterin, dass auch andere Baumarten inzwischen der Trockenheit zum Opfer fallen - hier eine abgestorbene Buche. Das typische Frasbild des Borkenkäfers oder auch "Buchdruckers".

Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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