Stadtgeschichtliche Vortragsreihe in Iserlohn
Vom Mittelalter in die Gegenwart

Die stadtgeschichtliche Vortragsreihe des ersten Halbjahres 2023 beginnt am 12. Januar. Das Programm ist unter anderem bei den Iserlohner Kulturinstituten aus und ist unter www.archiv-iserlohn.de veröffentlicht. Foto: Stadt Iserlohn
  • Die stadtgeschichtliche Vortragsreihe des ersten Halbjahres 2023 beginnt am 12. Januar. Das Programm ist unter anderem bei den Iserlohner Kulturinstituten aus und ist unter www.archiv-iserlohn.de veröffentlicht. Foto: Stadt Iserlohn
  • hochgeladen von Andrea Rosenthal (Redakteurin)

Pünktlich zum Jahresbeginn erschienen ist das Vortragsprogramm des Stadtarchivs Iserlohn für das erste Halbjahr 2023. Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert reicht die zeitliche Spanne, die von den neuen Themen der stadtgeschichtlichen Vortragsreihe abgedeckt werden. Auch die inhaltliche Bandbreite umfasst ein weites Feld: territoriale Entwicklungen, technische und wirtschaftsgeschichtliche Aspekte sowie Biografien bekannter und eher unbekannter Personen.

Bürgermeister Michael Joithe ist sich sicher: "Gerade die Vielfalt der angebotenen Themen zeichnet die stadtgeschichtliche Vortragsreihe aus, sodass die Vorträge garantiert wieder auf ein großes Interesse stoßen werden." Stadtarchivar Rico Quaschny ergänzt zuversichtlich: "Der Neustart nach der pandemiebedingten Zwangspause ist uns 2022 gelungen, auch wenn wenige Vorträge krankheitsbedingt kurzfristig ausfielen oder verschoben werden mussten."

Geschichte der Kettenindustrie

Das neue Programm beginnt schon am Donnerstag, 12. Januar, mit einem Vortrag des Historikers Prof. Dr. Hiram Kümper über die Entwicklung der südwestfälischen Kettenindustrie. Er bietet einen Überblick der jahrhundertelangen Geschichte der sauerländischen Kettenproduktion von ihren Ursprüngen im spätmittelalterlichen Handwerk bis zur heutigen globalen Industriewirtschaft.

Die vorgestellten Forschungsergebnisse basieren auf dem 2021 von Hiram Kümper und Daniele Toro publizierten Buch "Bindekräfte: Fünf Jahrhunderte südwestfälische Kettenproduktion". Hiram Kümper ist als Herausgeber auch mit der geplanten neuen Ortsgeschichte von Letmathe beschäftigt. Der Vortrag findet im Haus Letmathe statt und ist eintrittsfrei.

Im Dienst der Schönheit

Ebenfalls schon im vergangenen Jahr geplant war der Vortrag über Professor Ernst Danz (1822-1905). Der Geburtstag des bekannten Iserlohner Ehrenbürgers und Lehrers jährte sich im Oktober 2022 zum 200. Mal. Über seine schulischen Verdienste hinaus erwarb sich Ernst Danz als Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender des Verschönerungs-Vereins und als Initiator der Gründung der Iserlohner Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins hohes Ansehen. Stadtarchivar Rico Quaschny wird in dem Vortrag am Dienstag, 21. Februar, Leben und Wirken des Iserlohner Ehrenbürgers nachzeichnen, der "unermüdlich um die Verschönerung der Stadt und ihrer Umgebung bemüht" war.

Väter der Fotografie

Dr. Volker Jakob, langjähriger Leiter des LWL-Medienzentrums in Münster, wird am Dienstag, 21. März, Friedrich Hundt (1807-1887) als Vater der westfälischen Fotografie vorstellen. Nach der Entdeckung des fotografischen Verfahrens in Frankreich in den 1830er Jahren begann Friedrich Hundt in Münster damit, sich die Technik dieses neuen Verfahrens anzueignen. Die ersten von ihm erhaltenen Aufnahmen stammen von 1843. Dass Iserlohn der Geburtsort von Hundt ist, macht ihn zu einem besonderen Sohn der Stadt.

Nur kurze Zeit hielt sich Albrecht Meydenbauer (1834-1921) in Iserlohn auf. Prof. Dipl.-Ing. Albrecht Grimm aus Hilchenbach erforscht seit vielen Jahren die Biografie dieses Baumeisters, der zum Begründer der Photogrammetrie in Deutschland wurde. Die Gründung des ersten photogrammetrischen Instituts der Welt, der "Königlich Preussischen Messbild-Anstalt Berlin", geht auf ihn zurück. Für Iserlohn, wo Meydenbauer ab April 1876 als Kreisbaumeister tätig war, ist besonders sein Gutachten zu den Bergschäden im Bereich der Lehmkuhle von Bedeutung, auf das der Referent in seinem Vortrag am Dienstag, 18. April unter anderem eingehen wird.

Auch ein dritter Vortrag widmet sich einem fotohistorischen Thema. Stadtarchivar Rico Quaschny skizziert am Dienstag, 9. Mai, die Biografie des bisher kaum gewürdigten Fotografen Leopold Cohen (1838-1911), der zu den ersten fassbaren Fotografen in Iserlohn gehört. Ab 1867 in Iserlohn ansässig, wirkte er rund vier Jahrzehnte in der Stadt und hinterließ äußerst qualitätsvolle fotografische Stadtansichten. Als preußisch-deutscher Patriot leitete er einen Kriegerverein und als Jude war er Mitglied der Synagogengemeinde. Der Vortrag schließt mit einem Blick auf die Nachkommen Cohens, die während der NS-Zeit entrechtet und zum großen Teil ermordet wurden.

Zeitreise ins Mittelalter

Zum Abschluss der Vortragsreihe nimmt die Historikerin Dr. Stephanie Marra die Zuhörenden am 13. Juni auf eine Zeitreise ins Mittelalter mit. In ihrem Vortrag "Oestrich, Letmathe und die Grafschaft Limburg – ein historischer Überblick" erläutert sie die ins Mittelalter zurückreichenden Verbindungen zwischen Oestrich, Letmathe und Limburg. Das Territorium der Grafschaft Limburg umfasste im Spätmittelalter das Kirchspiel Letmathe mit dem Adelssitz Haus Letmathe und das Kirchspiel Oestrich. Der Vortrag beleuchtet die nicht immer konfliktfreie historische Entwicklung sowie sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Aspekte. Bei diesem Vortrag konnten der Heimatverein Ortsring Oestrich e.V. und der Geschichtskreis Letmathe als Kooperationspartner gewonnen werden. Deshalb findet der Vortrag eintrittsfrei im katholischen Pfarrheim Oestrich, Wiesenstraße, statt.

Die Vorträge von Februar bis Mai finden im Fanny-van-Hees-Saal der VHS statt, da dieser mehr Platz als das Stadtarchiv bietet. Beginn ist jeweils um 18.30 Uhr. Der Eintritt kostet jeweils 6 Euro, Ermäßigungsberechtigte zahlen 3 Euro.

Das Faltblatt mit der Terminübersicht und kurzen Informationstexten zu den einzelnen Vorträgen liegt im Stadtarchiv sowie bei der Stadtinformation aus. Es wird auf Wunsch aber auch gern zugesandt und ist im Internet abrufbar.

Autor:

Andrea Rosenthal (Redakteurin) aus Mülheim an der Ruhr

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