Interview mit Erfolgsautor Klaus-Peter Wolf
"Schreiben ist immer persönlich. Schreiben ist immer intim"
Top-Autor Klaus-Peter Wolf hält am 11. März im Parktheater Iserlohn, im Rahmen der Criminale, eine Lesung zu seinem neuesten Kriminalroman "Ostfriesensturm", der auch in der zweiten Woche weiterhin auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste bleibt und somit das meistverkaufteste Buch im Land ist. Der Stadtspiegel nutzte die Gelegenheit für ein persönliches Interview mit dem berühmten Schriftsteller.
"Zum ersten Mal in Iserlohn oder ist der Besuch quasi eine Rückkehr in die alte Heimat NRW?"
Klaus-Peter Wolf: "Es ist eine Rückkehr in meine alte Heimat. „Ostfriesensturm“ spielt ja für meine Kindheit und Jugend in Nordrhein-Westfalen eine große Rolle. Ohne diese Zeit hätte ich den Roman so gar nicht schreiben können. Schöne, aber auch schlimme Kindheitserinnerungen habe ich darin verarbeitet. Figuren aus Nordrhein-Westfalen spielen in meinen Büchern immer eine wichtige Rolle."
Das neue Buch "Ostfriesensturm" passt aktuell in die Zeit. Als Sie es schrieben und die Corona-Maßnahmen thematisierten, hätten Sie da gedacht, dass die Pandemie bis zum Tag der Veröffentlichung anhalten wird?
Klaus-Peter Wolf: "Mein Roman „Ostfriesenhölle“ war auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Ich war zusammen mit meiner Frau Bettina Göschl auf einer Tournee. Wir hatten 64 ausverkaufte Hallen vor uns, als die Pandemie alles stoppte. Mir war sofort klar, dass dies ein einschneidendes Erlebnis für die ganze Gesellschaft werden wird und dass wir hinterher die Zeit einteilen in vor und nach der Pandemie. In Ostfriesland mussten die Touristen abreisen, Menschen, die Ferienwohnungen besaßen, durften sich dort nicht mehr aufhalten. Die Polizei durchsuchte Hotels. Brave Bürger, die nicht in ihre Hotspots zurückwollten, wurden zu Illegalen. Eine Steilvorlage für einen Kriminalschriftsteller!"
Sie nehmen den Leser auf Ihre Gedankenreise in die eigene Kindheit mit. Ist das nicht zu persönlich bzw. intim?
Klaus-Peter Wolf: "Wie bei jedem Autor breche auch ich meine Bücher aus dem Steinbruch meiner Erfahrungen und dazu gehören bei mir extreme Ereignisse in der Kindheit. Schreiben ist immer persönlich. Schreiben ist immer intim. Autoren, die sich ihrer eigenen Problematik nicht stellen, können nicht authentisch sein und ich fürchte, sie werden auch scheitern. Allerdings ist dieses Buch ein Wagnis, denn in „Ostfriesensturm“ lasse ich mein Alter Ego ja sogar einen Mord begehen. Den habe ich im realen Leben natürlich nicht begangen. Aber ich stand unter dem Druck, verraten zu werden und ich kannte die Angst, die mein Alter Ego im Roman antreibt."
Wieviel Mordlust steckt in Ihnen bzw. in jedem von uns?
Klaus-Peter Wolf: "Als Kriminalschriftsteller führe ich meine handelnden Figuren an ihre größte Sehnsucht und natürlich auch an ihre größte Angst. Ich glaube, dass jeder von uns dazu gebracht werden kann, einen Mord zu begehen. Es kommt nur darauf an, wie die Person getriggert wird. Niemand wird als Mörder geboren. Situationen, Druck, Angst, der Wunsch, etwas zu verdecken, bringen uns dazu. Stellen Sie sich einen braven Familienvater vor, der pünktlich seine Steuern zahlt, Frau und Kinder liebt und sich an die Gesetze hält. Dann vergreift sich jemand an einem seiner Kinder … Ich glaube, auch wenn er nie eine Partei wählen würde, die für die Todesstrafe ist, bekommt der gute Mann sehr schnell Mordgedanken."
Wenn Sie heute noch mal wählen könnten: Hätte es auch einen anderen Klaus-Peter Wolf geben können?
Klaus-Peter Wolf: "Schon als ich ganz klein war, wusste ich, dass ich Schriftsteller werden wollte. Wohlgemerkt: ich wollte nicht reich werden und auch nicht berühmt, ich wollte meine Geschichten erzählen. Ich hatte auch immer den Wunsch, am Meer zu leben und Vater zu werden. Dies alles habe ich realisieren können."
Wie fühlt es sich an, den eigenen Namen immer wieder in den Bestseller-Listen zu lesen?
Klaus-Peter Wolf: "Es ist auf jeden Fall besser, als das eigene Gesicht auf einem Steckbrief zu sehen. Natürlich genieße ich es, aber ich kenne auch die Zeit, als meine Bücher wie Steine in den Regalen lagen – falls der Buchhändler sie überhaupt hatte. Ich war jahrzehntelang – wenn Sie so wollen - ein erfolgloser Autor. Von meinen Büchern hätte ich nicht leben können. Darum habe ich viel fürs Fernsehen geschrieben und endlose Lesereisen gemacht."
In Norden für immer im Urlaub oder müssen Sie auch manchmal raus in die große Welt?
Klaus-Peter Wolf: "Ich liebe es, in Ostfriesland zu leben und zu wohnen. Das war immer mein Sehnsuchtsort. Ich habe sieben Inseln vor der Haustür und auch eine Ferienwohnung auf einer Insel."
Wann geht ein Schriftsteller in Rente und was wird er dann dem Nachwuchs mit auf den Weg geben?
Klaus-Peter Wolf: "Richtige Künstler gehen nicht in Rente und streben auch nicht danach, Urlaub zu machen oder einen Halbtagsjob anzunehmen. Sie lieben, was sie tun, das ist ihre große Leidenschaft. Dem „Nachwuchs“ sage ich gern: Nehmt eure Figuren ernst, widmet ihnen Zeit, hört ihnen zu, Sie erzählen euch dann die Geschichten, ihr müsst sie nur noch aufschreiben."
Und am schönsten wäre noch eine Antwort auf die Frage, die man Ihnen noch nie gestellt hat, die Sie aber schon immer gerne gehört hätten...
Klaus-Peter Wolf: "Aber ja doch! Als Schirmherr für ein Hospiz am Meer sammle ich Geld. Und ich wünsche mir die Frage: Herr Wolf, wohin darf ich mein Millionenerbe überweisen?"
Autor:Anja Jungvogel aus Unna |
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