Ergreifende Klänge auf Höchstniveau von Westfalen Winds
Am Sonntag, dem 1. November, fand im Musikbildungszentrum Südwestfalen in Bad Fredeburg das traditionelle „KlangKaffee“-Konzert des sinfonischen Blasorchesters Westfalen Winds statt. Ein herausragendes Konzert auf Höchstniveau, das in minutenlangem Standing Ovation von knapp 200 Zuhörern entbrannte.
Bad Fredeburg - Das außergewöhnliche Projektorchester Westfalen Winds gastierte an Allerheiligen in Bad Fredeburg mit seinem traditionellen „KlangKaffee“-Konzert im neugestalteten Konzertsaal des Musikbildungszentrums Südwestfalen. Eröffnet wurde der sowohl klangreiche als auch wohlschmeckende Nachmittag mit dem ersten Satz des Werks „Spiel für Blasorchester“ von Ernst Toch. Ein modernes und zugleich buffoneskes Stück, das als tänzelnde Weise aus dem frühen 20. Jahrhundert für einen spritzigen Einstieg sorgte.
Himmel auf Erden
Eine ebenso wohlklingende wie mystische Atmosphäre schuf das darauffolgende Werk „The Speech of Angels“ von Stephen Melillo, in dem sich unterhaltsame Programmmusik, filmmusikalische Einflüsse und neue Klangkonzepte für sinfonisches Blasorchester vereinen. Zunächst bedächtig, fast schon sphärisch beginnend, folgt das Werk programmatische Ansätze, um dem Zuhörer das Bild des Himmels in all seiner Reinheit und zurückhaltenden Pracht darzubieten. Durch sanfte Flötenklänge und einem einzelnen, solistischen Horn zu Beginn wurde von Westfalen Winds an Allerheiligen quasi der Himmel auf Erden zu Gehör gebracht, bevor der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen dem Erzengel Michael und dem fallenden Luzifer, brillant vom Orchester in Szene gesetzt wurde und letztlich mit dem Sieg des Guten abschloss.
Unverwechselbare Präzision und Klangdarbietung
Im letzten Stück vor der Pause wurden die Schlagzeuger von Westfalen Winds im „Concertino for four Percussions and Wind Ensemble“ von David Gillingham zu Solisten. In diesem gewaltigen Stück sind die Rollen vertauscht. Das Schlagzeugregister führt das Orchester als Solist durch das Werk, wohingegen das Orchester selbst den unterstützenden Auxiliarpart übernimmt. Gillinghams Stück ist geprägt von filigranen und technisch anspruchsvollen Solopassagen, die zu Beginn immer wieder fast schon rüde und cholerisch von urplötzlichen Klangaufwallungen des Orchesters unterbrochen werden. In der technisch sehr präzisen und klanglich unverwechselbaren Darbietung von Westfalen Winds könnte Gillinghams Werk einen musikalischen Streitdialog mimen, der sich im Verlauf des Stücks zunehmend in einen Kompromiss auflöst.
Differenzierte Rhytmik und agogische Ergriffenheit
„KlangKaffee“-Konzert bedeutet nicht nur Konzerte auf höchstem Niveau sondern ebenso leckerer, selbstgebackener Kuchen und aromatischer Kaffee in einer verlängerten Pause. Gut gestärkt in der zweiten Konzerthälfte angelangt, erklang ein ganz besonderes Werk für großes sinfonisches Blasorchester, das nicht nur durch seine zahllos gesetzten Sonderinstrumente wie Kontrabassklarinette, Basssaxophon oder vier Celli hervorgehoben ist: „Variazioni sinfoniche su 'Non potho reposare‘“ von Hardy Mertens.
Mertens, der zugleich Dirigent der 'Königlichen Harmonie Orpheus' ist, dem Partnerorchester von Westfalen Winds, schuf damit 2001 ein Werk, das bereits jetzt schon als eines der größten Werke für sinfonisches Blasorchester gilt und alle Orchesterregister zu Höchstleistungen herausfordert. Durch die musikalischen Diskrepanzen zwischen solistisch gesetzten Passagen und monumentalen, fast schon Bruckner-haften Instrumentierungen wurde der Zuhörer auf eine imposante und bedeutungsvolle Reise mitgenommen, in der Heimat, das Heimweh und die Einsamkeit in der Fremde durch den Zwiespalt von differenzierter Rhythmik zu agogischer Ergriffenheit wunderbar vom westfälischen Orchester umschrieben wurden.
Minutenlange Standing Ovation
Der Beifallssturm und die mehrfachen "Bravo!"-Rufe am Ende des Stücks zeugen von der erstklassigen Musik in einem atemberaubenden Konzert, das in Bad Fredeburg derart überwältigte, dass Westfalen Winds erst nach minutenlangem Standing Ovation und zweier Zugaben von den Zuhörern dankbar entlassen wurde.
Dabei hielt besonders die zweite Zugabe einen besonderen Kontra- und zugleich herrlichen Glanzpunkt bereit, der die außergewöhnlich hohe Musikalität des Ensembles nochmals herausstellte: Westfalen Winds verabschiedete sich ganz bedächtig mit einer vierstimmig filigran gesungenen Version des Chorals „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ von Johann-Sebastian Bach und formte mit unbeschreiblicher Wärme einen krönenden und wundersam lauschigen Konzertabschluss.
Weitere Informationen zum Orchester auf www.westfalen-winds.de oder www.facebook.com/westfalenwinds.de
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Westfalen Winds e.V.
Pressereferentin
Luzie Turwitt
Sauerdornweg 23
99097 Erfurt
luzie.turwitt[at]westfalen-winds.de
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Autor:Martin Fuchs aus Hagen |
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