Glück gehabt bei der Loveparade in Duisburg - Auf einmal ging nichts mehr

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Am Samstag wollten viele Menschen in Duisburg auf der Loveparade feiern und Spaß haben, doch wie wir am Sonntag bereits berichteten, kam es zu einer Massenpanik, bei der 21 Menschen ums Leben gekommen sind. Das letzte Opfer, eine 25-jährige Frau, verstarb in der Nacht zu Mittwoch im Krankenhaus. 500 Verletzte und viele traumatisierte Menschen werden die Loveparade in Duisburg nicht mehr vergessen.

TEXT VON BJÖRN UND PATRICK BRAUN / FOTOS SASSE/FOTOS-BRAUN.DE

Die Trauer ist mittlerweile in Wut umgeschlagen, so dass Duisburgs Oberbürgermeister Sauerland und seine Familie unter Polizeischutz stehen. Viele Fragen sind noch offen, werden nicht beantwortet. In Duisburg wird sich gegenseitig gelobt, alles richtig gemacht zu haben und die Schuld wird bei anderen gesucht. Die vielen Warnhinweise von Polizei und Feuerwehr sind offenbar bei der Planung überhört oder ignoriert worden.
Die Stadt Duisburg soll gravierende Planungsfehler begangen und die Sicherheitsvorschriften für die Loveparade gelockert haben. Schon vor Beginn wurden Hinweise auf das Nadelöhr am Tunnel gegeben. Letztendlich kam es dann gegen 17 Uhr zu der Massenpanik am Tunnel mit 21 Toten und mehr als 500 Verletzten, zu den auch eine Mendenerin gehört.
Der Iserlohner Patrick Braun war vor Ort und schildert seine Erlebnisse:
„Es begann als fröhliche Party und endete in einer Katastrophe! Tagelang freuten wir uns auf dieses Spektakel. Doch nach den bekannten Ereignissen wollten wir einfach nur noch nach Hause!
Der Weg vom Hauptbahnhof bis ca. 200 Meter vor dem Tunnel verlief noch halbwegs ruhig, doch spätestens dann begann das Chaos. Auf der Düsseldorfer Straße Richtung Festgelände stauten sich die Massen und der Boden war Zentimeter hoch mit Müll bedeckt. Es war 14 Uhr und die Bauzäune vor der Kontrollzone waren verschlossen. Bereits hier herrschten Gedränge und Geschiebe. Zudem strömte eine riesige Menschenmenge heran.
Als die Sicherheitsleute die Zäune öffneten, liefen die Menschen durch den Kontrollpunkt und durch den Tunnel bis zur Einmündung des Festgeländes. Hier trafen die Raver von drei Seiten aufeinander, diejenigen die das Gelände wieder verlassen wollten und diejenigen, die von den zwei Seiten des Tunnels kamen. Es war rappelvoll und wir haben versucht, so schnell wie möglich recht weit in das Gelände zu gelangen. Je weiter wir auf das Gelände kamen, desto mehr Platz hatten wir. Deswegen suchten wir uns einen Platz im hinteren Teil des Geländes aus und feierten bis ca. 19 Uhr, als wir die ersten „Sorgenanrufe“ und SMS unserer Familien und Freunden empfingen, da es angeblich zehn Tote bei einer Massenpanik gegeben habe. Wir konnten es kaum fassen und wunderten uns, dass auf der Autobahn zahlreiche Rettungswagen und Hubschrauber eintrafen. Als sich das Gerücht bestätigte, wollten wir den Heimweg antreten, natürlich durch den Ein- und Ausgang. Dieser war jedoch gesperrt und laut Polizei sollten wir es doch an einer anderen Stelle versuchen, um das Gelände verlassen zu können. Dabei mussten wir durch einen Seitengang in den Tunnel, der nur noch halb so breit war, da er mit Bauzäunen und Decken geteilt wurde. Trotzdem sahen wir überall weinende und betroffene Menschen, die von Sanitätern betreut wurden und auch einige Leichen, die mit weißen Tüchern bedeckt waren – es sah aus wie auf einem Trümmerfeld!
Erst jetzt wurde uns langsam klar, was hier geschehen ist und was für ein großes Glück wir gehabt haben, zumal wir uns nur zwei Stunden zuvor auch an dieser Stelle vorbeigedrängelt haben. Polizisten verteilten Getränke und schickten uns anschließend mittels einer großen Umleitung durch die halbe Stadt Richtung Bahnhof. Auch hier hatte sich bereits eine große Menschenmenge versammelt, die die Heimreise antreten wollte. Wir wurden zum anderen Ende des Bahnhofs geschickt, durch einen weiteren, zweispurigen Tunnel der schon gefüllt war! Als ob die Sicherheitskräfte nichts aus den vergangenen Stunden gelernt hätten. Auch hier war das Chaos groß, auch dieser Eingang war gesperrt und auch hier drängelten die Massen dicht an dicht. Wir versuchten ein paar hundert Meter weiter in einen der zahlreichen Busse zu gelangen, wohin der Bus fuhr, war uns nicht so wichtig, Hauptsache: Raus aus Duisburg! So gelangten wir nach Essen und setzten von dort aus unsere Heimreise mit der Bahn nach Iserlohn fort.“

Autor:

Björn Braun aus Hagen

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