Theater für alle

Kulturvermittlerin Miriam Engelmann bringt Theater in die Schulen

In Zeiten, in denen nicht allein Kinder und Jugendliche ihre Freizeit immer mehr online bei TikTok und Co. verbringen, wird es zusehends schwieriger, sie auch für kulturelle Offline-Veranstaltungen wie beispielsweise das Theater zu begeistern. Genau hier setzt die Arbeit von Miriam Engelmann an. Seit Mai letzten Jahres ist die 29-Jährige beim Parktheater Iserlohn als sogenannte Kulturvermittlerin tätig.

Hier bildet sie die Schnittstelle zwischen Theater und Schule und möchte so Kultur bereits für die Kleinsten erlebbar machen. Miriam Engelmann weiß genau, wovon sie spricht, sie lernte selbst früh die Amateurbühne kennen und entdeckte so ihre Leidenschaft für das Theater.

"Es gibt hier so viele Möglichkeiten, seine Fantasie zu beleben und es ist einfach toll, wie Theater Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft, jeden Alters und Geschlechts genau da abholen kann, wo sie sich befinden", schwärmt die gelernte Theaterpädagogin. "Theater ist für alle da. Genau das ist es, was ich im Rahmen meiner Arbeit auch den Kindern und Jugendlichen in Iserlohn vermitteln will." Und so bietet das Parktheater verschiedene Kooperationsveranstaltungen sowohl in den Schulen als auch im Theater selbst an. Diese beschränken sich nicht nur auf das Schauspiel, sondern umfassen auch Musik und Tanz oder Ausstellungen. Eine Vor- und Nachbereitung in Form von Workshops bietet den Kindern die Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen und Erwartungen zu formulieren.

"An der Südschule habe ich beispielsweise erst kürzlich einen Workshop zum Thema Mimik und Gestik gegeben", erzählt Miriam Engelmann aus der Praxis. "Die Erst- und Zweitklässler haben Schule in der Corona-Pandemie ja nur mit Maske kennengelernt. Dabei ist es so wichtig für sie, auch die Mimik des Gegenübers zu sehen, um Gefühle zu lesen und ihr Bild zu schärfen." Auch die weiterführenden Schulen profitieren vom Angebot des Parktheaters. So war vor kurzem eine siebte Klasse der Europaschule aus Hemer zu Gast, die einen Tag lang in die Arbeit vor Ort reinschnuppern konnte.

"Gerade für diese Altersklasse hat Theater immer auch etwas Altbackenes und Langweiliges an sich", berichtet Theaterleiter Niels Gamm. "Als bekanntgegeben wurde, dass der diesjährige Wandertag im Theater stattfindet, war das Gemaule dementsprechend groß. Nachdem sie Schüler sich bei uns nicht nur im Theaterspielen ausprobieren konnten, sondern auch die wichtige Arbeit der Licht- und Tontechniker kennengelernt haben, konnten wir uns von 28 lachenden und neugierigen Gesichtern verabschieden. Das ist für alle Beteiligten, auch Lehrer und Eltern, eine tolle Erfahrung und der beste Lohn für unser Engagement." Niels Gamm, der aktuell seine zweite Spielzeit in Iserlohn erlebt, war es auch, der die gebürtige Münsteranerin Miriam Engelmann ans Parktheater holte. Beide hatten sich während ihrer Ausbildung zur Theaterpädagogin kennengelernt. Finanziert wird die aktuell halbe Stelle der Kulturvermittlerin noch bis Juni 2024 aus Fördermitteln und Spenden sowohl von Stiftungen als auch privater Unterstützer.

"Die Stelle liegt außerhalb des städtischen Stellenplans, wir hoffen aber natürlich, dass sie sich nach Ablauf der Förderung verstetigt und vielleicht sogar auf eine ganze Stelle im Rahmen des städtischen Kulturentwicklungsplanes aufstocken lässt." Denn auch wenn der Schwerpunkt zurzeit noch auf der Kulturvermittlung von Kindern und Jugendlichen liegt, haben Miriam Engelmann und Niels Gamm für die Zukunft noch viele Pläne.

"Das Thema Kulturvermittlung ist breit gefächert und bietet so viel Entwicklungspotenzial. Theater hört ja nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt im Leben einfach auf, im Gegenteil", so Miriam Engelmann. "Ich habe in der Vergangenheit beispielsweise auch intensiv mit Menschen mit einer Demenzerkrankung gearbeitet. Auch hier kann Kultur viel leisten. Theater ist in jedem Alter immer auch eine Auszeit vom Alltag, nach der man sich erfrischt wieder den Realitäten des Alltags stellen kann."