Ausstellung in der Städtischen Galerie ab Freitag
“Langsam und ganz sacht”
Iserlohn. Die Städtische Galerie Iserlohn (Theodor-Heuss-Ring 24) zeigt vom 10. Februar bis 9. April die Ausstellung "Langsam und ganz sacht” der Fotografen Steffen Diemer und Hannah Schemel.
Über die Künstler:
Was Steffen Diemer (geboren 1966 in Grünstadt, Pfalz) und die rund drei Jahrzehnte jüngere Hannah Schemel verbindet, ist die Fotografie, ist die Suche nach gültigen Bildern, wobei wir nicht von dem sprechen, was gemeinhin unter Fotografie verstanden wird. Diemer und Schemel arbeiten im Selbstauftrag, ohne Termindruck und allein ihrem persönlichen Kompass verpflichtet. Sie nutzen die Kamera, um zu Bildern zu gelangen, die als Werke dauerhaft bestehen können, buchstäblich Solitäre in einer Welt des visuellen Overkill.
Steffen Diemer hat mehr als zwei Jahrzehnte als Bildjournalist gearbeitet. Dort hat er mehr als 70 Länder auf vier Kontinenten als freier Fotograf bereist und mit der Kamera erkundet. Diemer sah sich gedruckt. Im Spiegel, im Stern, in der FAZ. Was nach Erfolg klingt, wurde allerdings zusehends zur Belastung bis hin zum Burnout, zum Zusammenbruch. 2011 nahm Steffen Diemer Abschied vom Fotojournalismus und erfand sich neu, ohne das Fotografieren aufzugeben. In der Entschleunigung seines Tuns fand Diemer eine kreative Perspektive, in der Erkundung technologischen Neulands, das im Grunde ein längst aufgegebener Acker war, einen künstlerischen Horizont.
Ganz ähnlich Hannah Schemel (geboren 1994 in Bühl, Schwarzwald), die sich gewissermaßen über Nacht einen anderen Weg verordnet hat. Bereits mit fünfzehn Jahren hatte sie ein Jahr in den USA verbracht, dort unter anderem einen Fotokurs belegt, Bekanntschaft mit Kleinbild und Dunkelkammer gemacht. Zurück in Deutschland begann sie, an der Hochschule Mannheim Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Fotografie zu studieren, machte ihren Abschluss, arbeitete in einer Agentur. Was nach einer Karriere in den neuen Medien oder in der Werbung klingt, erwies sich allerdings schnell als Sackgasse. Zuviel Hektik und Kommerz. Letztlich konnte die Welt der Werbung die junge Hannah Schemel nicht begeistern – so wenig wie ein inzwischen entmaterialisiertes Medium. Die Massen an Fotos auf der Festplatte habe sie sich gar nicht mehr angeschaut.
Zur Ausstellung:
In der Städtischen Galerie in Iserlohn zeigt die Künstlerin Hannah Schemel, Umi, das Meer, und Kigen, der Ursprung, welche an der bretonischen Küste und in ihrer Heimat, dem Schwarzwald entstehen. Man kann geradezu die salzige Gischt im Gesicht spüren. Das Geräusch der Wellen hören, die auf Felsen schlagen. Im Rhythmus der Natur bäumt sich die See auf, um im nächsten Moment wieder ruhig zu liegen. Der flüchtige Nebeldunst wird von der Künstlerin durch stundenlanges Ausharren eingefangen. Den Schwarzwald zeigt sie als zarte Details von Baumspitzen, aber auch in größeren Ansichten, die den Betrachter taubesetze Tannennadeln und Moos riechen lassen. Momente zum Neuentdecken von verborgenen Schönheiten, Innehalten und Durchatmen.
Von Steffen Diemer werden Stillleben zu sehen sein. Ein Wasserglas aus dem täglichen Gebrauch. Brombeeren die zum Verspeisen einladen. In den kleinen Dingen des Alltags findet Steffen Diemer immer wieder überraschende Schönheit. Mit feinsinnigem Blick arrangiert er diese auf den ersten Blick einfachen Gegenstände zu reizvollen Stillleben. Eines seiner liebsten Themen sind Blüten. Ein Kirschblütenzweig, der an das Gefühl erinnert, wenn der Frühling begrüßt wird. Ein kurzes Stehenbleiben und die kindliche Freude die Menschen erfasst in Anbetracht des jährlichen Naturschauspiels des andauernden Zyklus des Lebens. In Japan wird die sakura, die Kirschblüte, sogar mit einem eigenen Fest geehrt, dem Hanami.
Vernissage am 10. Februar
Zur Vernissage am Freitag, 10. Februar, um 19.30 Uhr sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Die Einführung übernimmt der Fotohistoriker und Journalist Hans-Michael Koetzle. Hannah Schemel und Steffen Diemer werden anwesend sein.
Die Städtische Galerie ist geöffnet mittwochs bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 15 Uhr sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet 4 Euro (ermäßigt 2 Euro), Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren haben freien Eintritt.
Workshop Porträt-Sitzung:
Im Rahmen der Ausstellung findet am Wochenende, Samstag, 25., und Sonntag, 26. Februar, jeweils von 11 bis 15 Uhr ein Workshop "Porträt-Sitzung" mit den beiden Künstlern statt. Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen. Die Arbeiten entstehen im Nassplatten-Kollodium-Verfahren als Ambrotypie auf Schwarzglas. Das teure Verfahren, das in diesem Workshop live angewendet wird, ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Somit wird jedes Porträt als einmaliges Unikat der Künstler zwischen 190 Euro (klein) und 280 Euro (groß) kosten. Nähere Infos gibt es unter Tel. 02371/217-1940 oder -1972.
Ausführliche Infos zur Ausstellung gibt es auch unter www.iserlohn.de/kultur/staedtische-galerie/.
Autor:Lara Ostfeld aus Menden (Sauerland) |
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