Zeitungssterben

Am 13.11.2012 stellte die Frankfurter Rundschau Insolvenzantrag, die Financial Times Deutschland wird am 07.12.2012 die letzte Ausgabe veröffentlichen. Aber auch andere Print-Medien melden drastischen Stellenabbau. Sind die Tage der Tageszeitungen angezählt?

Seinen Artikel „Geistige Insolvenz: Warum immer mehr Journalisten arbeitslos werden“ leitet Udo Ulfkotte mit den Worten ein:
„Abgeordnete, Autoverkäufer und Journalisten genießen im deutschsprachigen Raum das geringste Vertrauen in der Bevölkerung. Die Bürger haben bei ihnen beständig das Gefühl, übers Ohr gehauen zu werden.“
kopp-verlag

Langwierige, genaue und umfassende Recherche gehen jedem echtem, ernst zu nehmenden Journalismus voraus. Dabei gilt es den Finger in die Wunden zu legen, Fragen zu stellen, die niemand beantworten will und Dinge ans Licht zu zerren, die von den „zur-Zeit-noch-Mächtigen“ unterdrückt werden sollen. Das ist Pressearbeit, die den Namen verdient.

Manche Zeitungen eignen sich allerdings bestenfalls zum Abtrocknen nasser Schuhe oder zum Einschlagen von Fisch wie die nachfolgende Satire aufzeigt:

Satire: Zeitungssterben bedroht Schuhe und Fischverkäufer
welt.de/satire

Während also die gerade arbeitslos gewordenen Profis der Frankfurter Rundschau und der Financial Times Deutschland ein Jahr Zeit lang haben sich auf einem stetig enger werdenden Markt zu bewerben oder eben auf Hartz IV-Niveau einzurichten, arbeiten die „Küken der Branche“ noch an mutigen Formulierungen über die „Chancen auf den Einstieg in den Arbeitsmarkt“.

So schreibt beispielsweise eine junge Journalistin der Märkischen Oderzeitung am 20.11.2012 altklug zu den Versäumnissen der Hartz IV-Bezieher und zur Berechtigung von Sanktionen in einem Artikel „Leistung und Verpflichtung“:

„Besorgniserregend ist allerdings, dass laut Statistik vor allem junge Menschen ihre Beratungs- und Vorstellungsgespräche versäumen - viele wohl auch als Wiederholungstäter. Sie verspielen sich die Chancen auf den Einstieg in den Arbeitsmarkt - und erhöhen die Gefahr einer "Hartz-IV-Biographie".

Auch wenn die Linke angesichts der Sanktionen von "gesetzlich verordneter Herzlosigkeit" spricht - wer als Arbeitsloser Leistungen bezieht, geht mit der Agentur für Arbeit einen Deal ein. Seine Pflicht ist, dass er zu Beratungsterminen geht, Bewerbungen schreibt und vermittelte Vorstellungsgespräche besucht. Für die eigene Zukunft.“
www.moz.de

Was die junge Journalistin offensichtlich noch nicht bedacht hat, nach ungefähr einem Jahr Arbeitslosengeld winkt auch ihr die Gefahr einer "Hartz-IV-Biographie".

Denn die Zeitung für die Sie (noch) tätig ist, die Märkische Oderzeitung, ist mit einer verkauften Auflage von derzeit täglich 84.752 Exemplaren zwar noch die größte Regionalzeitung im östlichen Brandenburg, im Jahr 1990 lag die Auflage allerdings noch bei über 200.000 verkauften Exemplaren.

Hartz IV bedeutet Kaufkraftverlust, dass merken inzwischen auch die Tageszeitungen.

Autor:

Ulrich Wockelmann aus Iserlohn

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